Erstes eSports-Turnier für Menschen mit Behinderung in Japan
Posted on: 21/07/2019, 05:30h.
Last updated on: 22/07/2019, 09:40h.
Am 31. August beginnt in der japanischen Stadt Takasaki das erste eSports-Turnier für Gamer mit Behinderung. Beim Gunma E-Sports Festival, das nordwestlich der Hauptstadt Tokio ausgetragen wird, werden 4 Mannschaften zu je 5 Spielern gegeneinander antreten.
Gespielt wird „League of Legends“ im Turnier-Modus. Hauptpreis des Events sind 1 Millionen Yen (ca. 8.300 Euro). Unterstützt wird die Veranstaltung vom berühmten japanischen eSports-Team Unsold Gaming, das zu den besten „League of Legends“-Mannschaften des Landes zählt.
Eine Region macht sich für behinderte Gamer stark
Das Gaming-Projekt, bei dem erstmals ausschließlich Spieler mit Behinderung gegeneinander antreten, wäre wohl nicht möglich gewesen, wenn sich nicht örtliche Unternehmen für das Konzept stark gemacht hätten.
So gründete Onelife.Inc, ein lokaler Einrichtungs- und Service-Betreiber für Menschen mit Behinderung, erst kürzlich die Gunma eSports Association, die sich für die Förderung des elektronischen Sports stark macht. Augenmerk lag dabei vor allem auf integrativen Aspekten wie der Teilnahme körperlich und geistig behinderter Menschen an Freizeitaktivitäten wie dem Gaming.
Onelife.Inc ging aber sogar noch einen Schritt weiter und eröffnete im November vorigen Jahres ein eigenes Trainingszentrum für Gamer mit besonderen Bedürfnissen. Sie sollen am 31. August 2019 ebenfalls beim Turnier dabei sein.
Wie das Unternehmen gegenüber dem Nachrichtenportal Kyodo News (Link auf Englisch) äußerte, wolle man Spielern mit Behinderung überdies Karrierewege in den professionellen eSport eröffnen:
“Wir möchten Menschen, die das Spielen aufgrund einer Behinderung aufgegeben haben, mitteilen, dass sie die Möglichkeit haben, professionelle Spieler zu werden.”
Damit Gamer mit Behinderung beim Gunma E-Sports Festival mit genauso viel Spaß und Erfolg zocken können wie Nichtbehinderte, bieten die Veranstalter spezielle Controller-Designs. So sind die Bewegungen von Spielfiguren beispielsweise über Controller steuerbar, die mit dem Mund kontrolliert werden können.
Andere haben es vorgemacht
Dass es trotz einer schweren Behinderung möglich ist, als eSportler erfolgreich zu sein, haben bereits einige Spieler gezeigt.
So zum Beispiel der bekannte Gamer RockyNoHands. Der Twitch-Streamer, dessen Channel mehr als 50.000 User folgen, brach sich im Alter von 19 Jahren bei einem Unfall zwei Nackenwirbel und war seitdem vom Hals abwärts gelähmt.
Doch seiner Leidenschaft für das Spielen tat dies keinen Abbruch. Er steuert Video-Spielfiguren mit einem Quadstick, einem speziellen Controller, der durch Kopfbewegungen und die Atmung gesteuert wird.
Ein weiterer besonders renommierter Spieler, der fast gänzlich auf die Handkorntrolle eines Controllers verzichten muss und dennoch starke Ergebnisse vorzuweisen hat, ist der US-Amerikaner Mike „BrolyLegs“ Begum.
Er gehört zu den besten Street-Fighter-Spielern der Welt, und das trotz einer Arthrogryposis-Erkrankung, die das normale Wachstum seiner Arme und Beine verhinderte.
Diese Controller für Menschen mit Behinderung gibt es im Handel
Um Menschen mit Behinderung das Spielen an Konsolen oder dem PC zu vereinfachen, bieten einige Anbieter bereits spezielle Steuerungsmöglichkeiten an. Für Xbox und PC wird im Handel derzeit der Xbox Adaptive Controller angeboten, der für weniger als 100 Euro erhältlich ist.
Der Quadstick Mund-Controller ist ab 400 Euro erhältlich.
Ein Tor zur Welt
eSports stellt für Menschen mit Behinderung häufig mehr als eine Möglichkeit zum virtuellen Wettkampf dar. Für viele ist es ein Tor zur Außenwelt. In Live-Streams, Chats und im Austausch mit Clan- und Team-Mitgliedern bietet sich die Möglichkeit, die heimische Isolation zu überwinden.
Bereits im Frühjahr dieses Jahres berichtete die BBC von der eindrucksvollen Geschichte des norwegischen Gamers Mats Steen, der mit 25 Jahren an den Folgen einer Muskeldystrophie starb.
Obwohl Steen aufgrund seiner Erkrankung kaum reisen konnte und auch die Pflege sozialer Kontakte immer schwieriger wurde, baute sich der Gamer in der „World of Warcraft“-Community einen großen Freundeskreis auf und erzählte im Blog “Musings of life” über seine Behinderung und das Eintauchen in die Parallelwelt.
Als Steens starb, zündeten Spieler in den Niederlanden, Norwegen, Schweden, Irland, Dänemark, England und vielen anderen Teilen Europas Kerzen für das respektierte Community-Mitglied an.
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