Legalisierung von Online-Glücksspiel in Deutschland: Industrie und Verbände äußern Kritik
Posted on: 24/01/2020, 12:09h.
Last updated on: 24/01/2020, 12:58h.
Nachdem die Deutsche Presseagentur in dieser Woche über eine Einigung der Bundesländer bei der Legalisierung des Online-Glücksspiels in Deutschland berichtet hat, kritisieren Industrie und Verbände den Entwurf zum neuen Glücksspielstaatsvertrag. Er enthalte zu viele Einschränkungen.
Wie Dr. Dirk Quermann, der Präsident des Deutschen Online Casinoverbands, am Mittwoch gegenüber dem Branchenmagazin games & business sagte, sei der Schritt zur Legalisierung virtueller Automatenspiele durchaus längst überfällig gewesen.
Der vorgeschlagene Entwurf enthielte allerdings Maßnahmen wie künstliche Wartezeiten, die „in der digitalen Welt gänzlich systemwidrig“ seien. Sie könnten zu einem Abwandern der Verbraucher führen.
Die wichtigsten Eckpunkte des neuen Entwurfs
- Casinospiele wie Online-Poker und Online-Spielautomaten sollen erlaubt werden.
- Das monatliche Einzahlungslimit pro Spieler soll 1.000 Euro betragen.
- Eine länderübergreifende Behörde soll Jugend- und Spielerschutz überwachen.
- Eine Sperrdatei soll pathologischem Spielen vorbeugen.
- Restriktion von Live-Wetten, um Wettmanipulation zu verhindern.
Deutscher Sportwettenverband ist kritisch
Auch der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) begrüßte in dieser Woche das Legalisierungsvorhaben zunächst, kritisierte allerdings den Plan, Live-Wetten zu begrenzen.
In einem Pressestatement teilte DSWV-Präsident Mathias Dahms mit:
„Besonders problematisch ist für uns die nur sehr enge Zulässigkeit von Live-Wetten ausschließlich auf das Endergebnis oder auf das nächste Tor bei Sportarten mit geringer Toranzahl wie zum Beispiel beim Fußball. Relevante Live-Wettmärkte wie Tennis, Handball oder Basketball sowie beliebte Live-Wettformen wie die Over-/Under-Wette könnten nicht mehr angeboten werden. Es darf nicht vergessen werden, dass die Live-Wette besonders populär ist und rund 60 Prozent aller Wetteinsätze ausmacht.“
Enttäuschte Verbraucher würden sich aufgrund der Einschränkungen Schwarzmarktangeboten zuwenden, die sich nicht an gesetzliche Vorgaben hielten.
Um die gesamten Folgen des neuen Regelwerks einschätzen zu können, bedürfe es allerdings einer weitergehenden Analyse.
Automatenwirtschaft fordert mehr Engagement für Spielhallen
Die Gauselmann Gruppe bewertet den Legalisierungsentwurf grundsätzlich positiv. Er könne dazu beitragen, dass „Grau- und Schwarzmärkte ausgetrocknet werden“, so Vorstandsfunktionär Manfred Stoffers.
Ähnlich sieht es auch Dr. Daniel Henzgen von Löwen Entertainment. Er führt jedoch aus, dass die Automatenwirtschaft diskriminiert werde. Veraltete Regeln für Spielhallen blieben bestehen, „während das Online-Spiel an jedem Ort verfügbar sei.“
In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob der Entwurf zum Glücksspielstaatsvertrag in seiner jetzigen Form bestehen bleiben wird.
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