Österreich: Geheimpapier spricht von restriktiveren Glücksspiel-Gesetzen
Posted on: 16/03/2021, 02:52h.
Last updated on: 16/03/2021, 02:52h.
In Österreich bahnt sich seit längerem eine umfangreiche Reformierung der geltenden Glücksspiel-Gesetze an. Laut dem Nachrichtenportal Profil sei nun ein Geheimpapier aus dem Finanzministerium erschienen. In diesem sei die Rede von „weitreichenden Gesetzesverschärfungen“ in Bezug auf das Glücksspiel. Das interne Dokument liege den Journalisten vor.
Die Stabsstelle Spielerschutz habe darin eine Reihe restriktiver Maßnahmen vorgeschlagen, die das Glücksspiel der Österreicher eindämmen und somit das Risiko der Spielsucht vermindern sollen. Das betreffe vor allem das Automatenspiel außerhalb der teilstaatlichen Casinos.
Begrenzt werden sollen die Einsätze, Nettoverluste, Gewinn- und Verlustlimits sowie die Spieldauer pro Sitzung und pro Tag. Konkrete Zahlen würden zum Teil genannt, seien jedoch noch nicht beschlossen.
Das aktuelle Glücksspielgesetz Österreichs begrenzt das Automatenspiel außerhalb der Casinos, also in Automatensalons oder im Gastgewerbe, in folgender Weise:
- Jeder Spin muss mindestens eine Sekunde dauern, bevor ein Verlust oder Gewinn angezeigt wird.
- Pro Spielrunde kann ein Einsatz von maximal 10 Euro getätigt werden.
- Für den maximalen Einsatz dürfen höchstens 10.000 Euro Gewinn ausgeschüttet werden.
- Ein Maximalverlust wird im Gesetz derzeit nicht definiert.
Die Stabsstelle Spielerschutz fordere, dass die Spieldauer pro Spin auf 5 Sekunden angehoben werde. Auf diese Weise könne „reflexartiges Drücken der Spieltaste durch kurze Spieldauer“ verhindert werden. Nach derzeitigem Forschungsstand gelte eine schnelle Spielabfolge als besonders großes Spielsuchtrisiko.
Darüber hinaus werde eine maximale Tagesspieldauer von höchstens drei Stunden pro Person befürwortet. Diese Regelung gelte bislang lediglich in Oberösterreich. In den anderen vier Bundesländern gebe es keinerlei Limits.
Selbstbestimmte Limits statt Einsatzlimits
Den vielmals geäußerten Vorschlag, das Einsatzlimit von 10 Euro pro Spielrunde zu senken, lehnten die Verfasser des Papiers jedoch ab. Es gebe „kaum bis keine Evidenz zur positiven Wirkung einer betragsmäßigen Verringerung maximaler Einsatzmöglichkeiten pro Spiel“.
Für sinnvoller erachteten sie ein verpflichtendes, aber selbstbestimmtes Festlegen eines Einsatzlimits vor Spielbeginn. Jeder Spieler müsste dann noch vor dem ersten Einsatz verbindlich angeben, welche Einsatz- und Zeit- sowie Verlustlimits für ihn gelten sollen.
Darüber hinaus erachte die Stabsstelle eine Begrenzung des Maximalgewinns auf 600 Euro für sinnvoll, um Spielern weniger Anreize zum Spielen zu geben.
Teilstaatlichen Casinos Austria noch immer bevorteilt?
Vor allem jedoch müsse sich eines grundlegend ändern: die Bevorteilung der Casinos Austria in Bezug auf die Glücksspielgesetze. So gälten für die teilstaatlichen Casinos des Konzerns seit jeher andere Maßstäbe als für kleinere Automatenbetreiber.
Derzeit beispielsweise sei es in den Spielbanken möglich, an den Automaten pro Spielrunde bis zu 1.000 Euro einzusetzen. Daher mache die Casinos Austria vor allem durch High Roller Gewinn.
Auch die Regierungsopposition befürworte eine Begrenzung der Angebote der Casinos Austria. NEOS-Fraktionsführerin Stephanie Krispers sagte:
Die Regierung kann jetzt beweisen, dass sie nicht im Sold der Glücksspiellobby steht. Dafür muss sie das kleine Glücksspiel wieder zu einem solchen machen.
Ob die türkis-grüne Regierung den Vorschlägen nachkommen und sich dieser Status Quo somit ändern könnte, sei laut Profil zunächst jedoch ungewiss.
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