Großbritannien: Wetten auf den nächsten Prime Minister
Posted on: 30/05/2019, 02:58h.
Last updated on: 30/05/2019, 02:58h.
Die britische Premierministerin Theresa May (62) gab am vergangenen Freitag ihren Rücktritt in einem emotionalen Statement bekannt, denn es war ihr nicht gelungen, für den mit Brüssel ausgehandelten Brexit-Deal eine Mehrheit im Parlament zu erhalten. Das Unterhaus ist tief gespalten. Nun gibt es Spekulationen über ihren Nachfolger. Und wie es in Großbritannien Tradition ist, werden dazu Wetten abgegeben.
Doch wer sind die Anwärter auf das Amt und welche Chancen haben sie, das Rennen um den Posten zu gewinnen?
Fußballteam ist komplett: Elf Bewerber um das Amt des britischen Premierministers
Wie die Daily Mail [Seite auf Englisch] gestern bekanntgab, reihte sich mit Minister James Cleverly der elfte Bewerber um das Amt des Premierministers ein. Würde er gewählt, wäre er Großbritanniens erster schwarzer Premierminister.
Unter den potenziellen Anwärtern befindet sich unter anderem der Brexit Hardliner Boris Johnson, der bereits ankündigte, dass Großbritannien die EU am 31. Oktober verlassen werde, mit oder ohne Deal.
Auf der anderen Seite zieht der britische Finanzminister Philip Hammond ins Feld, der laut eigenen Aussagen einen harten Brexit unter allen Umständen verhindern wolle, da er schwere Konsequenzen für die Wirtschaft des Landes befürchte. Erst heute sagte er in einem Interview mit der BBC:
“Wir müssen das Gespenst eines Ausstiegs ohne Abkommen aus der Welt schaffen. Ich bin mir nicht sicher, ob alle begriffen haben, was für ein Risiko wir eingehen würden – nicht nur für unsere Wirtschaft, sondern auch für die Zukunft unseres geliebten Vereinigten Königreichs -, wenn wir ohne Abkommen gehen würden.“
Aber wer wird das Rennen um das Amt des Premierministers gewinnen? Werden sich Brexit Hardliner eher durchsetzen oder haben die Befürworter eines gemäßigten Brexits größere Chancen? Die Buchmacher haben sich ihre Meinung bereits gebildet.
Die Anwärter auf das Amt des Premierministers: die Quoten der Buchmacher
Die größten Chancen auf den Posten sehen die Bookies für den ehemaligen Londoner Bürgermeister Boris Johnson (54), der im Jahre 2016 als Schlüsselfigur in der Brexit-Kampagne fungierte. Der konservative Politiker punktet mit seinem Charisma und ist beliebt. Die Buchmacher bieten eine Quote von 3,0.
Eine bevorstehende Gerichtsverhandlung könnte die Kandidatur von Johnson überschatten. Im Jahre 2016 soll er fälschlicherweise behauptet haben, dass Großbritannien wöchentlich 350 Millionen Pfund Sterling an die EU abführe.
Die Klage wurde von dem Aktivisten Marcus Ball eingereicht, der für diesen Fall 200.000 Pfund Sterling gesammelt hatte. Johnsons Anwälte sagten, es könnte sich dabei möglicherweise um einen politisch motivierten Versuch handeln, den Brexit doch noch zu verhindern.
Norman Smith, der stellvertretende politische Redakteur der BBC, sagte, dass diese Anschuldigungen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt gekommen seien, denn Johnsons Kritiker würden nun die Gerichtsverhandlung dazu nutzen, die Machtergreifung Johnsons zu verhindern.
Der Umweltminister Michael Gove (51) ist ein weiterer Befürworter eines No-Deal-Brexits und gehört zu den leidenschaftlichsten Euro-Skeptikern in der Regierung. Die Bookies bieten eine Quote von 4,00 für seinen Sieg.
Andrea Leadsom (56) hatte bis vor kurzem das Amt der Vorsitzenden des Unterhauses inne, trat aber am 22. Mai zurück.
Leadsom sagte auf Twitter:
„Mit großem Bedauern und schweren Herzens habe ich beschlossen, mich von der Regierung zurückzuziehen.“
Nachdem May aber ihren Rücktritt angekündigt hatte, entschloss sich auch Leadsom für eine Kandidatur. Wer auf Leadsom eine Wette abgibt, erhält eine Quote von 6,00.
Mit Dominic Raab (45) zieht ein weiterer Brexit-Hardliner ins Feld. Er sagte, dass Großbritannien dazu bereit sein müsse, sich auch ohne Abkommen von der EU zu trennen. Auch für ihn wird eine Wettquote von 6,00 geboten.
Weitere Anwärter ist Außenminister und entschiedener Gegner eines harten Brexit Jeremy Hunt (52) mit einer Quote von 17,00.
Ihm folgen der 46-jährige internationale Entwicklungsminister Rory Stewart mit 21,00, der ehemalige Investmentbanker Sajid Javid (49) mit einer Quote von 26,00 sowie James Cleverly (49), der frühere stellvertretende Vorsitzende der Konservativen Partei, mit 34,00.
Matthew Hancock, der 40-jährige Gesundheitsminister, der sich 2016 gegen einen Brexit aussprach, erhält ebenfalls eine Quote von 34,00.
Weit weniger Chancen räumen die Bookies der ehemaligen Fernsehmoderatorin Esther McVey (51) ein. Die Quote liegt bei 67,00. Sie ist ebenso offen für einen harten Brexit.
Kit Malthouse, dem 52-jährigen ehemaligen stellvertretenden Londoner Bürgermeister, geben die Bookies kaum eine Chance auf das Amt. Er wird mit einer Quote von 101,00 gehandelt und bildet gemeinsam mit Philip Hammond das Schlusslicht im Rennen auf das Amt.
Wird es einen harten Brexit geben oder kann noch ein Deal ausgehandelt werden? Zumindest wird im Juni feststehen, wer das Amt des Premierministers bekleiden wird.
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