Irland: Glücksspiel-Veteranen raten von Investitionen in die Branche ab

Posted on: 12/01/2022, 01:38h. 

Last updated on: 12/01/2022, 01:38h.

Veteranen der irischen Glücksspiel-Branche richten sich nun an Investoren. Diese sollten von Geldanlagen in Aktien von Sportwetten- und Glücksspiel-Unternehmen absehen. Ziel sei es, auf diese Weise Druck auf die Konzerne auszuüben, damit diese ihr Verhalten änderten, berichtete die Financial Times [Seite auf Englisch] am Dienstag.

Börsenhandel, Mann im Anzug
Der Handel mit Glücksspiel-Aktien soll für Investoren unattraktiv werden. (Symbolbild: pixabay.com)

Fintan Drury, der ehemalige Vorsitzende des irischen Sportwetten-Konzerns Paddy Power, hat sich mit dessen Mitbegründer Stewart Kenny und Ian Armitage, dem ehemaligen Geschäftsführer des Investmentunternehmens Mercury Private Equity, zusammengetan. Gemeinsam haben sie die gemeinnützige Organisation Stop Gambling Harm gegründet.

Laut Stop Gambling Harm habe sich die Glücksspiellandschaft drastisch verändert. Die moderne Technologie ermögliche es, Glücksspiel-Angebote rund um die Uhr verfügbar zu machen. Dies sei sowohl mit hohen Kosten als auch mit Gefahren für die Gesellschaft verbunden.

Irlands Spieler generieren mit die höchsten Pro-Kopf-Verluste beim Glücksspiel weltweit. Die derzeit geltende Glücksspielgesetzgebung gilt als veraltet. Doch die Regierung hat bereits angekündigt, dass 2023 eine Regulierungsbehörde eingerichtet werden soll.

Stop Gambling Harm wolle den Spielerschutz vorantreiben und Betreiber sowie Gesetzgeber dazu bewegen, die Forderungen der Organisation zu erfüllen. Dazu gehören:

  • Rigorose Kontrollen der Werbung für Glücksspiel und Sportwetten
  • Restriktivere Kontrollen für alle Spieler unter 25 Jahren
  • Einführung von Einzahlungslimits sowie Verbot von VIP-Angeboten und Freispielen
  • Trennung von Sportwetten und Casinospielen
  • Einsatzlimit von 2 GBP bei Online-Slots

Nichts mehr mit dem Glücksspiel zu tun

Laut der Financial Times hätten die drei Glücksspiel-Veteranen eigenen Angaben zufolge heute nichts mehr mit der Branche zu tun. Auch liege es nicht in ihrer Absicht, mit ihrem Einsatz für Spielerschutz ihr Gewissen zu beruhigen, nachdem sie vom Glücksspiel selbst profitiert hätten.

Drury befinde sich zurzeit in Gesprächen mit Fondsmanagern. Er sei zuversichtlich, dass die Initiative erfolgreich sein werde. Für Anleger solle das Glücksspiel genauso unattraktiv werden wie Investitionen in die Tabakindustrie:

Der Gesetzgeber hat sich als langsam erwiesen. Es sind die institutionellen Eigentümer, die die Macht haben. Ich würde gerne glauben, dass wir in einem Jahr aus dem Geschäft sind.

Rückenwind erhalten die Glücksspiel-Veteranen vonseiten der Wissenschaft. So kommentierten Aphra Kerr und John O’Brennan, Professoren an der Maynooth University, und Lucía Vázquez Mendoza, Forscherin an der Dublin City University, in einem Bericht, die Zeit sei bereits vorbei, in der sich der Staat mit dem Thema habe auseinandersetzen sollen.

Irland liege hinsichtlich der Glücksspielregulierung weit hinter den anderen EU-Staaten. Möglicherweise könne ein erzwungener Ansatz eher dazu beitragen, Glücksspiel-Schäden zu reduzieren.