Werbeverbot in Bulgarien: Glücksspielbranche vor dem Aus?
Posted on: 01/11/2024, 08:35h.
Last updated on: 01/11/2024, 08:35h.
Das Werbeverbot für Glücksspielanbieter in Bulgarien hat zu sinkenden Einnahmen zahlreicher Unternehmen aus dem Sektor Glücksspiel geführt. Auch die Webseitenaufrufe der Online-Casinos und Wettanbieter sind stark zurückgegangen. Bekannte Anbieter wie Betway und Betfair haben den bulgarischen Glücksspielmarkt bereits in den letzten Jahren verlassen. Branchenkenner rechnen mit einem Rückzug einiger weiterer Betreiber.
In Bulgarien ist bereits im Mai dieses Jahres ein Werbeverbot für das Glücksspiel in Kraft getreten. Lizenzierten Glücksspielanbietern wurde es per Gesetz vom bulgarischen Parlament untersagt, Werbung im Fernsehen, Radio sowie in Print- und Online-Medien zu schalten.
Einzig Plakatwerbung ist in Bulgarien für Glücksspielanbieter erlaubt, sofern diese mit einem Abstand von mindestens 300 Metern zu Schulen, Spielplätzen und weiteren Bildungseinrichtungen angebracht wird. Mindestens 10 % der genutzten Werbefläche muss jedoch eine Warnung vor Glücksspielschäden und Spielsucht enthalten.
Der Betrieb von stationären Spielotheken in Städten mit weniger als 10.000 Einwohnern wurde ebenfalls verboten. Betreiber, die dies ignorierten, mussten ihren Betrieb innerhalb von drei Jahren schließen.
Mark Chakravarti, Investmentdirektor des lokalen bulgarischen Glücksspielanbieters Sportingwin, spricht von starken Umsatzrückgängen.
Chakravarti erklärte:
Weltweite Studien zeigen, dass bei solchen Verboten, insbesondere bei der Einschränkung von TV-Werbung, die Einnahmen in den darauffolgenden zwei Monaten um 20 % sinken. Ich denke, dass es auf dem bulgarischen Markt ähnlich war.
Chakravartis Vermutung wird durch den zweistelligen Rückgang des Website-Traffics vieler lizenzierter Anbieter mit bulgarischer Lizenz verdeutlicht. Glücksspielriese Entain (in Bulgarien seit 2026 lizenziert) musste seit Einführung des Werbeverbots einen Traffic-Rückgang von bis zu 17 % hinnehmen.
Anzeigen auf Social-Media-Seiten könnten Werbeverbot umgehen
Grund zur Hoffnung für Glücksspielanbieter gibt jedoch eine neue Regelung der bulgarischen Regulierungsbehörde National Revenue Agency (NRA) [Seite auf Englisch]. Das Werbeverbot im Internet gilt nur, sofern ein Glücksspielunternehmen über die redaktionelle Kontrolle der geschalteten Anzeigen verfügt. Da dies für einige bekannte Social-Media-Seiten jedoch nicht gilt, besteht die Möglichkeit, legal Glücksspielwerbung zu schalten.
Investmentdirektor Chakravarti ist jedoch der Meinung, dass diese neue Regel nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Sofern das bulgarische Parlament an seinem harten Kurs zum Werbeverbot festhält, wird sich laut seiner Aussage für die Glücksspielbranche kaum etwas ändern. Er erklärte, dass sich nur knapp 5 % der Kunden über eine Social-Media-Plattform bei einem Glücksspielanbieter registrieren.
Glücksspielfirmen, die in den bulgarischen Markt eintreten wollen, werden zudem vor hohe Hürden gestellt. Zuletzt wurde unter anderem die Lizenzgebühr für Sportwettenanbieter von 100.000 BGN (51.000 Euro) auf 400.000 BGN (204.000 Euro) erhöht. In diesem Jahr wurde zudem das benötigte Eigenkapital für einen Glücksspielanbieter von 500.000 BGN auf 750.000 BGN angehoben.
Chakravarti erklärte außerdem, dass es bisher zu keinem konstruktiven Austausch zwischen der Glücksspielbranche und der Politik in Bulgarien gekommen ist. Er geht nicht davon aus, dass in naher Zukunft eine zielführende und annehmbare Lösung für die Glücksspielindustrie im Land gefunden wird.
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