Golf: PGA Tour erlaubt Sponsoring durch Casinos
Posted on: 27/02/2019, 12:40h.
Last updated on: 27/02/2019, 12:56h.
Die amerikanische Golf-Organisation PGA Tour hat am Dienstag mitgeteilt, seine Sponsoring-Regularien für Glücksspiel-Unternehmen geändert zu haben. Die Neuregelungen erlauben es Casino-Betreibern zukünftig als Werbepartner und Sponsoren aller sechs offiziellen Wettbewerbe der PGA Tour zu fungieren.
Ausgenommen von den neuen Richtlinien sind reine Buchmacher.
Die Spieler der Tour wurden gestern über die Regeländerungen informiert. Sie dürfen im Rahmen der Golfturniere ab sofort als Werbebotschafter von Casino-Unternehmen auftreten.
Ob man die ersten Marketingmaterialen von Glücksspielunternehmen schon in dieser Woche beim Golfturnier „The Honda Classics“ sehen wird, ist unterdessen noch nicht bekannt.
Was ist die PGA Tour?
Die PGA Tour ist der weltweit größte Veranstalter von professionellen Golfturnieren. Die Organisation wurde im Jahre 1929 gegründet und veranstaltet sechs Turnierserien, bei denen die weltweit besten Golfspieler gegeneinander spielen.
Erfolgreichster Spieler der PGA Tour ist der US-Amerikaner Tiger Woods (44). Er gewann mehr als 115 Millionen US-Dollar (ca. 100 Millionen Euro) bei Turnieren der PGA Tour.
Keine Regel ohne Ausnahme
Die Verantwortlichen der PGA Tour begründen die Änderungen der Firmenpraktiken mit einer gesteigerten gesellschaftlichen Akzeptanz von legalem Glücksspiel in den USA.
Erst im Mai 2018 hatte der US-Supreme Court, die höchste gerichtliche Instanz der USA, geurteilt, dass ein föderales Verbot von Sportwetten gegen den 10. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika verstößt.
Das Urteil ermöglichte es erstmals allen US-Bundesstaaten, eigene Gesetze für die Durchführung von legalem Glücksspiel zu verabschieden. Mittlerweile haben bereits fast die Hälfte der US-Bundesstaaten neue Glücksspielgesetze eingeführt oder arbeiten diese gerade aus.
Die veränderte rechtliche Situation war für die Streichung der alten Sponsoring-Regelungen das Zünglein an der Waage, wie PGA Tour-Vizepräsident Andy Levinson in einer Pressemitteilung sagte:
„Da sich die Landschaft um legalisierte Sportwetten in den USA seit dem Urteil des Obersten Gerichtshofs im vergangenen Mai weiterentwickelt hat, haben wir eine breitere Akzeptanz für Sportwetten und die Verbindung von professionellen Sportarten und Gaming beobachtet.
Wir waren der Meinung, dass es an der Zeit ist, unsere Richtlinien zu überprüfen und diese mit Hinblick auf die gesteigerte gesellschaftliche Akzeptanz des Glücksspiels an die Realität anzupassen.
Sponsoring-Beziehungen zu Casinos und täglichen Fantasy-Sport-Anbietern werden allgemein erlaubt. Jede dieser Beziehung muss verantwortungsbewusstes Spielen fördern und mit den Integritätsansprüchen der Tour im Einklang stehen.“
Ausgenommen von der Revision der Regeln bleiben Firmen, deren primäres oder einziges Ziel es ist, Sportwetten auf dem US-Markt zu promoten. In diesem Kontext wurden die Buchmacher William Hill und Bet365 explizit genannt.
Wieso keine Sportwetten-Anbieter?
Dass große Buchmacher als Sponsoren der PGA Tour auf dem US-Markt nicht zugelassen werden, könnte mit dem am 1. Januar 2018 eingeführten „PGA Tour Integrity Program Manual“ (Link auf Englisch) zusammenhängen.
Der ethische Leitfaden, der für Personengruppen wie Spieler, Trainer, freiwillige Helfer, Tour-Mitarbeiter und PGA-Offizielle verfasst wurde, verbietet die Veranstaltung und Teilnahme an Golfsportwetten.
Durch das Verbot soll die Integrität des Sports gestärkt und der Korruption entgegengewirkt werden.
Der Golfsport geriet immer wieder wegen Betrugsvorwürfen in die Schlagzeilen. Ein sprichwörtliches heißes Eisen, denn viele Golfliebhaber wetten nicht nur untereinander, sondern auch auf die Ergebnisse von Turnieren.
Allein in Großbritannien wurden zwischen April 2017 und Mai 2018 Wetten im Gesamtwert von 14.1 Millionen Pfund (ca. 16.3 Millionen Euro) auf Golfsportereignisse platziert. Eine Kompromittierung dieser Veranstaltungen wäre folgenschwer.
Betrugsvorwürfe beim Golf machten übrigens auch nicht vor der höchsten US-Regierungsebene halt. Wie das Nachrichten-Portal „Inside Edition“ berichtete, gäbe es gegen US-Präsident Donald J. Trump Manipulationsvorwürfe.
Golf-Sponsoring ist ein riesiges Geschäft
Die Berechtigung zum Sponsoring von Golfturnieren und Spielern dürfte nicht nur im Interesse der Glücksspielanbieter sein, die durch eine gesteigerte Außenwirkung eine neue Konsumentengruppe ansprechen könnten.
Auch die Beteiligten der PGA-Tour könnten profitieren. Schließlich ist Golf-Sponsoring ein globales Milliarden-Geschäft. Allein im Jahre 2016 investierten Sponsoren insgesamt 1.82 Milliarden US-Dollar (ca. 1.5 Milliarden Euro) in den Golfsport.
Top-Golfer wie der Nordire Rory Mcilroy (30) verdienten im Jahre 2017 nur als Werbeträger geschätzte 32 Millionen US-Dollar (ca. 28 Millionen Euro) und könnten im Fall eines Sponsorings durch finanzkräftige Glücksspielanbieter noch wesentlich mehr verdienen.
Ganz unwahrscheinlich ist dies nicht. Immerhin ist eine Affinität zwischen dem Golfsport und Sportwetten vor allem in Ländern, in denen Golf zum Breitensport gehört, gegeben.
Die nächsten Großevents im Golfsport
Zu den aktuellen Großereignissen im Golfsport gehören die laufenden „The Honda Classics“, die „Cologuard Classic“ und die „Oman Open“ (Beginn am 3. März 2019).
Bei den „The Honda Classics“ ist Justin Thomas (25) mit einer Siegquote von 6.0 der Favorit. Beim „Cologuard Classic“ sehen die Buchmacher hingegen einen Deutschen vorn. Star-Golfer Bernhard Langer (61) wird mit einer Quote von 5.5 als zukünftiger Champion gehandelt.
Geht es nach den Quoten der Buchmacher sichert sich der Niederländer Joost Luiten (32) mit einer Quote von 11.0 die „Oman Open“.
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