Österreichische Chefin der Grünen verlässt Partei und geht zu Novomatic

Posted on: 06/03/2018, 12:06h. 

Last updated on: 06/03/2018, 02:44h.

Die Chefin der Grünen in Österreich, Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, hat ihre Parteimitgliedschaft niedergelegt und arbeitet seit dem 1. März 2018 für den Glücksspielkonzern Novomatic, den Sie noch vor kurzem heftig kritisiert hatte. Ihr Wechsel hat landesweit für Aufruhr gesorgt, insbesondere bei ihrer ehemaligen Partei.

Ex-Politikerin Eva Glawischnig bei Novomatic
Ex-Politikerin Eva Glawischnig hat zu Novomatic gewechselt. (Bild: noen.at)

Grünen-Chefin wird zur Verantwortungsmanagerin

Die ehemalige Bundessprecherin der österreichischen Grünen und Abgeordnete im österreichischen Nationalrat leitet seit Anfang des Monats den Bereich Corporate Responsibility und Sustainability bei Novomatic. Die studierte Juristin wird sich nach dem Ende ihrer politischen Karriere im Sommer 2017 nun für Nachhaltigkeitsmanagement und verantwortungsvolles Spiel bei Österreichs größtem und einflussreichstem Konzern engagieren und sagt:

„Ich sehe mich als ‚Verantwortungsmanagerin‘ und werde mich um ökologische und juristische Fragen sowie um verantwortungsvolles Spielen kümmern. Natürlich waren gerade Corporate Responsibility und Sustainability Kernthemen meiner langjährigen Arbeit bei den Grünen gewesen. Ich freue mich, nun die Möglichkeit zu haben, diese Themen bei einem der wenigen österreichischen Weltkonzernen global vorantreiben zu können.“

Im Rahmen der unternehmerischen Verantwortung Novomatics als Weltkonzern mit fast 30.000 Mitarbeitern wird sich die ehemalige Spitzenpolitikerin auch mit Themen wie Umweltengagement und sozialen oder mitarbeiterbezogenen Themen beschäftigen.

In ihrer neuen Rolle soll sie außerdem dazu beitragen, Novomatic den Weg zur Weltspitze zu ebnen. In den nächsten drei bis fünf Jahren streben die Österreicher zusammen mit ihren Partnerunternehmen auf der ganzen Welt die internationale Marktführerschaft im Unterhaltungs- und Glücksspielbereich an.

Kontroverser Schachzug

Die Tatsache, dass Eva Glawischnig vor weniger als einem Jahr noch als Grünen-Chefin Stimmung gegen Novomatic gemacht hat, hat in den österreichischen Medien für viel negative Berichterstattung gesorgt. Novomatic-Vorstandsvorsitzender Harald Neumann ist sich der Kontroverse durchaus bewusst, die die Anstellung der einstigen Grünen-Chefin hervorgerufen hat. In der offiziellen Novomatic-Pressemitteilung heißt es dazu:

„Natürlich gab es in der Vergangenheit durchaus Kontroversen zwischen unserem Unternehmen und Eva Glawischnig. Letztendlich hat Frau Glawischnig NOVOMATIC dadurch besser kennengelernt und wir haben gesehen, dass unsere Ansichten sich größtenteils decken.“

Auch die neue Verantwortungsmanagerin selbst ist sich im Klaren darüber, welche Reaktionen ihr Jobwechsel zum neuen Arbeitgeber in der Öffentlichkeit auslösen würde:

„Ich habe gewusst, dass mein Wechsel Irritation und Unbehagen bis hin zu Unverständnis auslösen würde.“

Ihr Wechsel war bis zur letzten Minute geheim gehalten worden. Ihre Parteimitgliedschaft bei den Grünen hat Eva Glawischnig kurz nach Bekanntgabe ihrer neuen Arbeitsstelle niedergelegt.

Parteifreunde schwer enttäuscht von Eva Glawischnig

Der plötzliche Sinneswandel der 49-Jährigen beschäftigt nicht nur die Medien, sondern auch ihre ehemaligen Parteikollegen. Die Grünen zeigen sich fast durchweg schockiert und empört über die Entscheidung ihrer einstigen Kollegin. So äußerte der grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon Bedauern darüber, Eva Glawischnig 2017 als Parteichefin unterstützt zu haben:

„Wenn du dich für jemanden in die Schusslinie stellst, schau drauf, dass du dich ein Jahr später nicht wie ein Volltrottel fühlst.“

Andere Parteimitglieder werden noch deutlicher:

„Das Ganze ist ein Wahnsinn, ich bin entsetzt.“

Oder:

„Eva, danke für nichts!“

Grünen-Chef Werner Kogler betonte zwar, dass Eva Glawischnig als Privatperson in ihrem Handeln absolut frei sei, doch in der Partei sei man sich einig und sagt:

„Wir werden die Machenschaften dieses Konzerns auch weiterhin kritisieren und gegebenenfalls bekämpfen.“

Wie die Ex-Spitzenpolitikerin sich im neuem Amt schlagen wird und wie sich die Zusammenarbeit mit ihrer ehemaligen Partei gestalten wird, wird die Zeit zeigen.