GamCare will digitale kognitive Verhaltenstherapie anbieten

Posted on: 27/02/2019, 02:26h. 

Last updated on: 27/02/2019, 02:26h.

GamCare, die britische Organisation zur Unterstützung von Problemspielern, veröffentlichte kürzlich eine Ausschreibung für die Erstellung einer computergestützten kognitiven Verhaltenstherapie, die auf die von GamCare angebotenen Dienste zugeschnitten sein soll.

Spieler, Spielautomat
GamCare will Software für digitale kognitive Verhaltenstherapie anbieten. (Bild: pixabay.com)

GamCare, unterstützt von der Wohltätigkeitsorganisation GambleAware, sucht im Rahmen der Ausschreibung nach einem Partner, der die Erstellung des Programms übernehmen kann. Die neue Software soll Teil einer neuen Palette von ganzheitlichen digitalen Interventionen für Spieler sein.

Wie die neue Software aussehen soll

Das neue Angebot soll digitale Screening Dienste umfassen, die sich direkt auf das problematische Glücksspiel fokussieren. Dabei sollen Tools wie Problem Gambling Severity Index (PGSI) [Seite auf Englisch] integriert sein, ein Bewertungsverfahren in Form eines digitalen Fragebogens, mit dem der Betroffene feststellen kann, inwieweit er gefährdet ist, die Kontrolle über sein Spielverhalten zu verlieren.

Homepage GamCare
Das Programm soll in die bestehenden Angebote integriert werden. (Bild: gamcare.org.uk)

Basierend auf den Ergebnissen dieses Self-Assessments sollen dann entsprechende Interventionsmodule Einsatz finden. Geplant ist die Bereitstellung von zehn Sitzungen pro Person, die jeweils 20 Minuten bis eine Stunde dauern sollen.

In seiner Ausschreibung gab GamCare an, dass die Software sich auch in die bereits bestehenden Angebote integrieren lassen sollte. Die Organisation betreibt zurzeit in Großbritannien die National Gambling HelpLine und NetLine.

Darüber hinaus werden auch eine Reihe persönlicher Beratungen sowie Telefon- und Online-Support, basierend auf kognitiven Therapieansätzen, angeboten.

Was ist eine kognitive Verhaltenstherapie?

Unter der Kognition ist die Fähigkeit des Menschen zu verstehen, Reize und Signale der Umwelt wahrzunehmen und zu verarbeiten. Der Begriff „kognitiv“ leitet sich vom lateinischen Wort „cognoscere“ ab, was übersetzt „zu erkennen“ bedeutet.

In der kognitiven Verhaltenstherapie lernt der Betroffene, sich selbst zu beobachten, um zu erkennen, welche Wirkung bestimmte Umwelteinflüsse haben, um diese dann zu verarbeiten. Ziel ist es, durch Veränderungen des Wahrnehmungsprozesses bestimmte Verhaltensweisen zu korrigieren.

Die Daten werden gesammelt und dienen der Analyse und Überwachung des Programmteilnehmers, um Fortschritte oder eventuelle Rückschläge feststellen zu können.

Dies soll dann den Mitarbeitern, die einen therapeutischen Background haben, die Möglichkeit einer zeitnahen Intervention bieten, indem sie den Betroffenen per E-Mail oder telefonisch kontaktieren. GamCare kündigte auf seiner Ausschreibung an, weitere Therapeuten zu rekrutieren.

Anna Hemmings, CEO von GamCare, erklärte:

„Wenn wir den Nutzern unserer Dienste eine Reihe von effektiven und flexiblen Behandlungsmöglichkeiten anbieten, einschließlich der digitalen Interventionen, können wir mehr von problematischem Glücksspiel betroffene Menschen erreichen.“

Anforderungen an die Bewerber

GamCare stellt dem Gewinner der Ausschreibung 30.000 Pfund Sterling jährlich in Aussicht. Dabei sind die Entwicklung der Software und der dazugehörigen Elemente und der Support inkludiert.

Sobald die Bewerber ihre Vorschläge eingereicht haben, werden die Programme ausgewertet. Dabei soll die Qualität eine Gewichtung von 70 % haben, während der Preis nur zu 30 % ausschlaggebend sein wird.

Die Bewerber, die an dem Projekt interessiert sind, haben nun bis zum 25. März 2019 Zeit, ihre Produkte einzureichen.

Der Bedarf an Hilfsprogrammen für problematisches Spielverhalten ist groß

Die britische Glücksspielbehörde geht davon aus, dass es in Großbritannien rund 340.000 Problemspieler gibt sowie 1,75 Millionen weitere, die gefährdet sind. GamCare hat den Auftrag, Beratung und Unterstützung anzubieten, um die Prävention oder die Behandlung der Betroffenen zu gewährleisten. Darüber hinaus arbeitet die Organisation auch an effizienten Ansätzen für einen wirksamen Spielerschutz in der Glücksspielbranche.

Mann, verzweifelt
Viele Menschen sind durch ihr Spielverhalten gefährdet. (Bild: pixabay.com)

2017 und 2018 nutzten rund 30.000 Betroffene die telefonischen Hilfsoptionen von GamCare und 8.000 Personen erhielten Einzel- oder Gruppentherapien.

Außerdem nutzten etwa 25.000 Personen das Self-Assessment Tool auf der GamCare Webseite. Aus den Ergebnissen ging hervor, dass rund 80 % der Nutzer problematisches Spielverhalten aufwiesen.

Neben innovativen Tools und Behandlungsverfahren macht die Organisation GambleAware auch mit großangelegten Kampagnen für sicheres Glücksspiel von sich reden. Ein Beispiel dafür ist die Kampagne „BetRegret“, die am vergangenen Wochenende gestartet ist und sich gegen die Stigmatisierung der Spieler richtet.

Die britische Glücksspielkommission arbeitet momentan auch an einer neuen Strategie, um Spielern ein sichereres Umfeld zu bieten. Das Responsible Gambling Strategy Board (RGSB) und die Senet Group, ein unabhängiges Gremium, das sich für die Förderung der Standards für verantwortungsbewusstes Spielen und eine sozial verantwortliche Vermarktung von Glücksspielen einsetzt, werden dafür ihre Vorschläge einreichen und darlegen, worauf sich die Strategie konzentrieren solle, um den britischen Spielern sicheres und verantwortungsbewusstes Spiel zu bieten.

In Kombination mit der neuen Software von GamCare bewegen sich die Gambling Commission und die Organisationen, die sich gegen Spielsucht einsetzen, in die richtige Richtung, wenn es um verantwortungsbewusstes und faires Glücksspiel geht.