Glücksspiel oder Finanzprodukt? Großbritannien verbietet Krypto-Derivate
Posted on: 07/10/2020, 02:53h.
Last updated on: 07/10/2020, 02:53h.
Die britische Finanzdienstleistungsaufsicht (FCA) verbietet künftig den Verkauf von auf Krypto-Währungen basierenden Derivaten. Wie die Behörde am Dienstag in einer Pressemeldung bekannt gegeben hat [Seite auf Englisch], gehe von den Produkten ein besonders hohes Risiko aus. Dies komme einem Glücksspiel gleich.
Das Verbot solle am 6. Januar 2021 in Kraft treten und britischen Kleininvestoren künftig Verluste in Höhe von 53 Mio. GBP pro Jahr ersparen. Der Behörde lägen Informationen vor, nach denen unzählige Privatinvestoren große finanzielle Schäden durch den Handel mit Krypto-Derivaten erlitten hätten.
Derivate sind Finanzprodukte, mit denen Investoren zur Spekulation oder zur Absicherung von Währungs- und Kursrisiken handeln. Ihr Preis basiert auf einem sogenannten Basiswert, d. h. auf dem Wert eines anderen Finanzproduktes (Wertpapiere, Aktien, Indizes, Zinsentwicklungen oder Rohstoffpreise).
Wer mit Derivaten spekuliert, geht laut Kritikern eine Wette ein. Geht ein Investor beispielsweise davon aus, dass der Goldpreis steigen wird, kann er ein auf den Goldpreis basiertes Derivat kaufen. Das Derivat kann dabei in verschiedener Proportion zum Basiswert gekauft werden, beispielsweise 1 zu 5. Das heißt, der Wert des Derivats steigt oder fällt in diesem Fall fünfmal höher/tiefer als der Basiswert selbst.
Aus Sicht der FCA seien Derivate auf Krypto-Währungen um ein Vielfaches riskanter als die üblichen Derivate auf andere Finanzprodukte. Die Wertentwicklung von Krypto-Währung habe sich in den vergangenen Jahren als äußerst volatil erwiesen.
Verbot für den Verbraucherschutz notwendig
Auch sei der Krypto-Währungsmarkt überproportional anfällig für Betrugsversuche und Finanzverbrechen. Das Verbot sei daher wesentlich, um zahlreiche arglose Investoren zu schützen.
Sheldon Mills, der Interim-Geschäftsführer der FCA-Abteilung für Strategie und Wettbewerb, fasst zusammen:
Das Verbot spiegelt wider, mit welchem Ernst wir den potenziellen Schaden für Einzelhandelsverbraucher durch diese Produkte betrachten. Verbraucherschutz hat daher oberste Priorität. […] Signifikante Preisschwankungen in Kombination mit den dazugehörigen Schwierigkeiten, den Wert des Krypto-Anlageguts verlässlich zu bestimmen, stellen ein großes Verlustrisiko dar.
Nicht zuletzt lasse sich der Handel mit Krypto-Derivaten schlicht nicht rechtfertigen, da hier kein „legitimes Investment-Bedürfnis für Privatinvestoren“ bestehe.
Die Krypto-Währungen selbst, darunter Bitcoin, Ethereum und Ripple, seien weiterhin in Großbritannien erwerbbar. Auch könnten diese nach wie vor als Zahlungsmittel genutzt werden.
In den letzten Jahren haben sich Krypto-Währungen insbesondere im Online-Glücksspiel als beliebte Zahlungsalternative erwiesen. Auch in einigen britischen Online-Casinos wird insbesondere Bitcoin daher auch nach dem Verbot noch zur Verfügung stehen.
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