Kartenspiele in Deutschland – ein Vergnügen mit Tradition
Posted on: 27/12/2018, 05:30h.
Last updated on: 20/12/2018, 12:43h.
Sei es eine entspannte Runde Doppelkopf oder der Nervenkitzel beim Poker – Kartenspiele ziehen viele Menschen in ihren Bann und sind seit Jahrhunderten in Deutschland Tradition. Was im fernen Orient begann, ist in die Deutsche Kultur eingegangen und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit.
Es wird vermutet, dass das Kartenspiel etwa Anfang des 14. Jahrhunderts aus dem Orient nach Europa gelangt ist. Hier hat es sich von Italien und Frankreich aus in Windeseile ausgebreitet. Zunächst waren die Karten auf der Rückseite weiß und unbedruckt. Das haben sich jedoch viele „Falschspieler“ zu Nutze gemacht.
Auf dem weißen Untergrund war es leicht, Karten anhand von Gebrauchsspuren wiederzuerkennen. Daher wurde etwa im 16. Jahrhundert damit begonnen, die Rückseite der Karte mit Mustern zu versehen. Diese wurden zunächst per Hand gemalt, bis man schließlich begann, die Karten zu bedrucken.
Landsknecht und Pharo
Landsknecht ist ein Kartenspiel, das bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) zurückreicht und das zunächst unter den Landsknechten sehr verbreitet war.
Die Landsknechte
Bei den Landsknechten handelte es sich um Fußsoldaten, die als Söldner angeworben wurden und die etwa seit den späten 1480er Jahren Truppen bildeten. Sie wurden ursprünglich für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation angeworben, kämpften aber auch für andere Herrscher Europas.
Zum Anwerben der Landsknechte gab es spezielle Söldnerunternehmer, die gezielt nach geeigneten Kämpfern suchten. Zu den Hauptwerbegebieten zählten dabei Bayern, Franken und Schwaben. Die Landsknechte kämpften primär mit der Pike (Langspieß), aber auch mit Schwert und Dolch.
Das Kartenspiel „Landsknecht“ wird mit 52 Karten mit deutschem oder französischem Blatt gespielt. Es gibt dabei einen Bankhalter (Bankier) und beliebig viele Gegenspieler (Pointeure).
Der Bankier legt zum Beginn des Spiels seinen Einsatz in die Bank, danach setzen die Pointeure. Nun mischt der Bankier die Karten, lässt abheben und legt die oberste Karte des Stapels auf die rechte, die nächste Karte auf die linke Seite.
Handelt es sich bei den gelegten Karten um zwei Karten, die im Rang gleich sind, also zum Beispiel zwei Könige, so gewinnt der Bankier alle Einsätze. Ist der Rang der Karten unterschiedlich, werden weitere Karten gezogen, bis eine Karte erscheint, die mit einer der anderen Karten ranggleich ist.
Hat die gezogene Karte denselben Rang wie die Karte, die rechts liegt, gewinnen die Poiteure, hat sie denselben Rang wie die linke Karte, gewinnt der Bankier.
Das Kartenspiel Landsknecht gilt als Vorläufer des Kartenspiels Pharo, das in Europa im 18. und 19. ausgesprochen beliebt war und das besonders in der gehobenen Gesellschaft gespielt wurde.
Vermutlich gelangte Pharo Ende des 18. Jahrhunderts im Zuge der Emigration nach Amerika, wo es zum beliebtesten Glücksspiel wurde, bevor das Poker es als solches ablöste.
Beim Pharo (auch unter dem Namen Pharao oder Faro bekannt), kommen zwei Spiele mit jeweils 52 Karten zum Einsatz. Die Spieler machen beim Pharo ihre Einsätze auf die Pik-Farbe.
Schafkopf und Doppelkopf
Fester Bestandteil der deutschen und vor allem der bayerischen Wirtshauskultur ist das Kartenspiel Schafkopf, das mit 32 Karten und vier Spielern gespielt wird. Es wird vermutet, dass das Kartenspiel Schafkopf unter anderem auf die Kartenspiele L’Hombre und das Deutsch-Solo zurückgeht.
Die Karten werden unter den Spielern aufgeteilt, sodass jeder Spieler vier Karten erhält. Ziel des Spiels ist es, durch das sogenannte Stechen zu gewinnen. Beim Stechen gewinnt der Spieler, der die höchste Karte gelegt hat. Beim Schafkopf zählt jede Karte Punkte, die auch Augen genannt werden. Insgesamt gibt es 120 Punkte. Wer 61 Punkte oder mehr erzielt, hat das Kartenspiel gewonnen. Die Regeln fallen dabei von Region zu Region unterschiedlich aus.
Ebenso wie der Schafkopf, ist auch das Watten fester Bestandteil der deutschen Wirtshauskultur. Anders als Schafkopf wird das Watten (Watteln, Waddeln) häufig als Glücksspiel angesehen. In Turnierform ist es seit Oktober dieses Jahres wieder erlaubt.
Häufig vermutet wird, dass die Kartenspiele Doppelkopf und Skat auf den Bayerischen Schafkopf zurückgehen, es ist aber auch eine parallele Entwicklung der drei Spiele möglich. Auch beim Doppelkopf spielen vier Spieler nach regional unterschiedlichen Regeln, um deren Vereinheitlichung sich der Deutsche Doppelkopf-Verband (DDV) bemüht.
