Bezahlte Glücksspiel-Werbung in Blogs für britische Mütter?
Posted on: 15/05/2023, 10:49h.
Last updated on: 15/05/2023, 11:09h.
In Großbritannien ist Glücksspiel-Werbung streng reguliert. Eine umstrittene Grauzone bilden Blogs, in denen die Autoren oftmals auch zu Firmen aus der Glücksspiel-Branche verlinken. Einem Bericht [Seite auf Englisch] der britischen Tageszeitung The Guardian zufolge hat der Anbieter Coral in der Vergangenheit auf diese Weise Werbung in Blogs für britische Mütter geschaltet.
Das Glücksspiel-Unternehmen habe, so der Guardian, Autoren der Mütter-Blogs bezahlt, um seine Weblinks und Werbung in deren Texten zu integrieren. Diese Taktik sei nach Ansicht von Experten für psychische Gesundheit und Sucht „rücksichtslos“ gegenüber Menschen mit möglichen Glücksspiel-Problemen.
An Mütter gerichtete Glücksspiel-Werbung
Konkret sei es in den Blogs um die bezahlte Empfehlung von Online-Bingo gegangen. Die Texte hätten suggeriert, dass das Spiel zur Entspannung und willkommenen Ablenkung bei Stress dienen könne.
So habe es dem Guardian zufolge in einem Blog geheißen:
Wenn Sie als Mutter nicht aus dem Haus gehen können, warum dann nicht online Bingo spielen? (…) Sie können hier klicken, um online Bingo bei Coral zu spielen – diese kurze Pause von der Kinderbetreuung kann sich als sehr wohltuend erweisen.
Dies könne nach Ansicht von Experten ein Verstoß gegen die britischen Richtlinien für Glücksspiel-Werbung darstellen. So besagten die Leitlinien der Aufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA), dass die Werbung nicht „sozial unverantwortlich“ sein dürfe. Dazu zähle auch die Präsentation von Wetten als probates Mittel gegen Einsamkeit oder Depression.
Darüber hinaus sei in Blogs die Möglichkeit der Erzielung nützlicher Geldgewinne propagiert worden. Auch diese Bewerbung des Glücksspiels als Lösung finanzieller Probleme sei laut Werbestatuten verboten.
Längst vergangene Werbe-Praxis
In einer Stellungnahme habe Betreiber Coral der Zeitung gegenüber erklärt, dass die Glücksspiel-Werbung in den Blogs für Mütter tatsächlich erschienen sei. Die bezahlten Texte seien zwischen den Jahren 2014 und 2016 in Auftrag gegeben worden.
Coral-Besitzer Entain habe zudem betont, dass die umstrittene Praxis bereits lange vor der Übernahme des Unternehmens durch den Glücksspiel-Konzern im Jahr 2018 beendet worden sei. Entain bestritt zudem, bei seiner Werbung zu derartigen Mitteln zu greifen:
Wir leisteten keine Zahlungen an eine der in den Beispielen genannten Websites.
Nach Recherchen der Redakteure seien die Blogtexte mit den Weblinks zu Coral teilweise noch immer online. Aus diesem Grund wolle Entain nun versuchen, die Anzeigen und Links aus dem Internet zu entfernen. Sollte dies geschehen, dürfte die Zeit der Glücksspiel-Werbung in britischen Mütter-Blogs endgültig der Vergangenheit angehören.
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