London: Glücksspiel-Werbeverbot in öffentlichen Verkehrs­mitteln in Sicht?

Posted on: 14/09/2021, 02:19h. 

Last updated on: 14/09/2021, 02:20h.

Transport for London (TfL), Betreiber des öffentlichen Nahverkehrsnetzes in der britischen Hauptstadt, plant die Abschaffung von Glücksspiel-Werbung in seinen Verkehrsmitteln. Dies teilte das Unternehmen in der vergangenen Woche mit. Das zeitlich bislang nicht festgelegte Aus für Glücksspiel-Werbung folgt auf Intervention des Londoner Oberbürgermeisters Sadiq Khan.

London U-Bahn Piccadilly Circus
Das Glücksspiel-Werbeverbot für das Londoner Verkehrsnetz scheint näher zu rücken (Quelle:unsplash.com/Jemina Whyles)

Keine schädliche Werbung in Londoner Verkehrsmitteln

Wie britische Medien unter Berufung auf Konzernaussagen berichten, sollen die Werbeflächen im Londoner Personennahverkehr künftig keine Anzeigen für Glücksspiel mehr präsentieren. Nachdem bereits Kampagnen, die ein “unrealistisches oder ungesundes Körperbild” vermitteln, und Werbungen für Junk-Food keinen Eingang mehr in das TfL-Netz finden, ginge es damit einmal mehr nach dem Willen von Bürgermeister Sadiq Khan.

Der im vergangenen Mai wiedergewählte Labour-Politiker Sadiq Khan hatte in seinem Wahlprogramm von den verheerenden Auswirkungen der Spielsucht gesprochen. Für den Fall des Wahlsiegs kündigte er an, TfL offiziell zur Ausweitung des Verbots schädlicher Glücksspiel-Werbung in seinem Verkehrsnetz aufzufordern.

Allein zwischen April und Juni dieses Jahres, so berichtet [Seite auf Englisch] es unter anderem die Tageszeitung Evening Standard, habe TfL 49 Werbekampagnen mit Glücksspielbezug in seinen Verkehrsmitteln platziert. Damit habe man sich binnen nur drei Monaten den Zahlen des gesamten Geschäftsjahres 2018/2019 genähert. In diesem seien insgesamt 61 entsprechende Kampagnen zur Schau gestellt worden.

TfL lässt sich Zeit

In einem Statement habe TfL mitgeteilt, dass das Ende von Glücksspiel-Werbung in U-Bahn und Co. maßgeblich auf Initiative des Londoner Oberbürgermeisters Sadiq Khan zurückzuführen sei:

Der Bürgermeister hat uns gebeten, die Einschränkung von Werbekampagnen für Glücksspiele in unserem Netz zu erwägen. Wir prüfen derzeit, wie dies umgesetzt werden kann, und werden uns dazu mit einer Reihe von Interessengruppen austauschen.

Bereits zuvor hatte der Labour-Politiker erklärt, TfL formal aufgefordert zu haben, seine Pläne zur Umsetzung des Endes der Glücksspiel-Werbung darzulegen. Das Thema war jüngst von der Grünen-Abgeordneten Sian Berry bei einer Versammlung der London Assembly auf den Plan gerufen worden.

Die einstige Kontrahentin Khans im Rennen um das Bürgermeisteramt hatte wissen wollen, inwieweit der deutliche Anstieg der Glücksspielwerbung angemessen sei, „im Angesicht der finanziellen Herausforderungen denen sich aktuell viele Londoner Bürger ausgesetzt sähen“.

Zum Zeitrahmen für das Werbe-Aus für Online-Casinos und Co. hat sich TfL bislang nicht geäußert. Es ist davon auszugehen, dass dieser von aktuell noch laufenden Verträgen abhängen dürfte. Schätzungen des Evening Standard zufolge könnte das Ende der Kooperationen mit der Glücksspiel-Branche das Verkehrsunternehmen zwischen umgerechnet 15 und 30 Mio. Euro im Jahr kosten.