Glücksspielatlas Deutschland 2023 veröffentlicht
Posted on: 14/11/2023, 07:50h.
Last updated on: 14/11/2023, 07:50h.
Am Montag veröffentlichte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert den Glücksspielatlas Deutschland 2023. Der Analyse zufolge sank der Anteil der Spielenden an der Gesamtbevölkerung von 55 % im Jahr 2007 auf rund 30 %. Allerdings liege bei 2,3 % der Bundesbürger eine problematische Glücksspielstörung vor, so der Bundesdrogenbeauftragte.
Laut Glücksspielatlas 2023 seien hierzulande etwa 1,3 Millionen Menschen spielsüchtig. Ihr Anteil an der spielenden Bevölkerung liege sogar bei 7,7 %. Wie groß das Risiko tatsächlich sei, zeige sich laut Beauftragtem auch daran, dass weitere 3,25 Millionen Erwachsene Symptome einer Glücksspielstörung zeigten.
Dank des veröffentlichten Atlas verfüge man über eine fundierte Grundlage für die Diskussion über den richtigen Umgang mit dem Glücksspiel und dessen Folgen. Dies sei dringend erforderlich, betonte der Suchtexperte der Bundesregierung.
Blienert forderte striktere Maßnahmen in Bezug auf das Glücksspiel:
Dass Glücksspielangebote mit schnellen und teils hohen Geldgewinnen locken, ist hinlänglich bekannt. (…) Wir brauchen dringend wirkungsvollere Maßnahmen gegen das illegale Automaten- und Onlinespiel. Und gerade bei Sportwetten sollten der Werbung schnellstmöglich engere Grenzen gesetzt werden.
Als Beispiel nannte er die Werbung der Buchmacher. Es müsse Schluss sein mit Sportwetten-Spots vor, nach und während der Sportberichterstattung. Hinzukomme, dass diese auch im Nachmittags- und Frühabendprogramm geschaltet würden.
Suchtrisiko bei Spielautomaten
Besonders groß ist dem Glücksspielatlas zufolge die Gefahr bei Spielautomaten. Bei diesen wiesen knapp 40 % der Spieler ein riskantes Glücksspielverhalten auf. Doch auch beim Online-Glücksspiel sei das Risiko hoch. So sei die Nachfrage von Online-Spielern nach ambulanten Hilfeangeboten in den vergangenen fünf Jahren erheblich gestiegen.
Kritik aus der Branche
Wie die Glücksspielbranche die Analyse auffassen wird, ist noch nicht bekannt. Die für den Glücksspielatlas verwendeten Daten zur Spielsucht basieren auf einem Glücksspiel-Survey aus dem Jahr 2021. Dieser wurde von Branchenvertretern aufgrund aus ihrer Sicht fehlerhafter Berechnungen und eines untauglichen Untersuchungsdesigns zum Teil heftig kritisiert. Deshalb sei die Studie nicht geeignet, belastbare Rückschlüsse auf das Glücksspiel und seine möglichen Risiken zu ziehen. Somit dürfte der Atlas auf wenig Beifall bei den Anbietern stoßen.
Nach Angabe der Initiatoren der Studie könne ein wirksamer Spielerschutz vor allem durch verhältnispräventive Maßnahmen erreicht werden. Hierzu zählten laut Glücksspielatlas in erster Linie spürbare Angebotsbeschränkungen oder eine Ausweitung der Spielersperre. Ob es zur Umsetzung entsprechender Maßnahmen kommt, dürfte derzeit jedoch alles andere als sicher sein.
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