Großbritannien: 2 Pfund-Einsatzlimits nun auch für Online-Casinos gefordert
Posted on: 04/11/2019, 11:56h.
Last updated on: 04/11/2019, 12:18h.
Eine Gruppe britischer Abgeordneter fordert in einem heute veröffentlichten Bericht, für Online Casinos in Großbritannien Einsatzlimits einzuführen. Diese sollten sich an dem Modell der 2-Pfund-Einsatzlimits an den Wettterminals (FOBTs) orientieren.
Die Gambling Related Harm All-Party Parliamentary Group (GRH APPG) legte heute einen Bericht zum Online Glücksspielsektor [Seite auf Englisch] vor, der auf einer sechsmonatigen Untersuchung des Online-Glücksspielsektors beruht. Die Untersuchung basiert auf einer Reihe von Stellungnahmen, die Abgeordnete, Wohltätigkeitsorganisationen, Akademiker, Spieler und ihre Familien sowie Glücksspielunternehmen abgegeben haben.
Beispielhaft wird dabei unter anderem der Fall des glücksspielsüchtigen John aufgeführt, der insgesamt 600.000 Pfund Sterling bei Betfair eingezahlt habe. Er habe zur Zahlung Kreditkarten, Debitkarten, Paypal und weitere Zahlungsmethoden verwendet und sei konstant im Online Casino eingeloggt gewesen.
Zum Teil habe er hierbei 70.000 Pfund Sterling pro Tag verloren. Obwohl er oftmals Verlusten „hinterhergejagt“ sei und Einzahlungen von der Bank zurückgewiesen worden seien, habe niemals jemand von Betfair Kontakt mit ihm aufgenommen.
Forderung nach Einsatzlimits in Online Casinos
Auf der Basis dieser Stellungnahmen formulierte die GRH APPG die Forderung, für Online Casinos Einsatz- und Einzahlungslimits einzuführen. Im Bericht heißt es hierzu:
„Wir sehen keinen Grund dafür, dass es Online Spiele im Stil der Slots mit Einsatzlimits von über 2 Pfund Sterling gibt. Wenn diese in landbasierten Spielstätten nicht zugelassen sind, sollten sie online nicht erlaubt werden.“
Eine Reduktion der Einsatzlimits würde laut Bericht die Ausgaben der Spieler senken und sie von dem Versuch abhalten, ihre Verluste durch immer höhere Einsätze auszugleichen und so immer mehr auszugeben.
Im April 2019 hat die britische Regierung die Begrenzung der Höchsteinsätze an Wettterminals (FOBTs) von 100 Pfund Sterling auf 2 Pfund Sterling gesenkt. Seitdem haben britische Sportwetten-Anbieter wie Betfred und William Hill hohe Verluste gemeldet. William Hill meldete nur wenige Monate nach der Begrenzung, 700 Wettbüros zu schließen.
Im Bericht kritisieren die Abgeordneten, unter ihnen Labour-Mitglied Carolyn Harris und der ehemalige Vorsitzende der Conservative Party Duncan Smith, dass sich Glücksspielanbieter der Einführung der Einsatzlimits widersetzten. Sie hätten angegeben, dass sie die Möglichkeiten hätten, Spieler mit risikoreichem Spielverhalten zu identifizieren.
Brigid Simmonds, Vorsitzende des Betting and Gaming Councel, erklärte hierzu, dass sich die Glücksspielunternehmen verpflichtet hätten, ihren Kunden ein sicheres Spielerlebnis zu bieten. Man nutze eine breite Palette an Tools und investiere erheblich in neue Technologien. Die umfassende Nutzung von Daten und Algorithmen erlaube es, Risiken zu erkennen und frühzeitig mit den Kunden in Kontakt zu treten.
Gleichwohl, so die Abgeordneten, seien Online Glücksspielanbieter nicht in der Lage einzuschätzen, welche Einsätze sich jeder einzelne Spieler tatsächlich leisten könne.
Zu weiteren Forderungen der Abgeordneten gehört, Kreditkarten für Online Glücksspiele zu sperren. William Hill habe der Financial Times gegenüber enthüllt, dass 6 Prozent aller Einzahlungen per Kreditkarte erfolgten. Mit Geld zu spielen, das man eigentlich nicht habe, sei ein Anzeichen problematischen Spielverhaltens und Anbieter sollten daran gehindert werden, Einzahlungen dieser Art zu akzeptieren.
Überarbeitung bestehender Glücksspielgesetze gefordert
Weitere Empfehlungen der Abgeordneten betreffen die Überarbeitung der bestehenden Glücksspielgesetze. Beim Gambling Act 2005 handele es sich um eine „analoge“ Gesetzgebung im digitalen Zeitalter und es sei dringend eine Revision nötig.
Das Wachstum der Online Glücksspielbranche werde bei gesetzlichen Regulierungen außer Acht gelassen und es sei nötig, rechtlich Einfluss auf die entstehenden Schäden und die Entwicklung des Online Glücksspielsektors zu nehmen.
Zudem sollten sich Online Glücksspielanbieter dazu verpflichten, ihren Kunden kostenlos Sperrsoftware anzubieten, damit diese sich selbst von deren Webseiten ausschließen könnten. Software Plattformen wie iOS und Android sollten jedem Nutzer ermöglichen, Selbstausschluss-Software auf allen individuellen Geräten zu installieren.
Ein Sprecher der Glücksspielkommission nahm der britischen Tageszeitung „The Guardian“ gegenüber Stellung und betonte, dass der Bericht die beträchtlichen Maßnahmen der Branche zu den dargelegten Problembereichen nicht widerspiegele. Man sei enttäuscht, dass die Veröffentlichung erfolgt sei, bevor die Glücksspielkommission die Möglichkeit erhalten habe, hierzu Aussagen zu treffen.
Da die Abgeordnetenfraktion bereits großen Einfluss auf die Entscheidung hatte, die Einsatzlimits an den Wettterminals zu reduzieren, gehen britische Medien stark davon aus, dass die nun vorgelegten Empfehlungen politische Entscheidungen zum Online Glücksspiel stark beeinflussen könnten.
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