Britische Forscher kritisieren Glücksspielwerbung zum Start der Premier League
Posted on: 20/09/2023, 09:35h.
Last updated on: 20/09/2023, 09:35h.
Forscher der Universität Bristol kritisieren die Glücksspielwerbung, die zum Start der Premier-League-Saison in TV, Radio und Social Media ausgestrahlt wurde. Neueste Erhebungen hätten gezeigt, dass zahlreiche Werbebotschaften nicht als solche gekennzeichnet seien und es an Warnmeldungen zu potenziellen Glücksspielschäden fehle.
Laut Pressemeldung der Universität Bristol seien an dem Wochenende vom 11. bis zum 14. August insgesamt 10.999 Glücksspielwerbebotschaften ausgestrahlt worden. Mehr als die Hälfte von ihnen (6.966) sei auf die Live-Übertragungen der Spiele der Premier League entfallen.
Content-Marketing als problematische Glücksspielwerbung
Unter den aufgezeichneten Glücksspielwerbebotschaften hätten sich 391 Content-Marketing-Anzeigen befunden. Diese seien in 92 % der Fälle nicht eindeutig als Werbung gekennzeichnet gewesen.
Unter die von den Forschern der Universität Bristol gezählten Werbebotschaften fallen sowohl die Anzeige von Glücksspiellogos als auch Content Marketing. Content-Marketing-Anzeigen sind nicht immer eindeutig als Werbung zu erkennen. Die Werbebotschaften sind dabei in Inhalte eingebunden, die nicht zwingend mit der beworbenen Marke oder mit dem beworbenen Produkt in Zusammenhang stehen. Eine fehlende Kennzeichnung als Werbung stellt im Fall von Glücksspiel-Marketing allerdings einen Verstoß gegen die Werberichtlinien dar.
Außerdem hätten die Analysen der Forscher gezeigt, dass gerade einmal ein Viertel (20,6 %) der Glücksspielwerbung Mitteilungen zur Reduzierung von Glücksspielschäden enthalten hätte. In der überwiegenden Mehrheit der Werbebotschaften (81,3 %) habe es keine Hinweise zum für Glücksspiele geltenden gesetzlichen Mindestalter gegeben.
Hohe Reichweite der Social-Media-Werbung während der Premier League
In den sozialen Medien habe die Glücksspielwerbung am ersten Premier-League-Wochenende ebenfalls eine hohe Reichweite erzielt. Auf Social-Media-Plattformen seien im untersuchten Zeitraum 1.902 Glücksspielanzeigen geschaltet worden.
Diese hätten 34 Mio. Impressionen verzeichnet, seien also 34 Mio. mal gesehen worden. Den Forschern zufolge verdeutlichen diese Daten die Bedeutung, die soziale Medien als Werbekanal haben.
Dr. Raffaello Rossi, Dozent für Marketing an der Universität Bristol, kommentierte:
Die Selbstregulierung der Glücksspielindustrie hat völlig versagt. Das Hauptziel der Glücksspielindustrie ist der Profit, nicht das öffentliche Wohl. Daher werden sie natürlich keine Maßnahmen ergreifen, die das Glücksspiel und ihre Gewinne tatsächlich verringern. Deshalb muss die britische Regierung ihrer Pflicht nachkommen und die Menschen von räuberischem und exzessivem Glücksspiel-Marketing schützen.
Andere Länder wie Spanien, Italien und die Niederlande hätten, so Rossi weiter, schon längst strenge Werbebeschränkungen oder -verbote eingeführt. Die Vorschläge der Regierung zur Neuregulierung des Glücksspiels in Großbritannien hätte dies jedoch vollkommen ignoriert.
Ob die neuen Glücksspielgesetze im Land künftig tatsächlich auf die Regulierung von Glücksspielwerbung verzichten, bleibt allerdings noch abzuwarten. Derzeit befinden sich die Vorschläge der Regierung in der Konsultationsphase. Es ist also theoretisch möglich, dass es künftig über die Selbstregulierung der Branche hinaus weitere Beschränkungen für die Glücksspielwerbung geben könnte.
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