Maltesischer Casino-Unternehmer im Zusammenhang mit Journalistenmord verhaftet
Posted on: 22/11/2019, 12:18h.
Last updated on: 07/07/2021, 04:40h.
Der bekannte maltesische Geschäftsmann und Casino-Unternehmer Yorgen Fenech ist am Mittwoch wegen des Verdachts der Beteiligung am Mord an der Investigativ-Journalistin Daphne Caruana Galizia verhaftet worden. Maltas Polizei nahm den ehemaligen CEO der Tumas Group, die unter anderem das Portomaso Casino in St. Julians betreibt, auf seiner Jacht vorübergehend fest.
Nur Stunden zuvor hatte der Manager die Niederlegung seiner Ämter bekanntgegeben.
Wie die maltesische Tageszeitung MaltaToday berichtet (link auf Englisch), werde Fenech von der Polizei als “Person von besonderem Interesses” behandelt, sei allerdings nach einer 40-stündigen Vernehmung auf Kaution aus dem Gewahrsam entlassen worden.
Die Bloggerin Daphne Caruana Galizia wurde am 16. Oktober 2017 durch eine Autobombe ermordet. Zuvor hatte sie kritisch über die Geschäfte des Konzerns „17 Black Limited“ berichtet, dessen Eigentümer Fenech gewesen sein soll. Den Verantwortlichen des Unternehmens wird vorgeworfen, Firmengelder im großen Stile im Ausland gewaschen und so am maltesischen Fiskus vorbeigeschleust zu haben.
Ein Zeitstrahl der Ereignisse
27. Februar 2017
Caruana Galizia bezichtigt 17 Black Limited der Geldwäsche und impliziert dabei sogar die maltesische Polizei und Wirtschaftsstrafanwaltschaft.
26. Mai 2017
Die Zeitung Malta Independent greift Caruana Galizias Story auf und veröffentlicht einen Bericht, der 17 Black Limited unterstellt, Firmengelder nach Panama geschleust zu haben.
16. Oktober 2017
Caruana Galizia wird durch eine Autobombe ermordet. Drei Tatverdächtige werden festgenommen und wegen Mordes angeklagt. Hintermänner und Auftraggeber der Tat werden nicht ermittelt.
09. November 2018
Reuters berichtet darüber, dass Yorgen Fenech wegen Geldwäsche-Ermittlungen von der Polizei vernommen wurde.
20. November 2019
Yorgen Fenech wird wegen des Verdachts der Beteiligung am Mord an Caruana Galizia vorrübergehend verhaftet und vernommen
Regierung bewertet Verhaftung kritisch
Während Fenech das Polizeigewahrsam unter Auflagen verlassen durfte, bewertet Maltas Regierung die Festnahme des Tumas-CEOs kritisch. Fenech, dessen Unternehmensgruppe auch das Oracle Casino in San Pawl il-Baħar (Malta) betreibt, sei wegen akuter Fluchtgefahr festgenommen worden. Eigentlich habe man jedoch weiter ermitteln wollen, um die Informationen eines vermeintlichen Mittelsmannes der Tat auszuwerten.
Aus diesem Grund äußerte sich Premierminister Joseph Muscat heute noch zurückhaltend über den Gesamtstand der Ermittlungen:
„Die Polizei hätte es vorgezogen, ihre Ermittlungen über den Mittelsmann abzuschließen […]. Dies ist ein wichtiger Fall und ich habe volles Vertrauen in die Ermittler. Ich verstehe, dass sie mehr Zeit brauchen. Die Analyse der Aussagen und Daten des mutmaßlichen Mittelsmannes wird noch durchgeführt.“
Der Mittelsmann, bei dem es sich um einen 41-jährigen Taxifahrer und Kredithai handeln soll, könnte Fenech womöglich schwer belasten und Aufschluss über die Hintergründe und Planung der Tat liefern.
So wurde Fenech zum Glücksspiel-Boss
Für Maltas gesamte Wirtschaft ist die Festnahme von Fenech ein Schock. Schließlich betreibt die Familie des Geschäftsmannes eine der größten Unternehmensgruppen der gesamten Insel.
Bereits vor mehr als 50 Jahren gründete Fenechs Vater, George Fenech, die Tumas Group und machte sich in diversen Branchen selbstständig. Hierzu gehört die Hotel- und Reisebranche, aber auch die Glücksspielindustrie.
Im Jahre 1998 wurde Tumas Gaming gegründet, die Dachorganisation für Glücksspiel innerhalb der Tumas Group. Sie kümmert sich um den Betrieb des im Juni 2006 eröffneten Portomaso Casinos und des ebenfalls in Malta ansässigen Oracle Casinos. Unter der Leitung von Fenech wurden zudem der Spielhallen-Ableger Bestplay und ein konzerneigenes Online Casino etabliert.
Tumas Gaming entwickelte sich auf diesem Wege zum mächtigsten Glücksspiel-Unternehmen der Insel und zum einzigen Betreiber mehrere Casinos.
Wie es nach Fenechs Rücktritt mit dem Konzern weitergeht, ist ungewiss. Bis auf Weiteres hat Ray Fenech, Yorgen Fenechs Onkel, die Geschäfte übernommen.
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