Glücksspiel zum Erhalt von Kulturerbe: Plant die EU eine neue Lotterie?
Posted on: 23/05/2021, 05:30h.
Last updated on: 21/05/2021, 02:06h.
In der Europäischen Union könnte es bald eine neue staatenübergreifende Lotterie geben. Im Gespräch sei nach Medienberichten eine „European Heritage Lottery“, deren Einnahmen für den Erhalt europäischen Kulturerbes eingesetzt werden sollen.
Laut dem portugiesischen Nachrichtenportal Noticias do Mundo [Seite auf Portugiesisch] habe dies Portugals Kultusministerin Graça Fonseca nach der Europaratssitzung am Dienstag verlauten lassen. Die Politikerin sei seit Jahren eine der größten Befürworterinnen derartiger Lotterien. Die Spielerschutz-Bedenken anderer Politiker teile sie nicht.
Frankreich habe beispielsweise gezeigt, dass eine Kulturerbe-Lotterie gut funktioniere und die Menschen durchaus in der Lage seien, eigene verantwortungsbewusste Glücksspiel-Entscheidungen zu treffen.
Frankreich führt seit September 2018 eine jährliche nationale Kulturerbe-Lotterie durch, das Loto du patrimoine. Betreiber ist die französische Nationallotterie Française des Jeux. Alle Einnahmen fließen in den 1996 kreierten Kulturerbe-Fonds Fondation du patrimoine. Die Gelder sollen vor allem jenen Kulturstätten zugutekommen, die als gefährdet eingestuft werden.
Daher greife auch das Argument des portugiesischen Rates für Wirtschaft und Soziales nicht. Dieser hatte zuvor in Bezug auf Portugals eigene neue Kulturerbe-Lotterie kritisiert, dass die Finanzierung von öffentlichem Kulturerbe auf Basis von potenziell schädlichem Glücksspiel für soziale Ungleichheit sorge.
Der Europarat sei grundsätzlich auf der Seite Fonsecas, so die Ministerin. So habe dieser am Dienstag über Möglichkeiten zum Erhalt von Kulturerbe diskutiert und die Kreation einer derartigen Lotterie auf internationaler Ebene befürwortet.
Portugals Kulturerbe-Lotterie diese Woche gestartet
Nach Frankreich startete in dieser Woche auch Portugal seine erste offizielle Kulturerbe-Lotterie, die Loteria do Patrimônio. Trotz der Bezeichnung Lotterie handelt es sich nicht um eine Ziehung, sondern um ein Rubbelkarten-Spiel. Jedes Los soll einen Euro kosten, der Hauptgewinn liegt bei 10.000 Euro.
Medienberichten zufolge gelte das neue Spiel innerhalb des Landes aufgrund von Spielerschutz- und ethischen Bedenken als äußerst umstritten. Ursprünglich sollte die Lotterie bereits letztes Jahr starten. Aufgrund der Corona-Krise sowie der fortwährenden Kritik sei sie jedoch zunächst aufgeschoben worden.
Für Fonseca werde jedoch im negativen Sinne zu viel Wirbel um die Lotterie gemacht. Gegenüber der Zeitung Expresso sagte sie:
Es ist nichts außergewöhnlich an diesem Thema. Das einzig Außergewöhnliche ist, dass wir jetzt genau das machen, was andere Staaten schon vor uns gemacht haben.
Ob die portugiesische Lotterie einen ähnlichen Erfolg haben wird wie ihr französisches Pendant, dürfte sich bald zeigen. Ungewiss bleibt indes, ob die EU mit einer internationalen Kulturerbe-Lotterie folgen könnte.
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