Regulierungs-Ärger in Österreich und Polen: bet-at-home senkt Umsatzerwartungen
Posted on: 20/07/2021, 04:03h.
Last updated on: 20/07/2021, 04:04h.
Der börsennotierte Glücksspiel-Anbieter bet-at-home hat seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2021 massiv nach unten korrigiert. Dies gab der in Düsseldorf ansässige Konzern gestern per Ad hoc-Mitteilung bekannt. Hintergrund seien Entwicklungen in Deutschland, Polen und Österreich, die die Erwartungen gedämpft hätten.
Deutliche gesenkte Erwartungen bei bet-at-home
Im Februar 2021 hatte bet-at-home in seiner Prognose für das Geschäftsjahr 2021 verlauten lassen, von einem Brutto-Wett- und Gamingertrag von 106 Mio. EUR bis 118 Mio. EUR auszugehen.
Den Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände (EBITDA) hatten die Analysten zu diesem Zeitpunkt auf 18 Mio. EUR bis 22 Mio. EUR geschätzt.
Knapp ein halbes Jahr später informiert die bet-at-home AG Anleger und Öffentlichkeit nun über eine deutliche Korrektur der Prognose.
So sei aufgrund der Geschäftsentwicklung der vergangenen Monate sowie bestimmter Einflussfaktoren mittlerweile lediglich noch von einem Brutto-Wett- und Gamingertrag von 100 Mio. EUR bis 110 Mio. EUR auszugehen.
Das zu erwartende EBITDA beziffert das Unternehmen aktuell mit noch 8 Mio. EUR bis 10 Mio. EUR.
Als Gründe für die Korrektur nennt bet-at-home Entwicklungen auf den Märkten Deutschland, Polen und Österreich.
In Deutschland sei unter anderem aufgrund der kommenden Umsetzung des festgeschriebenen monatlichen Einsatzlimits mit Umsatzeinbußen zu rechnen. Zudem hätten die Verbraucher das neue Angebot des seit November 2020 mit einer Sportwetten-Lizenz ausgestatteten Anbieters noch nicht vollständig angenommen:
Bisher haben […] noch nicht alle deutschen Bestandskunden den erforderlichen Prozess der Neuregistrierung und Verifizierung der Spielerkonten auf der neuen Plattform durchlaufen, so dass die Spieleraktivität noch nicht an vorhergehende Geschäftsjahre anknüpfen konnte. Daher blieben auch die Wetteinsätze auf die Fußball-Europameisterschaft von Juni bis Juli 2021 in Deutschland hinter den Erwartungen.
Diskriminierung und Rechtswidrigkeit?
Hinzukomme, dass sich der Konzern seit dem 1. Juni 2021 mit seinen Angeboten aus Polen zurückgezogen habe, um ein anstehendes Lizenzierungsverfahren nicht zu gefährden.
Eigenen Angaben zufolge hatte bet-at-home trotz fehlender nationaler Erlaubnis in Polen operiert. Seit Juli 2017 habe sich das Unternehmen „Vollzugsbestrebungen seitens der Behörden ausgesetzt [gesehen], die sowohl IP-Blocking- als auch Payment Blocking-Maßnahmen umfassten“.
Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen bezüglich der Unternehmensangaben zufolge „diskriminierenden Regelungen“ und einer erneuten Verschärfung der Regularien habe der Konzern seine polnischen Angebote nun beenden müssen. Andernfalls hätte dies den Ausschluss vom angestrebten Lizenzierungsverfahren bedeutet.
Auch auf dem österreichischen Markt hätten Lizenz-Fragen zur Änderung der bet-at-home-Prognose beigetragen. So seien aktuell Gerichtsverfahren mit einem Gesamtstreitwert von 11 Mio. Euro gegen eine maltesische Gesellschaft des Glücksspiel-Konzerns anhängig. Zu Beginn des Jahres habe sich der Streitwert noch auf 4,8 Mio. Euro belaufen.
Konkret geht es um Erstattungen von Spielverlusten in einem ohne österreichische Lizenz betriebenen Online-Casino. Österreichische Gerichte hatten wiederholt zugunsten der Spieler entschieden.
bet-at-home beruft sich in der aktuellen Mitteilung auf eine „Rechtswidrigkeit des österreichischen Monopols und damit die Rechtmäßigkeit des eigenen Glückspielangebots“.
Nichtsdestotrotz müsse damit gerechnet werden, dass das aus den „Rechtsstreitigkeiten resultierende Gesamtrisiko […] die Vermögens- Finanz- und Ertragslage des bet-at-home.com AG Konzerns aber auch noch weitergehend signifikant negativ beeinflussen“ könne.
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