Lancet-Studie sieht globale Risiken durch Glücks­spiel­sucht

Posted on: 25/10/2024, 09:52h. 

Last updated on: 25/10/2024, 09:52h.

Die Glücksspielsucht könnte einer neuen Studie zufolge weltweit sehr viel weiter verbreiteter sein als angenommen. Zu diesem Fazit kommt eine Untersuchung des wissenschaftlichen Fachmagazins “The Lancet”, die am Donnerstag publiziert wurde.

Frau mit Smartphone
Auch viele Frauen sind von Spielsucht betroffen (Bild: Pixabay)

An der Lancet-Studie [Seite auf Englisch] zur Glücksspielsucht hatte ein Team aus Wissenschaftlern und Fachexperten aus den Bereichen Gesundheit, Glücksspielforschung, Risikokontrolle und Regulierungspolitik teilgenommen. Sie kam zu dem Schluss, dass weltweit bis zu 72 Millionen Menschen von einem Suchtverhalten in Bezug auf das Glücksspiel betroffen sein könnten.

Indirekt seien von den Auswirkungen durch das problematische Spielverhalten sogar sehr viel mehr Menschen betroffen. Die Studienautoren gehen davon aus, dass weltweit rund 450 Millionen Menschen unter den negativen Auswirkungen von Glücksspiel litten.

Louisa Degenhardt, Professorin an der Universität von New South Wales in Sydney und Co-Leiterin des Forschungsteams, erklärte:

Wir sprechen nicht mehr von Menschen, die ein Kartenspiel am Tisch spielen. Wir gehen davon aus, dass es weltweit etwa 72 Millionen Menschen sind, die durch Glücksspiele geschädigt werden. Diese Zahl wird wahrscheinlich noch steigen, da wir eine Zunahme der kommerziellen Organisationen beobachten, die die Menschen zu mehr Glücksspiel verleiten wollen.

Die mit dem Glücksspiel verbundenen Schäden seien weitreichend, warnten die Wissenschaftler. Sie beeinträchtigen nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden des Einzelnen, sondern wirkten sich auch auf Familien und Gemeinschaften aus. Dies könne lebenslange Folgen haben und bedrohe letztendlich den globalen Wohlstand.

Studie geht von großer Beteiligung am Glücksspiel aus

Die Autoren schätzen, dass im vergangenen Jahr weltweit 46 % der Erwachsenen und 17 % der Jugendlichen an einer Form des Glücksspiels teilgenommen haben. Davon werden zwischen 1 und 4 % als problematisch eingestuft.

Der Ansatz zu einem problematischen Spielverhalten sei um einiges höher. Demnach könnten schätzungsweise 5 % der Frauen und 11 % der Männer mit einem riskanten Verhalten spielen.

Inwieweit die in der Lancet-Studie zur Glücksspielsucht ermittelten Daten tatsächlich zutreffen, dürfte zumindest von der Branche infrage gestellt werden. Ähnlich geschah dies bei dem im vergangenen Jahr vorgestellten Glücksspielatlas Deutschland 2023. Dieser kommt auf eine Zahl von 1,3 Spielsüchtigen in Deutschland. Branchenvertreter warfen den Autoren daraufhin vor, dass die Ergebnisse auf „fragwürdiger und wissenschaftlich umstrittener Datengrundlage“ beruhen.

Verschärft hätten sich die Risiken der Glücksspielsucht laut Studie durch die globale Ausbreitung des Online-Angebots. Auf diese Weise habe „jeder, der ein Mobiltelefon besitzt, heute 24 Stunden am Tag Zugang zu einem Casino in seiner Tasche“, so Professor Dr. Heather Wardle, Co-Vorsitzendin der Forschungskommission.

Viel zu lange hätten die Regierungen der Gefahr aufgrund der lukrativen Steuereinnahmen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Autoren der Lancet-Studie fordern die Entscheidungsträger deshalb auf, Glücksspiel und Glücksspielsucht als ein Problem der öffentlichen Gesundheit zu behandeln.