Glücksspielunterstützer soll britische Gesetzreform beaufsichtigen
Posted on: 02/03/2021, 01:19h.
Last updated on: 02/03/2021, 02:03h.
In Großbritannien steht die Neuformulierung des Glücksspielgesetzes an. Nach Recherchen des Guardian [Seite auf Englisch] solle dieser Prozess von dem ehemaligen Tory-Minister John Whittingdale, der sich in der Vergangenheit für die Belange der Glücksspielwirtschaft eingesetzt habe, überwacht werden.
Dem Guardian zufolge sorge die Ernennung Whittingdales für Besorgnis bei Unterstützern einer Glücksspielreform. Sie befürchteten, dass der Politiker den Prozess nicht unvoreingenommen überwachen könnte.
John Whittingdale ist als Minister of State im britischen Ministerium für Digitales, Kultur, Medien und Sport (DCMS) aktiv. Dort ist er für Medien- und Datenthemen mitverantwortlich. Unter dem früheren Premier David Cameron leitete der 61-jährige Politiker von Mai 2015 bis April 2016 das DCMS-Ministerium.
Auslöser der Befürchtungen sei, dass Whittingdale wiederholt als Unterstützer der Glücksspielwirtschaft aufgetreten sei. So habe er sich im Jahr 2012 dafür eingesetzt, dass die Fixed-Odds Betting Terminals (FOBTs) genannten Wettterminals auch in Arkade-Spielhallen sowie an Autobahn-Raststätten aufgestellt werden dürfen.
Risiken heruntergespielt?
Damals sei der Politiker Vorsitzender einer Kommission gewesen, die letztlich erfolglos für eine Ausweitung der FOBT-Präsenz auf Standorte wie beispielsweise Bingo-Hallen plädiert habe.
In diesem Zusammenhang habe der Politiker die Risiken der Wettterminals wiederholt heruntergespielt. So habe er auf die Aussage, FOBTs seien das “Crack-Kokain” des Glücksspiels, geäußert, dass er nicht einmal sicher sei, ob sie überhaupt “das Cannabis des Glücksspiels” darstellten.
Angesichts dieser Historie erklärte die Labour-Abgeordnete und Glücksspielexpertin Carolyn Harris gegenüber dem Guardian:
Angesichts der Tatsache, dass der neue Beauftragte die Branche in der Vergangenheit stark unterstützt hat, hoffe ich sehr, dass er sich auf die Beweise konzentriert und nicht von aggressiver Lobbyarbeit der Branche beeinflusst wird.
Obwohl in mehreren Studien festgestellt worden sei, dass die umstrittenen Wettterminals hochgradig spielsuchtgefährdend seien, habe Whittingdale das Problem 2014 weiterhin verharmlost. Damals erklärte er während einer Parlamentsdebatte, dass es “so gut wie unmöglich” sei, an den Geräten hohe Summen zu verspielen.
Gegner hatten ihm daraufhin eine Studie der Glücksspielaufsicht vorgehalten. Dieser zufolge hätten innerhalb von nur 10 Monaten 233.000 Spieler über 1.000 GBP an FOBTs verloren.
Liz Ritchie von der Spielerschutzorganisation Gambling with Lives sagte zu der Ernennung, dass Fehler der Politiker und die Gier der Unternehmen für Tausende Selbstmorde von Spielsüchtigen verantwortlich seien. Sie hoffe, dass Whittingdale seine Chance nutze und dies korrigiere. In Anbetracht seiner früheren Aussagen dürften viele Reformanhänger einem solchen Sinneswandel jedoch skeptisch gegenüberstehen.
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