Poker-Pandemie: niederländische Polizei deckt unzählige illegale Poker-Turniere auf
Posted on: 08/05/2020, 11:23h.
Last updated on: 08/05/2020, 11:24h.
In den vergangenen Wochen hat die niederländische Polizei an zahlreichen Orten illegale Poker-Turniere platzen lassen. Wie die niederländische Glücksspielaufsicht, die Kansspelautoriteit (KSA), am Donnerstag auf ihrer Webseite mitteilte [Seite auf Niederländisch], unterstütze sie die Polizei aktiv bei den Ermittlungen.
Gegen die Teilnehmer seien bisher Geldstrafen wegen Missachtung des COVID-19-bedingten Versammlungsverbotes verhängt worden. In einigen Fällen hätten die Veranstalter der Turniere auch eine Anzeige wegen illegaler Glücksspielaktivitäten erhalten.
Das Veranstalten kommerzieller Pokerturniere ist in den Niederlanden per Gesetz verboten. Eine Ausnahme bilden kleine Spielrunden im Familien- oder Freundeskreis. Derzeit ist es allein den staatlichen Spielbanken Holland Casino gestattet, Pokerspiele und -turniere zu organisieren. Online-Poker soll ebenso wie andere Online-Casinospiele ab 2021 erlaubt sein, sofern eine Lizenzierung durch die KSA vorliegt.
Die Kansspelautoriteit biete der Polizei in mehrerlei Hinsicht ihre Unterstützung an. Da die Behörde darauf spezialisiert sei, illegales Glücksspiel zu erkennen, könne sie der Polizei gezielte Anweisungen zur Beweissicherung geben. Auch könnten KSA-Mitarbeiter vor Ort oder per Telefon zurate stehen oder Gutachten erstellen.
Laut Marc Merx, dem Leiter der Durchsetzungsabteilung der KSA, gebe es zwei Erklärungen für den plötzlichen „Boom“ illegaler Pokerturniere. Grundsätzlich würden mehr illegale Glücksspiel-Zusammenkünfte entdeckt, weil die Polizei im Hinblick auf COVID-19 schlichtweg deutlich häufiger und gezielter nach Menschenansammlungen suche.
Darüber hinaus spiele unweigerlich der Wegfall des legalen landbasierten Glücksspiels eine Rolle. Da seit März alle Holland Casinos geschlossen seien, entfalle die einzige legale Möglichkeit, an Pokerturnieren teilzunehmen.
Casinos frühestens ab September wieder offen
Die Casinos jedoch bleiben aller Voraussicht nach noch bis mindestens September geschlossen. Wie die niederländische Zeitung Limburger am Donnerstag berichtete, sei die Empörung darüber groß.
Insbesondere Holland Casino und der niederländische Branchenverband für Glücksspiel äußerten scharfe Kritik an der Regierungsentscheidung, die Glücksspielstätten zu allerletzt wieder zu öffnen.
Der Geschäftsführer von Holland Casino, Erwin van Lambaart, sagt:
Den Sektor so lange geschlossen zu lassen, ist aus unserer Sicht unverantwortlich, insbesondere im Hinblick auf unsere Bemühungen der Kanalisierung in Richtung eines sicheren und verantwortungsbewussten Glücksspiels. Der gesamte Sektor wird enorme wirtschaftliche Schäden davontragen.
Er verstehe zwar, dass die Casinos nicht vor anderen wichtigen Industriezweigen öffnen sollten, doch sei eine Schließung um weitere vier Monate „nicht nachvollziehbar und unnötig“.
Auch für die knapp 8.000 Casino-Beschäftigten dürfte die Nachricht der späten Wiedereröffnung ernüchternd sein. Ob bis dahin tatsächlich das illegale Glücksspiel weiter stark ansteigen wird, bleibt abzuwarten.
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