Doppelkopf wird mit 48 Karten gespielt, wobei das Blatt aus 24 Spielkarten besteht, die doppelt vorhanden sind. Gespielt wird Doppelkopf mit zwei Parteien. Zwei Spieler bilden die Re-Partei, die anderen beiden Spieler die Kontra-Partei. Gewonnen hat am Ende des Spiels die Partei, die mehr Punkte durch die Stiche erhalten hat.
Skat – ein beliebtes Spiel aus Altenburg
Ein Kartenspiel, das sogar offiziell zum Kulturgut gehört, ist Skat. Skat wurde von der UNESCO im Jahr 2016 als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland anerkannt. Entstanden ist das Skatspiel um 1820 in Altenburg. Von seiner Bedeutung für die deutsche Spielkultur zeugte schon Kurt Tucholsky, als er in „Das neue Lied“ schrieb:
„Wir sind kein liedersingendes Volk, und aus dem schauerlichen Gemisch von gestorbenen Wandervogelliedern und künstlich gemachten Operettenschlagern ragt nichts hervor, was dieses Volkes Seele erfüllte. Wenn dem Deutschen so recht wohl ums Herz ist, dann singt er nicht. Dann spielt er Skat.“
Die ganze Stadt Altenburg zeugt von der 200 Jahre alten Spieltradition, die in Deutschland mehr als 20 Millionen Anhänger haben soll.
So gibt es in Altenburg nicht nur die Altenburger Spielkartenfabrik, sondern auch das Schloss- und Spielkartenmuseum und den Skatbrunnen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kartenspielen wird Skat sogar sportlich organisiert betrieben. Nicht nur in Gaststätten finden demnach Skatturniere statt, sondern es gibt auch viele Vereine, Skat-Verbände und sogar eine Skat-Bundesliga.
Beim Skat spielen drei Personen mit einem Kartenblatt aus 32 Karten. Jeder der Spieler erhält zehn Karten, die übrig gebliebenen Karten werden verdeckt und nennen sich „der Skat“.
Ein Spieler, der durch „Reizen“ (das Bieten um ein Spiel) bestimmt wird, spielt als Alleinspieler gegen die aus den übrigen zwei Spielern bestehende Gegenpartei. Ziel ist es beim Skat, wie auch beim Schafkopf und beim Doppelkopf, durch Stechen die höchste Punktzahl zu erreichen.
Poker und seine Vorläufer
Ein Kartenspiel, das bereits auf das 15. Jahrhundert zurückgeht und als möglicher Vorläufer für das Pokerspiel gilt, ist das Pochen (Poch, Pochspiel). Beim Poch handelt es sich um ein Glücksspiel, das von drei bis sechs Personen mit 36 oder mit 56 Karten sowie einem Pochbrett gespielt wird. In die Felder des Pochbrettes werden Spielmarken als Einsatz gelegt.
Der Geber gibt die Karten gleichmäßig an die Spieler aus, sodass keine Karte des Kartenstapels mehr übrigbleibt. Welche Regeln beim Pochen gelten, ist von Region zu Region unterschiedlich. Ziel der Spieler ist es jedoch, die Karten so schnell wie möglich „wegzubringen“.
Spieler, die einen Poch (zum Beispiel ein Ass, Könige, Damen oder Buben) haben, können sich mit ihrem Einsatz an der Runde beteiligen und mit dem Gebot des jeweiligen Vorhandspielers mithalten, es überbieten oder passen. Wer nach dem Aufdecken den höchsten Poch vorweisen kann, erhält den Einsatz.
Ebenso wie beim Poch, so wird auch beim Poker um Einsätze gespielt. Das Kartenspiel, das in Deutschland zu den Glücksspielen gezählt wird, wurde im 19. Jahrhundert in Amerika entwickelt. Es gilt als eines der weltweit beliebtesten Kartenspiele. Zu seinen Vorläufern zählt neben Poch unter anderem das französische Spiel Brelan und das englische Brag.
Poker wird mit mindestens zwei und in der Regel maximal zehn Spielern pro Tisch sowie mit 52 Karten gespielt. Als eine der häufigsten Varianten des Pokerspiels gilt das Texas Hold’em, das auch meistens in den Casinos gespielt wird.
Zu Beginn einer Runde erhält jeder Spieler zwei Karten, die sogenannten Hole Cards, in die nur er selbst Einsicht hat. Im Zuge des Spiels werden weitere fünf Karten aufgedeckt. Hierbei handelt es sich um Gemeinschaftskarten, die jeder Spieler nutzen kann, um sein Pokerblatt (Pokerhand) zu bilden. Jeder Spieler setzt einen Einsatz auf die Gewinnchancen der eigenen Pokerhand.
Den gesetzten Einsatz erhält in einer Runde entweder der Spieler, der die stärkste Pokerhand vorweisen kann oder derjenige, der übrig bleibt, wenn niemand den von ihm gelegten Einsatz setzen möchte. Damit kann nicht nur der Spieler mit dem stärksten Blatt gewinnen, sondern auch der beste Bluffer.
Die Liste der Kartenspiele, die in Deutschland gespielt werden, ist lang. Neben den genannten Kartenspielen erfreuen sich beispielsweise auch die Spiele Rommé, Mau-Mau mit seinen Weiterentwicklungen und Canasta mit seinen Varianten großer Beliebtheit. Auch im digitalen Zeitalter wird weiter Karten gespielt und viele Spiele sind auch online zu finden.
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