Kokain-Erpressung: Ex-Cricket-Nationalkapitän in Match-Fixing-Falle gelockt
Posted on: 26/01/2022, 01:16h.
Last updated on: 26/01/2022, 01:36h.
Brendan Taylor (35), ehemaliger Kapitän der Cricket-Nationalmannschaft von Simbabwe, muss sich wegen Verstoßes gegen Anti-Spielmanipulations-Richtlinien auf harte Sanktionen des Cricket-Weltverbandes ICC einstellen. Über Twitter erklärte der mittlerweile nicht mehr aktive Sportler, dass er es versäumt habe, einen Versuch, ihn zur Spielmanipulation zu bewegen, rechtzeitig zu melden.
Im Jahr 2019 sei er beim Kokainkonsum gefilmt und mit den Aufnahmen erpresst worden. Im Gegenzug fürs Schweigen hätte er internationale Spiele manipulieren sollen.
Match-Fixing-Anwerbung in Indien
Wie Brendan Taylor in einem am Montag veröffentlichten langen Statement mitteilt [Text auf Englisch], werde der ICC zeitnah eine mehrjährige Sperre gegen ihn aussprechen. Nach längerer Prüfung sei dies die Konsequenz aus seinem Fehlverhalten, die er „demütig akzeptiere“. Er hoffe, dass seine Geschichte anderen Spielern künftig dabei helfe, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Im vergangenen September verkündete Brendan Taylor seinen Rücktritt vom internationalen Cricket. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Mann aus Harare auf eine äußerst erfolgreiche Karriere zurückblicken. Seit 2004 Mitglied der Nationalmannschaft von Simbabwe, führte er diese ab 2011 als Kapitän. Zeitweise spielte er unter anderem für Erstligisten in Indien und Pakistan, stand von 2015 bis 2017 beim britischen Klub Nottinghamshire unter Vertrag.
Konkret, so beschreibt es Taylor in teils emotionalen Worten, gehe es in seinem Fall um Geschehnisse, die im Jahr 2019 ihren Anfang nahmen. Damals sei er von einem Geschäftsmann nach Indien eingeladen worden, um unter anderem über Sponsoring zu sprechen.
Für die Reise seien ihm 15.000 USD in Aussicht gestellt worden. Der Zeitpunkt sei offenbar bewusst gewählt worden, da er seit sechs Monaten keine Zahlungen mehr vom Simbabwer Cricket Verband erhalten habe.
Kokain beim Abschieds-Dinner
Nachdem es zunächst tatsächlich um Geschäftliches gegangen sei, hätten ihn die Gastgeber am letzten Abend der Reise zu einem „feierlichen Dinner“ eingeladen. Während diesem sei nicht nur getrunken worden, seine Begleiter hätten ihm auch Kokain angeboten. Bis heute, so Taylor, könne er sich nicht erklären, warum er sich „wie ein Idiot“ auf den Konsum eingelassen habe.
Schnell sei es zu einem bösen Erwachen gekommen:
Am nächsten Morgen stürmten dieselben Männer in mein Hotelzimmer und zeigten mir ein Video, das am Abend zuvor von mir aufgenommen worden war und mich beim Kokainkonsum zeigte. Sie sagten mir, dass das Video veröffentlicht würde, wenn ich nicht bei internationalen Spielen für sie manipulieren würde. (…) Ich hatte Angst um meine Sicherheit. Ich war darauf hereingefallen und hatte mich bereitwillig in eine Situation begeben, die mein Leben für immer verändert hat.
In der Folge seien ihm die versprochenen 15.000 USD mit dem Hinweis ausgezahlt worden, dass es sich hierbei um eine Anzahlung handele. Bei Erfüllung des „Jobs“ erhalte er weitere 20.000 USD.
Angst vor Match-Fixing-Hintermännern
Nach seiner Rückkehr nach Simbabwe habe ihn die Erpressung so sehr belastet, dass er immense gesundheitliche Probleme bekommen habe. Unter anderem habe er starke Psychopharmaka einnehmen müssen und eine Gürtelrose entwickelt.
Für ihn habe von vornherein festgestanden, dass er die Forderungen der „Geschäftsmänner“ nicht erfüllen werde. Dennoch habe er aus Angst vor ihnen vier Monate gebraucht, um den Fall zu melden. Die folgenden Ermittlungen des ICC habe er mit größtmöglicher Ehrlichkeit und Transparenz unterstützt.
Nach zwei Jahren extremer persönlicher und professioneller Herausforderungen hoffe er nun, sich wieder aus seiner selbstverschuldeten Situation befreien zu können. Maßgeblich mitverantwortlich für diese sei sein Drogenkonsum gewesen, den er lange nicht als Problem begriffen habe. Diesem werde er sich nun in einer stationären Therapie stellen.
Die Mehrheit der Kommentatoren unter Taylors Tweed stärken dem Sportler den Rücken und wünschen ihm baldige Genesung. Der ICC hat sich noch nicht öffentlich zu dem Statement geäußert.
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