Bericht: Mangelnder Spieler­schutz in Schweizer Casinos?

Posted on: 24/06/2024, 09:35h. 

Last updated on: 24/06/2024, 09:35h.

In der Schweiz konnte das Glücksspiel im vergangenen Jahr beim Umsatz zulegen. Kritiker monieren lokalen Medien zufolge nun, dass der Boom in den Schweizer Casinos auf einem zu geringen Spielerschutz basieren könnte. Auch der Branchenverband sieht Handlungsbedarf.

Schweiz, Glücksspiel
Schweizer Casinos generierten 900 Mio. CHF (Bildkomposition: Casino.org)

Nach Recherchen der Sonntagszeitung könnte zumindest ein Teil des guten Geschäftsergebnisses auf Einnahmen von Problemspielern beruhen. Grund dafür sei, dass die Spielerschutz-Konzepte der Casinos in der Schweiz Lücken aufweisen.

Nach Angaben des Schweizer Casino Verbands generierten die terrestrischen und Online-Spielstätten 2023 Bruttospielerträge in Höhe von über 900 Mio. CHF. Damit erreichte die Branche den höchsten Umsatz der vergangenen zehn Jahre. Treiber der Entwicklung sind Online-Casinos, die um gut 14 % zulegten. Im Vergleich dazu mussten terrestrische Spielstätten ein leichtes Minus von 1 % verkraften.

Zwar seien die Betreiber zur Einführung von Maßnahmen zum Schutz vor Spielsucht verpflichtet, diese seien jedoch unzureichend. So variierten die bei den Behörden eingereichten Sozialkonzepte je nach Unternehmen mitunter stark.

Dies könne im Einzelfall dazu führen, dass Betroffene im Rahmen eines einzigen Besuchs fünfstellige Beträge verspielten, ehe das Spielerschutz-Konzept in den Casinos greife. Dörte Petit von der Organisation Sucht Schweiz bemängelte gegenüber der Zeitung, dass Limits „von mehreren Zehntausend Franken nicht wirklich zu griffigem Spielendenschutz“ führten.

Auch Anbieter sehen Handlungsbedarf

Auch die Betreiber sehen Handlungsbedarf, um diesem Mangel zu begegnen. Demnach sei zumindest die Einführung von einheitlichen Schutzmaßnahmen in den Casinos erforderlich. Dies erklärte der Casino-Verbandspräsident Gerhard Pfister gegenüber der Sonntagszeitung.

Pfister betonte in dem Interview:

Die Casinos müssen prüfen, ob sich ein Spieler das Spielen leisten kann. Die meisten Spieler spielen vernünftig, und allen die gleiche Limite zu setzen, unabhängig von ihrem Einkommen, ist nicht zielführend. Kritisch sehe ich, dass Casinos unterschiedliche Sozialkonzepte haben.

Dies mache bei den terrestrischen Casinos aufgrund der persönlichen Betreuung vielleicht noch Sinn, so Pfister. Bei Online-Casinos hingegen brauche es seiner Meinung nach eine einheitliche Schutzpraxis für alle Spieler.

Für die Einführung effektiverer Spielerschutz-Konzepte in den Schweizer Casinos sieht der Verbandschef die Politik in der Pflicht. Die Erarbeitung entsprechender Anforderungen obliege der Eidgenössischen Spielbankenkommission (ESBK). Diese habe in dieser Hinsicht jedoch noch keine Aktivität gezeigt. Somit dürfte es auch weiterhin Kritik am Spielerschutz in den Spielstätten geben.