Australiens Glücksspiel-Gegner fordern striktere Limits nach Wiedereröffnung
Posted on: 22/06/2020, 03:14h.
Last updated on: 22/06/2020, 03:15h.
Nach fast dreimonatiger Schließung öffnen auch auf dem australischen Glücksspielmarkt schrittweise die landbasierten Spielstätten. Glücksspiel-Gegner befürchten dabei, dass mit der Wiedereröffnung ein enormer Anstieg der Spielbeteiligung einhergehen werde.
Wie der australische Nachrichtensender ABC News am Wochenende berichtet hat [Seite auf Englisch], fordere der Anti-Glücksspiel-Verein Alliance for Gambling Reform strikte Spielerschutzmaßnahmen im landbasierten Sektor. In deren Fokus sollen vor allem Spielautomaten, die sogenannten Pokies, stehen.
Auf seiner Webseite, die unter dem Namen und Motto „Spielautomaten spielen dich“ (pokies play you) betrieben wird, betont der Verein, dass von Spielautomaten mit Abstand das größte Risiko zur Entwicklung einer Spielsucht ausgehe.
Die einzige Lösung sei daher, Spielautomaten weniger leicht verfügbar zu machen. Der Verein fordert daher, dass…
- Spielhallen und Spielautomaten um spätestens Mitternacht eines jeden Tages geschlossen bzw. abgeschaltet werden sollen. Derzeit gelten allgemeine Öffnungszeiten von 9 Uhr morgens bis 5 Uhr morgens am Folgetag.
- Spieler maximal 1 AUD (umgerechnet 0,61 Euro) pro Spiel setzen können, um große Geldverluste innerhalb kurzer Zeit einzudämmen.
Mit einem Einsatzlimit von 1 AUD wären die Limits an australischen Spielautomaten höher als an den viel diskutierten Fixed-Odds-Betting-Terminals (FOBTs) in Großbritannien, wo ein Limit von 2 GBP (umgerechnet 2,21 Euro) pro Spiel durchgesetzt wurde.
Die Wiedereröffnung des Glücksspielsektors erfolgt in Australien von Bundesstaat zu Bundesstaat. In New South Wales durften Spielhallen und Casinos bereits Anfang Juni wieder öffnen. Das nicht eigenstaatliche Northern Territory folgte ebenfalls Mitte des Monats. Der Bundesstaat South Australia visiert eine Eröffnung am 29 Juni an. Victoria und Queensland hingegen planen eine Wiedereröffnung im Juli.
Psychische Lockdown-Folgen als Spielsuchttreiber?
Wie ABC News berichtet, begründe die Alliance for Gambling Reform die Dringlichkeit der Maßnahmen vor allem mit den „psychischen Schäden“, die der Lockdown bei vielen Menschen verursacht haben könnte.
Viele Personen, insbesondere Frauen, hätten während des Lockdowns beispielsweise häusliche Gewalt, Einsamkeit und Gefühle der Depression erleben müssen. All diese Negativfaktoren könnten exzessives Glücksspiel begünstigen.
Die Glücksspielexpertin Samantha Thomas von der Deakin University in Melbourne unterstützt den Standpunkt des Verbandes:
Es besteht Sorge, dass die Menschen wieder in die Spielstätten zurückkehren, um soziale Zusammengehörigkeit zu finden, denn sie waren isoliert und einsam. Und wenn sie dann dort sind, spielen sie auch am Spielautomaten.
Ob es nach der Wiedereröffnung tatsächlich zu einem starken Anstieg exzessiven Glücksspiels an Spielautomaten kommen könnte, bleibt abzuwarten.
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