Großbritannien: Glücksspielmogule verdienen Millionen mit Spielsuchtberatung im öffentlichen Dienst
Posted on: 18/01/2020, 05:30h.
Last updated on: 17/01/2020, 04:08h.
Die Eigentümer des britischen Buchmachers Betfred sollen durch ein Unternehmen, das im Sektor der öffentlichen Gesundheit aktiv ist, jährlich Millionen an Steuergeldern kassieren. Dies berichtet die englische Tageszeitung The Guardian. Während die Firma Health Assured Angestellte des öffentlichen Dienstes unter anderem bei Problemen mit dem Glücksspiel berät, erzielt Betfred mit Sportwetten jährlich Gewinne im hohen dreistelligen Millionenbereich.
Staatliches Gesundheitssystem zahlte Millionen
Die Milliardäre Fred (76) und Peter (72) Done verfügen Schätzungen britischer Medien zufolge über ein Vermögen von umgerechnet rund 1,47 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr sollen sich die Gründer des Buchmachers Betfred eine Dividende von umgerechnet rund 54 Millionen Euro aus dem Glücksspielunternehmen ausgezahlt haben.
Wie der englische Guardian nun recherchierte, scheinen die Dones jedoch gleich doppelt am Glücksspiel zu verdienen. Mit ihrer Firma Health Assured arbeiten sie mit dem staatlichen Gesundheitssystem NHS zusammen.
Das Unternehmen berät unter anderem Angestellte des öffentlichen Dienstes, die Probleme mit dem Glücksspiel haben. Finanziert werden die Programme durch Steuergelder.
Analysten zufolge soll Health Assured Verträge im Wert von mindestens 2,5 Mio. GBP mit unterschiedlichen staatlichen Stellen unterhalten. Darunter das britische Ober- und Unterhaus sowie das Verteidigungsministerium. Tatsächlich, so vermuten die Experten, könnten die Zahlen sogar deutlich höher sein, da diverse Multimillionen-Pfund-Verträge unter unterschiedlichen Dienstleistern aufgeteilt würden und somit im Detail nicht nachvollziehbar seien.
Binnen der vergangenen drei Jahre soll die Firma Health Assured so Dividenden in Höhe von rund 5,2 Mio. Pfund Sterling (umgerechnet 6,2 Mio. Euro) erwirtschaftet haben.
„Inakzeptabler Interessenkonflikt“?
Claire Murdoch, nationale Direktorin für psychische Gesundheit des NHS England, zeigt sich gegenüber dem Engagement der Glücksspielbetreiber Done im Bereich der Suchthilfe entsetzt:
Das Beispiel von Glücksspielunternehmen, die Kliniken anbieten, um genau die Menschen zu behandeln, die sie angefixt haben […], ist meiner Meinung nach Heuchelei und Tokenismus.
Zweifellos, so Murdoch weiter, sollten alle Angestellten des öffentlichen Dienstes Zugang zu Hilfsangeboten haben. Das Angebot durch Profiteure des Glücksspiels stelle jedoch einen inakzeptablen Interessenkonflikt dar.
Auf Anfrage hielt sich Health Assured bedeckt. Aufgrund der sensiblen Natur seiner Beratungstätigkeiten könne das Unternehmen keine Angaben zu einzelnen Kunden machen. Jegliche Vereinbarungen mit dem öffentlichen Sektor seien jedoch im Vorfeld gründlichen Prüfungen, auch in Bezug auf mögliche Interessenkonflikte, unterzogen worden.
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