Online-Gaming-Studie 2021: Frauenfeindlichkeit an der Tagesordnung
Posted on: 12/11/2021, 12:55h.
Last updated on: 12/11/2021, 12:55h.
Die Verbraucherforschungsplattform PickFu und der KI-basierte Moderationsspezialist Utopia Analytics haben am Donnerstag eine gemeinsame Studie [Seite auf Englisch] veröffentlicht, die das Spielerverhalten beim Online-Gaming im Jahre 2021 beleuchtet. Die Umfrage habe ergeben, dass toxisches Verhalten und Frauenfeindlichkeit sich manifestiert hätten.
Im Rahmen der Studie seien 1.000 US-amerikanische Spielerinnen und Spieler im Alter zwischen 18 und 74 Jahren befragt worden, die auf Konsolen, am PC und mobilen Plattformen spielten.
Das Ergebnis sei besorgniserregend. Es habe sich herausgestellt, dass 70 % der Befragten entweder selbst angegriffen worden seien oder Zeugen von toxischem Verhalten gewesen seien.
Fast die Hälfte (49 %) des toxischen Verhaltens gegenüber den Befragten habe sich um ihre persönliche oder wahrgenommene Identität gedreht. Dazu gehörten Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht und sexuelle Orientierung.
Diese Personengruppe machte folgende Angaben:
- 37 % gaben an, in einem Online-Spiel speziell wegen ihres Geschlechts belästigt worden zu sein.
- 31 % wurden aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit belästigt.
- 32 % erfuhren Beleidigungen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.
Frauen besonders von toxischem Verhalten betroffen
30 % der 489 befragten Frauen – fast jede dritte – gaben an, beim Online-Spielen toxisches Verhalten und Diskriminierung erlebt zu haben. 72 % dieser Gruppe berichtete von frauenfeindlichen Äußerungen. Von den männlichen Befragten berichtete hingegen keiner von geschlechtsspezifischer Diskriminierung.
Eine der befragten Frauen mittleren Alters berichtete:
Das passiert mir überall im Internet, und Online-Videospiele sind keine Ausnahme. Als Frau mittleren Alters belästigen mich die Leute die ganze Zeit. Ich habe Sexismus, Gewaltandrohungen, anzügliche Kommentare und einfach nur Schreckliches gehört. Dinge wie „Geh und bring dich um“ und solche Sachen. Abfällige Worte und Beleidigungen sind sehr häufig.
Die Autoren der Studie gehen von mehreren Ursachen aus, warum insbesondere Frauen vermehrt verbalen Attacken ausgesetzt seien. Dies könne in festgefahrenen Geschlechterstereotypen oder Manifestationen männlicher Aggression und Konkurrenzdenken begründet sein.
Toxisches Verhalten im Schutz der Anonymität
Nach Recherchen des Psychologen John Suler sei die Anonymität der Spieler im Internet ein wichtiger Faktor. Anonymität ermögliche es den Spielern, sich anders zu verhalten, als es im realen Leben von ihnen erwartet werde. Bei dem Erleben dieser „dissoziativen Anonymität“ müssten sie auch keine Repressalien befürchten.
Suler erklärt:
Wenn Menschen die Möglichkeit haben, ihre Handlungen online von ihrem persönlichen Lebensstil und ihrer Identität zu trennen, fühlen sie sich weniger verletzlich, wenn sie sich selbst preisgeben und handeln. Was immer sie sagen oder tun, kann nicht direkt mit dem Rest ihres Lebens in Verbindung gebracht werden. […]
John Li, Mitbegründer von PickFu, kommentierte, die Menschen beschäftigten sich mit den Spielen, um ihrem Alltag zu entfliehen. Dabei nähmen sie an, sich in einem sicheren Umfeld zu bewegen.
Die Realität sei, dass diese negativen Interaktionen den Unterhaltungswert der Spiele erheblich beeinträchtigten. Daher appelliere Li an die Branche, das Thema Moderation ernster zu nehmen und die Online-Gaming-Welt zu einem sicheren Ort für alle zu machen.
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