Kommen Wettbüros in Zukunft ohne Angestellte aus?
Posted on: 24/11/2019, 05:30h.
Last updated on: 21/11/2019, 03:11h.
Der Trend zur zunehmenden Automatisierung macht auch vor der Glücksspielbranche nicht halt. So gibt es in der Republik Irland inzwischen erste Wettshops, in denen kein menschliches Personal mehr beschäftigt ist.
Zu den Pionieren auf diesem Gebiet zählt der Wettbürobetreiber BetXS, der vor wenigen Wochen in Irland drei Geschäfte eröffnete, die ohne Personal auskommen. Stattdessen erfolgen Einlasskontrolle, Shop-Überwachung und Sicherheitsdienst über den Einsatz von Softwareprogrammen sowie mithilfe von Videokameras, die in dem Geschäft platziert sind.
Seitdem werden die Wetten in den Shops nicht mehr am klassischen Schalter abgegeben, sondern an Selbstbedienungs-Terminals eingebucht. Falls es dabei zu einem Problem kommen sollte, steht den Kunden ein automatischer Kundenservice-Terminal zur Verfügung.
Dass dieses Beispiel auch in anderen Ländern Schule machen könnte, gibt Lee Drabwell, Vertriebsdirektor des britischen Anbieters Playtech BGT Sports (PBS), offen zu.
In einem Interview sagte er:
“Von der Selbstbedienung bis zu digitalen Zeitungs-Displays mit aktuellen Wett-Tipps; es ist eine Menge geplant in Bezug auf die wachsenden Anforderungen und Erwartungen der Wettbüro-Kunden.”
Tausende von Arbeitsstellen gefährdet
Eines der wichtigsten Argumente für die Einführung der personallosen Geschäfte dürfte die Reduzierung der Gehaltskosten sein, denn diese bilden beim Betrieb eines physischen Wettbüros neben der Miete den größten Kostenblock.
So könnten beispielsweise Anbieter aus Großbritannien versucht sein, mit Einsparungen bei den Gehältern ihre Verluste durch das 2019 in dem Land eingeführte 2 Pfund-Einsatzlimit bei den FOBT-Wettterminals zu lindern.
Die negativen Folgen einer solchen Automatisierung sind in vielen Supermärkten zu sehen: Statt beim Personal an klassischen Kassen zu bezahlen, erledigen Kunden diesen Vorgang nun häufig selbst. Würde dies in Wettbüros Realität, wäre dort ebenfalls mit dem Verlust Tausender von Arbeitsplätzen zu rechnen.
Allerdings wiegeln Branchenvertreter ab. So sagte PBS-Manager Lee Drabwell in diesem Zusammenhang:
“Ich glaube nicht, dass vollkommen ’personallose’ Shops in nächster Zeit Realität werden (sollten). Soziale Verantwortung sollte ein Kernanliegen des Wettgeschäfts sein.”
Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Buchmacher in Zeiten wachsender Kosten langfristig verhalten und ob sie sich im Zweifelsfall nicht doch für Maschinen und gegen Arbeitsplätze entscheiden würden.
Gesellschaftlicher Stellenwert der Wettbüros
Abgesehen von den wirtschaftlichen Folgen hätte eine Automatisierung der Wettbüros für viele Menschen gravierende gesellschaftliche Auswirkungen. Grund dafür ist, dass die Shops Orte sind, an denen sie ihre sozialen Kontakte pflegen.
So werden die in vielen Städten Großbritanniens allgegenwärtigen Wettbüros täglich tausendfach von Menschen aufgesucht, die sich bei Abgabe einer Wette mit dem Personal und anderen Kunden austauschen oder die dort die Rennen und Spiele auf den Bildschirmen verfolgen möchten.
Diese häufig in Wohngebieten gelegenen Shops stellen mit ihrer sozialen Komponente gerade für ältere Menschen eine der wenigen Alternativen dieser Art dar. Eine Streichung des Personals würde ihnen die Pflege ihrer sozialen Kontakte somit erheblich erschweren.
Auf diese Weise würden die Wettshops für viele Kunden möglichweise an Attraktivität verlieren. Die Buchmacher müssten deshalb abwägen, inwieweit Einsparungen bei den Personalkosten etwaige Umsatzrückgänge aufgrund der ausbleibenden Kundschaft aufwiegen könnten.
Darüber hinaus wirft die Frage der Behandlung des Spieler- und Jugendschutzes Fragen auf. Zwar versichert BetXS, dass durch den Einsatz modernster Verifizierungsmethoden sichergestellt sei, dass nur Befugte an den Geräten spielen könnten. Doch noch bleibt das Unternehmen den Nachweis schuldig, dass die Wettabgabe durch Minderjährige tatsächlich sicher ausgeschlossen werden kann.
Künstliche Intelligenz sorgt für mehr Spielerschutz
Allerdings tut sich im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung etwas in Richtung Spielerschutz. So gibt es bei britischen Buchmachern derzeit Bestrebungen, FOBTs mit einer Vorrichtung zum besseren Schutz von suchtgefährdeten Spielern auszustatten.
Die dafür eingesetzte Technologie basiert auf der künstlichen Intelligenz (KI) und trägt den Namen Anonymous Player Awareness System (APAS). Sie soll künftig automatisch erkennen können, ob der aktuell am Gerät zockende Kunde ein problematisches Spielverhalten aufweist.
Die Funktionsweise von APAS ist relativ unkompliziert: Sobald die Algorithmen des FOBTs registrieren, dass der Spieler in kurzer Zeit viele Einsätze tätigt, erscheint ein Warnhinweis auf dem Display. Gleichzeitig wird eine kurze “Cooling off”-Zeitspanne aktiviert, in der der Kunde kein neues Spiel starten kann.
Das APAS-System könnte in Shops mit oder ohne Personal helfen, Betroffene wirksamer vor einer Spielsucht und vor zu hohen finanziellen Verlusten zu bewahren. Wegfallende Jobs oder die fehlende soziale Nähe wird es jedoch nicht ersetzen können.
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