Kreuzfahrtreederei Carnival Cruises droht Glücksspiel-Sammelklage
Posted on: 25/11/2024, 05:18h.
Last updated on: 22/11/2024, 12:20h.
Der Kreuzfahrtreederei Carnival Cruises droht eine Sammelklage in Bezug auf irreguläre Praktivken beim Glücksspiel auf ihren Schiffen. Eine australische Kanzlei wirft dem Unternehmen Medienberichten zufolge ‘räuberische Casino-Taktiken’ vor.
Betroffen von der Glücksspiel-Sammelklage ist die Carnival-Marke P&O Cruises. In der Klage argumentieren die Anwälte, dass die Passagiere mithilfe von äußerst zweifelhaften Krediten und weiteren Anreizen auf den Schiffen zum Casino-Spiel angeregt wurden.
Die Kanzlei Carter Capner Law behauptet in ihrer Sammelklage unter anderem, dass die Kreuzfahrtgesellschaft den Gästen erlaubt habe, über ihre finanziellen Möglichkeiten zu spielen. Laut Kanzlei stelle dies einen groben Verstoß gegen die Verbraucherschutzgesetze Australiens dar.
Peter Carter, Leiter der Kanzlei-Rechtsabteilung, betonte gegenüber australischen Medien, dass diese Gesetze auch in internationalen Gewässern Geltung hätten:
Der Flaggenstaat verfügt über Verbraucherschutzgesetze, die die Vergabe von Vor-Ort-Krediten für Glücksspiel ohne ordnungsgemäße Prüfung der Kreditwürdigkeit (…) verhindern.
Carnival habe, heißt es in der Glücksspiel-Sammelklage, Spielern tägliche Kreditlimits von bis zu 5.000 AUD (3.100 Euro) eingeräumt. Dies sei geschehen, obwohl das Personal vor Ort von Glücksspielproblemen bei den Betroffenen gewusst habe.
Erschwerend komme hinzu, dass die Reederei den Casino-Gästen Alkohol zur Verfügung gestellt habe. Dadurch sei bei einigen die Neigung zu problematischem Spiel erheblich verstärkt worden.
Freiheitsberaubung wegen Casino-Schulden?
Darüber hinaus habe es Fälle gegeben, in denen Personen ihrer Freiheit beraubt worden seien. So seien Gäste unrechtmäßig an Bord festgehalten worden, bis sie ihre Schulden bezahlt hätten.
Erleichtert worden sei das ausufernde Spielverhalten einiger Gäste durch die Zahlung der Einsätze mit ihren Bordkarten. Dabei wären beliebige Zahlungen möglich gewesen, ohne dass die Summen unmittelbar von den Konten der Spieler flossen. Das habe es erst ermöglicht, dass Gäste sich mit Tausenden bei der Reederei verschuldeten.
Die in der Glücksspiel-Sammelklage gegen Carnival Cruises angeprangerten Vorgänge führten im Hafen von Sydney zu einem tragischen Fall [Seite auf Englisch]. Dort hatte sich im Mai 2024 ein 45-jähriger Australier von Bord eines der P&O-Kreuzfahrtschiffe gestürzt. Zuvor hatte der dreifache Familienvater im Schiffs-Casino 9.000 AUD verspielt. Der unter Finanzsorgen und einer Scheidung leidende Mann schien daraufhin keinen anderen Ausweg als den Suizid gesehen zu haben. Besonders tragisch: Um seine Stimmung zu heben, hatte dessen Familie dem Mann die Kreuzfahrt zuvor geschenkt.
Nach dem tragischen Vorfall änderte P&O seine Kreditrichtlinien und Casino-Regelungen. In den vergangenen sechs Jahren waren der Kanzlei zufolge jedoch rund 10.000 Menschen von den irregulären Praktiken betroffen.
Carnival äußerte sich bisher nur allgemein zu der anhängenden Glücksspiel-Sammelklage. Sollte diese vor Gericht gehen und dort gewinnen, drohen der Reederei hohe Strafzahlungen und möglicherweise weitere Sanktionen.
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