Steuern zahlen am Glücksspiel-Terminal: Frankreich startet zweite Testphase
Posted on: 28/05/2020, 12:30h.
Last updated on: 28/05/2020, 01:22h.
In Frankreich sollen Steuern ab diesem Sommer an einem Terminal der Lotteriegesellschaft Française des Jeux (FDJ) in einem der zahlreichen Tabakläden des Landes beglichen werden können. Wie die Zeitung L’Echo Républicain am Mittwoch berichtet hat [Seite auf Französisch], habe die Finanzdirektion kürzlich die zweite Testphase eingeleitet.
Die erste Testphase sei am 24. Februar mit 22 Händlern in zehn französischen Departements gestartet worden. An der zweiten Phase beteiligten sich seit dem 19. Mai nun neun weitere Departements, darunter das Departement Eure-et-Loir in der Region Centre-Val de Loire, in dem 54 Tabakläden am Testbetrieb teilnehmen.
Der Vollbetrieb soll am 01. Juli beginnen. Die Finanzdirektion schätze, dass anschließend etwa 2 Millionen Transaktionen pro Jahr auf diese Weise durchgeführt werden könnten. Allein im Departement Eure-et-Loire rechne man mit rund 700.000 Zahlungen pro Jahr.
Steuern, Geldstrafen und Rechnungen
Neben der Wohnraum- und Grundsteuer könnten auch Geldbußen und Rechnungen der öffentlichen Versorgung wie Krankenhaus-, Kindergarten- und Kantinen-Rechnungen mithilfe der FDJ-Terminals beglichen werden.
Die Händler profitierten vom Angebot: 1,50 Euro erhielten sie pro Transaktion. Nach Angaben des Bundes hätten sich vor dem Start bereits 6.200 der insgesamt 22.000 mit FDJ-Terminals ausgestatteten Tabakhändler beworben. Vor der Teilnahme hätten die Händler eine 20-minütige Schulung durchlaufen und einen Test zu Themen wie Datenschutz, Fälschungen und Geldwäsche bestehen müssen.
Und so funktioniert das Bezahlen im Tabakladen:
Der Steuerbescheid enthält einen Barcode und den Hinweis, dass die Zahlung an einem Schalter der Française des Jeux erfolgen kann. Der Ladenbesitzer scannt den Code am FDJ-Terminal und nimmt die Zahlung vom Kunden an. Anschließend druckt das Gerät einen Zahlungsnachweis aus.
Kritik von Datenschützern und Gewerkschaften
Im Vorfeld des Testbetriebes sei von vielen Seiten die Sorge geäußert worden, dass der Datenschutz durch eine solche Zahlungsweise nicht sichergestellt werden könne, so die Zeitung 20 Minutes.
Éric Régien, Geschäftsführer der Gewerkschaftskammer der Tabakhändler des Departements Eure-et-Loir, findet solche Bedenken haltlos:
Die Tabakhändler werden nicht wissen, was die Steuerzahler zu begleichen haben. Sie kennen nur den Betrag und die Zahlungshistorie für diesen Beleg.
Der Allgemeine Gewerkschaftsbund (CGT) und die Gewerkschaft der Finanzbehörden (Féderation Solidaires Finances) sorgten sich darüber hinaus um die Arbeitsplätze in den Finanzdirektionen des Landes. Man fürchte die Beseitigung der Staatskassen und einen Rückgang des öffentlichen Dienstes, so der CGT.
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