Wetten auf Corona in der Belegschaft: US-Konzern suspendiert Manager
Posted on: 21/11/2020, 05:30h.
Last updated on: 20/11/2020, 05:30h.
Zwei Führungskräfte des US-Lebensmittelkonzerns Tyson Food sind vom Dienst suspendiert worden, weil sie eine “geschmacklose” Tippgemeinschaft ins Leben gerufen haben sollen. Den Managern wird vorgeworfen, Wetten auf die Zahl der Corona-Infektionen in der Belegschaft organisiert zu haben.
Führungskräfte wetten auf kranke Arbeiter
In einem am Donnerstag veröffentlichten Statement zeigte sich Tyson-CEO Dean Banks erschüttert von den mutmaßlichen Wettaktivitäten der Führungskräfte in Waterloo, Iowa.
Das Unternehmen habe die Männer mit sofortiger Wirkung freigestellt und eine Kanzlei eingeschaltet, um eigene Ermittlungen durchzuführen. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, würden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um das „Übel mit der Wurzel auszureißen“.
Die suspendierten Manager sollen die Tippgemeinschaft Mitte April eingerichtet haben, als die Pandemie einen ihrer Höhepunkte erlebte. Gewettet worden sei, wie viele der insgesamt 2.800 Beschäftigten in Waterloo positiv auf COVID-19 getestet werden würden. Teilnehmen können hätten Mitglieder der ersten und zweiten Führungsebene.
Mindestens sechs Angestellte des Werks in Waterloo sind an den Folgen der Corona-Infektion gestorben. Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörde hat sich mit 1.000 Mitarbeitern mehr als ein Drittel der Belegschaft angesteckt, was in der gesamten Region zu einem massiven Anstieg der Fallzahlen geführt habe.
Der Schritt der Konzernspitze an die Öffentlichkeit folgt auf das Bekanntwerden mehrerer Klagen gegen das Unternehmen, in deren Kontext auch das Wettgeschehen ans Licht gekommen war.
Familien von an Corona verstorbenen Arbeitern werfen dem Fleischkonzern vor, sich aufgrund von Verstößen gegen den Arbeitsschutz während der Pandemie des Totschlags schuldig gemacht zu haben.
Angst um die eigene Gesundheit
Der Gewerkschaftspräsident der United Food and Commercial Workers International Union, Marc Perrone, zeigte sich US-Medien gegenüber entsetzt von den Vorgängen im Tyson-Werk in Waterloo:
Dieser schockierende Bericht von Vorgesetzten, die angeblich Wetten darauf abschließen, wie viele Arbeitnehmer infiziert werden, kranke Arbeitnehmer unter Druck setzen, am Arbeitsplatz zu bleiben, und die grundlegenden Sicherheitsstandards nicht durchsetzen, sollte jeden Amerikaner empören.
Tatsächlich sorgt nicht nur die geschmacklose Wette für harsche Kritik, sondern auch die zeitgleiche Weigerung des Managements, die Pandemie offiziell als Gefahr anzuerkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Stattdessen hätten die Angestellten, die in den Produktionshallen dicht an dicht arbeiteten, dann zur Arbeit müssen, wenn sie Symptome zeigten. Gleichzeitig habe die Führungsebene aus Sorge, sich selbst anzustecken, das Werk gemieden.
Während sich Tyson Food gewillt zeigt, die Vorgänge rund um die Corona-Tippgemeinschaft aufzuklären, forderte das Unternehmen das Gericht auf, die Klagen der Angehörigen abzuweisen. Es sei unmöglich zu klären, ob sich die Verstorbenen am Arbeitsplatz oder woanders angesteckt hätten, so der Konzern.
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