Ende des Glücksspiels in Uganda
Posted on: 22/01/2019, 01:18h.
Last updated on: 29/01/2019, 04:44h.
Präsident Yoweri Museveni (74) hat das Ende des Glücksspiels in Uganda eingeläutet. Von nun an sollen Anbietern keine neuen Lizenzen erteilt und bestehende nicht mehr verlängert werden. Die Regierung gibt an, so gegen das exzessive Spiel, insbesondere Minderjähriger, in dem von Armut geplagten Land vorgehen zu wollen.
Künftig keinerlei Lizenzen für Glücksspielbetreiber
Eigentlich regeln der „National Lotteries Act“ und der „Gaming and Pool Betting Act“ das Glücksspiel in Uganda. Sie setzen die Rahmenbedingungen für das stark frequentierte Geschäft mit Casinos, Wetten, Automatenspielen und Lotterien. Doch damit soll nun Schluss sein:
Am Montag ließ Präsident Museveni über seinen Finanzminister David Bahati verkünden, dass es künftig keine Glücksspiellizenzen mehr geben werde:
Wir haben die Direktive des Präsidenten Museveni erhalten, die Lizensierung von Sportwetten-, Spiel- und Glücksspielunternehmen einzustellen. Der Präsident hat der zuständigen Regulierungsbehörde die entsprechenden Anweisungen gegeben. Von nun an werden keine neuen Firmen mehr Lizenzen erhalten. Die Lizenzen der bereits registrierten Unternehmen werden nach dem Auslaufen nicht erneuert werden.
Derzeit operieren in dem Land, dessen Größe mit einer Fläche von 240.000 Quadratkilometern mit der Großbritanniens vergleichbar ist, 13 Casinos und etliche Online-Anbieter. In der Hauptstadt Kambala wurden Lizenzen zum Betrieb von insgesamt 95 Spieltischen und rund 360 Automaten vergeben. Hinzu kommen unzählige, kiosk-ähnliche Wettstuben, die überall im Land aus dem Boden sprießen.
„Ein notwendiges Übel“
Bislang galt das Glücksspiel in Uganda als verhältnismäßig gut reguliert. Erst im Mai vergangenen Jahres hatte die ugandische Glücksspielbehörde, das National Lotteries and Gaming Regulatory Board (NGBU), weitere Maßnahmen zum Spielerschutz und dem Kampf gegen Geldwäsche in der Glücksspielindustrie installiert. Damals hatte der Geschäftsführer der Glücksspielbehörde, Edgar Agaba, ein Komplettverbot des Glücksspiels noch ausgeschlossen:
„Der Versuch, das Spielen zu stoppen, ist reine Zeitverschwendung“
Stattdessen setze die Regierung auf das bürgerschaftliche Engagement der Glücksspielanbieter und die Entwicklung eines zentralen Monitoring-Systems, dass die Aktivität der einzelnen Spieler überwachen sollte. Zudem sei der Glücksspielsektor, der rund 5000 Ugandern Arbeit biete, als wichtiger Wirtschaftsfaktor ein „notwendiges Übel“, ließ Agaba wissen.
Allein im vergangenen Geschäftsjahr hatte der Staat umgerechnet rund 8,45 Millionen Euro an der mit 35 % besteuerten Industrie verdient, seit Mai wurden weitere 76 Lizenzen zum Betrieb von Casinos, Spielautomaten und Wettangeboten vergeben. Erst im Oktober 2018 hatte die NGBU Anbieter dazu aufgerufen, sich für weitere Lizenzen für 2019 zu bewerben.
Nun, nur drei Monate später, folgt die Kehrtwende. Am Montag verkündete Finanzminister Bahati bei einem Treffen einer freikirchlichen Diözese in Kabala die Entscheidung des Präsidenten zum Ende des Glücksspiels in Uganda.
Armut und Glücksspiel: Ein Teufelskreis
Als Repräsentant des Präsidenten bei der Veranstaltung erklärte Bahati den anwesenden religiösen Führern den Grund für den Einschnitt: Wie sie, sehe auch die Regierung das Glücksspiel im Land als einen Teufelskreis an. Insbesondere Jugendliche seien betroffen:
Aus der herrschenden Armut heraus investierten sie in der großen Hoffnung auf den Jackpot deutlich mehr ins Glücksspiel, als sie sich leisten könnten. Zudem gäbe es Hinweise auf eine geminderte Produktivität von Spielern, welche die Familien noch tiefer in die Armut führten.
Uganda ist mit einem durchschnittlichen jährlichen Einkommen von 638 US-Dollar eines der ärmsten Länder der Welt.
Von den rund 35 Millionen Einwohnern sind mehr als die Hälfte unter 15 Jahren, die Lebenserwartung liegt bei knapp 59 Jahren. Schätzungen gehen von einem Anstieg der Bevölkerung auf 128 Millionen im Jahr 2050 aus.
Hauptreligion in Uganda ist mit 85 % das Christentum. Seit knapp 20 Jahren etablieren sich fundamentalistische Pfingstbewegungen (Pfingstler, wiedergeborene Christen und Evangelikale), die mittlerweile 11,1 % der Bevölkerung vereinen.
Tatsächlich hatte sich die Regierung bereits im Jahr 2016 dem Thema „Jugend und Glücksspiel“ angenommen und ein rigoroses Verbot von Angeboten für Spieler unter 25 Jahren verhängt. Glücksspielbetreiber, die gegen die Regularien verstoßen, müssen mit empfindlichen Geldstrafen und einer Haft von bis zu zwei Jahren rechnen. Zahlen zur Verfolgung derartiger Missachtungen liegen allerdings nicht vor.
Die Spielsucht stellt unter Jugendlichen in Uganda und vielen weiteren afrikanischen Ländern ein elementares Problem dar. Seit Jahren entdecken sowohl lokale als auch internationale Glücksspielanbieter das große Potenzial, das der afrikanische Kontinent ihnen bietet: In vielen Ländern erzielen Betreiber Jahr für Jahr neue Umsatzrekorde.
Mitgrund hierfür sind Armutsraten, die so hoch sind, dass ein einziger Gewinn massive Auswirkungen auf das Leben einzelner und ganzer Familien haben kann. Soziologen, wie Lawrence Bategeka vom Makerere University Economic Policy Research Centre, warnen davor, dass das Glücksspiel als Haupteinkommensquelle betrachtet wird:
Momentan steigen viele Menschen, insbesondere Jugendliche, eher ins Glücksspiel ein als zu arbeiten, weil sie das schnelle Geld wollen.
Ende des Glücksspiels in Uganda: Ein Schritt aus der Armut?
Zweifellos braucht Uganda eine Lösung für seine Probleme mit dem Glücksspiel unter Jugendlichen. Eine Umfrage unter knapp 6000 Ugandern ergab 2016, dass ein Komplettverbot bzw. eine starke Einschränkung des Glücksspiels im Land auf die Zustimmung von 58 % der Befragten traf.
Dennoch bleibt die Frage, inwieweit eine Direktive des Präsidenten das Problem tatsächlich in den Griff bekommen kann oder das Glücksspiel nur in den Untergrund und das schwer kontrollierbare Internet verlagert
Kritiker bezweifeln die Umsetzbarkeit und greifen Museveni scharf an: Das eigentliche Problem sei die Armut und die Arbeitslosigkeit im Land. Dem Präsidenten werfen sie Korruption und Anbiederung an die radikal-religiösen Evangelikalen vor. Zudem sei ein Regieren per Dekret nicht mit demokratischen Maßstäben vereinbar.
No comments yet