Geldwäsche im großen Stil: Kanadas Behörden behalten beschlagnahmte Gelder und Casino-Chips
Posted on: 11/12/2021, 05:30h.
Last updated on: 10/12/2021, 02:32h.
Die kanadische Provinz British Columbia behält dauerhaft knapp 1,2 Mio. CAD (rund 850.000 EUR) ein, die bei der Hauptverdächtigen des bislang größten Geldwäsche-Falls der Region beschlagnahmt wurden. Zu der dem Staat zugutekommenden Vermögensmasse gehören neben Bargeld auch Casino-Chips im Wert von rund 18.000 CAD.
Caixuan Qin (37) steht im Verdacht, gemeinsam mit ihrem mittlerweile ermordeten Ehemann (†45) eine sogenannte „Untergrundbank“ betrieben zu haben. Unter anderem durch angebliche Glücksspiel-Verluste habe sie so jährlich bis zu 220 Mio. CAD für internationale Verbrechersyndikate gewaschen.
Bargeld, Geschenkkarten und Casino-Chips
Wie unter anderem die Vancouver Sun berichtet [Seite auf Englisch], sei es zwischen Qin und der Regierung von British Columbia zu einer Einigung gekommen. Gerichtsakten zufolge behalte der Staat 1,14 Mio. CAD von 2 Mio. CAD in bar, die im Jahr 2015 von der Kanadierin beschlagnahmt worden seien. Zum Verbleib der Differenz gebe es aktuell keine offiziellen Aussagen.
Hinzu kämen knapp 192.000 CAD aus einem anstehenden Hausverkauf sowie Spielchips des River Rock Casino and Resort im Wert von 17.800 CAD. Weiterhin blieben 94 ebenfalls konfiszierte Geschenkkarten in nicht näher bezifferter Höhe im Besitz des Staates.
Im April 2015 hatte die kanadische Bundespolizei RCMP eine Untersuchung gegen Qin und ihren Ehemann Jian Jun Zhu eingeleitet. Dem Paar wurde vorgeworfen, über ihre Firma Silver International Investments Ltd. im großen Stil Geld gewaschen zu haben.
Das als „Finanzdienstleister“ eingetragene Unternehmen habe über Jahre täglich bis zu 1,5 Mio. CAD gewaschen. Hierzu hätten die Verdächtigen insbesondere lokale Casinos genutzt.
Von den Dienstleistungen des Paares hätten Verbrechersyndikate aus Kanada, China und Mexiko profitiert. In den Ermittlungsakten habe es damals geheißen:
Zu den Kunden (von Silver International) gehörten Personen, die mit Drogenherstellung, Drogenhandel, Geldwäsche, Mord, Körperverletzung, Besitz von durch Straftaten erlangtem Eigentum, Instrumentenfälschung und Erpressung in Verbindung stehen.
Das sogenannte „Vancouver-Modell“ habe daraus bestanden, die vor Ort erwirtschafteten Drogengelder in Kanada in Vermögenswerte oder Glücksspiel-Verluste umzuwandeln. Das nun legale Geld sei dann über das „Silver-Netzwerk“ in China an die Auftraggeber zurückgezahlt worden.
Verschlungene Justizwege
Trotz der schweren Vorwürfe hatte die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen das Paar im November 2018 eingestellt. Beide Eheleute hatten jegliches Fehlverhalten weit von sich gewiesen.
Offiziell wurden keine Gründe für das Ende der Strafverfolgung kommuniziert. Die Vancouver Sun berichtet jedoch von Gerüchten, nach denen kurz vor der Einstellung ein Polizeiinformant versehentlich enttarnt worden sei.
Im Anschluss hatten Qin und Zhu in einem zivilrechtlichen Verfahren gegen die Beschlagnahmung ihrer Vermögenswerte protestiert. Diese habe ebenso wie die Durchsuchungen gegen ihre Grundrechte verstoßen.
Zunächst hatte das Gericht dem Paar Recht gegeben und die Freigabe der Vermögenswerte angeordnet. Nachdem die Regierung Berufung gegen dieses Urteil eingelegt hatte, blieben diese jedoch eingefroren. Bis jetzt.
Eine weitere Wendung hatte der Fall im Herbst 2020 erfahren. Am 18. September wurde Zhu, der als Kopf der Geldwäscheaktivitäten gegolten hatte, in einem Restaurant erschossen. Hier hatte er sich mit einem mutmaßlichen Kunden der Silver International getroffen. Der Schütze sei schnell gefasst worden, die genauen Umstände des Mordes seien bislang jedoch nicht restlos aufgeklärt. Die Ermittler gingen davon aus, dass es bislang unbekannte Strippenzieher im Hintergrund der Tat gebe.
Nach aktuellem Stand scheint es, als drohten Caixuan Qin bis auf Weiteres keine strafrechtlichen Konsequenzen für die mutmaßlichen Geldwäscheaktivitäten. Wie schwer sie der endgültige Verzicht auf ihre vor Jahren eingezogenen Vermögenswerte treffen könnte, ist nicht überliefert.
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