Italien: Aufruhr über erneut verlängerten Glücksspiel-Lockdown
Posted on: 15/01/2021, 01:09h.
Last updated on: 15/01/2021, 02:42h.
Die italienische Regierung hat am Donnerstag eine neue Corona-Verordnung erlassen. Der Glücksspielsektor ist von dieser erneut mit am härtesten getroffen. Während andere Branchen zumindest teilweise geöffnet sein dürfen, sollen Casinos, Spielhallen und Wettbüros noch bis mindestens zum 5. März komplett geschlossen bleiben.
Wie das Branchenmagazin Agimeg berichtet, wachse das Unverständnis gegenüber der erneut verlängerten Schließung nicht nur innerhalb des Glücksspielsektors selbst, sondern auch vermehrt in den Reihen der Politik.
So werfe der oppositionelle Abgeordnete Riccardo Molinari der Regierungspartei vor, den Glücksspielsektor aus einer „ethischen Vision“ heraus zu boykottieren. Dabei ignoriere sie die Tatsache, dass eine Eindämmung des legalen Glücksspiels automatisch eine Förderung illegalen Glücksspiels sei.
In Wahrheit weiß doch jeder, der sich mit der Materie auseinandergesetzt hat, dass die Boykottierung des legalen Glücksspiels das illegale befördert. Es ist ein Fehler, Spielhallen und Wettbüros zu schließen, wie es auch ein Fehler ist, Restaurants zu schließen. Es ist sehr wohl möglich, diese Aktivitäten in absoluter Sicherheit auszuüben, so wie es andere Branchen auch tun.
Doch weder die Einwände der Opposition, noch die am Dienstag vor der Abgeordnetenkammer veranstalteten Proteste von Arbeiterinnen aus dem Glücksspielsektor scheinen bei Präsident Giuseppe Conte Gehör gefunden zu haben.
Keine Arbeit, keine staatlichen Finanzhilfen
Wie Agimeg berichtet [Seite auf Italienisch], habe es eine der Organisatorinnen des Arbeiterinnen-Protestes, Deborah Cinque, geschafft, zumindest kurz mit Conte persönlich ins Gespräch zu kommen. Dieser habe sie gefragt, ob die Arbeiterinnen staatliche Hilfen enthalten hätten. Sie habe bejaht, aber betont, dass diese bei weitem nicht zum Überleben ausreichten.
Einige Betroffene warteten sogar noch immer auf die versprochenen Finanzhilfen aus dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020. Doch das Flehen der Branche werde ignoriert. Unter den Angestellten des Glücksspielsektors mache sich daher zunehmend Verzweiflung breit. Gegenüber Agimeg erklärt sie:
Wir bitten doch nur darum, arbeiten zu dürfen. In dieser Unsicherheit existieren zu müssen, ist wirklich bedrückend. Als sie uns im Oktober erneut geschlossen hatten, haben sie uns die für Bingo-Hallen für gewöhnlich profitabelste Zeit des Jahres genommen […] Wir warten noch immer auf die Finanzhilfen für den ersten Lockdown, 300 bis 400 Euro pro Familie. Wir können in diesem Elend keinen einzigen Schritt nach vorne machen.
Wenn die Regierung der Glücksspielbranche weiterhin die Arbeit untersage, müsse sie ausgleichende finanzielle Mittel bereitstellen, so Cinque. Sollte dies nicht geschehen, seien die Demonstrantinnen bereit, erneut auf die Straße zu gehen. Wie die Bewegung bereits vor ihrem ersten Protest warnte, könnte eine zweite Demonstration deutlich weniger friedlich ablaufen.
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