Casinoprojekt gerettet: 35-Mio.-US-Dollar-Strafe für Wynn Resorts in Massachusetts
Posted on: 01/05/2019, 12:31h.
Last updated on: 01/05/2019, 12:31h.
Weil die ehemalige Führungsebene des Casinobetreibers Wynn Resorts im Verdacht steht, nicht angemessen auf die Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs gegen Firmengründer Steve Wynn reagiert zu haben, musste der Konzern um seine Glücksspiellizenz in Massachusetts (USA) zittern. Nun ist die Glücksspielbehörde des US-Bundesstaates zu einer Entscheidung gelangt: Wynn Resorts darf sein 2,6 Milliarden Casinoprojekt im Sommer eröffnen und zahlt eine Geldstrafe in Höhe von 35 Millionen US-Dollar.
Mit einem blauen Auge davongekommen
Nach Monaten des Bangens um seine Glücksspiellizenz im Staat Massachusetts kann der Wynn-Konzern nun aufatmen.
Trotz der Rekordstrafe in Höhe von umgerechnet rund 31,2 Millionen Euro, die die Massachusetts Gaming Commission (MGC) nun verkündete, ist das Unternehmen, dessen Jahresumsatz auf rund 4,47 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, mit einem blauen Auge davongekommen.
Ein Lizenzentzug hätte nicht nur das Aus für das Unternehmen in Bezug auf das in Startlöchern stehende Prestigeprojekt Encore Boston Harbor bedeutet.
Auch die ohnehin bereits nervösen Anleger hätten den Aktienkurs des börsennotierten Konzerns vermutlich auf eine massive Talfahrt geschickt.
Das Encore Boston Harbor in Everett, Massachusetts, hätte eigentlich Wynn Everett oder Wynn Boston Harbor heißen sollen. Nach Bekanntwerden des Skandals um Firmengründer Steve Wynn wurde dessen Name aus dem 2,6 Milliarden-Projekt gestrichen.
Das Luxus-Casinoresort soll am 23. Juni 2019 erstmalig seine Pforten öffnen. Auf dem 13,4 Hektar großen Gelände locken neben dem Hotel- und Casinokomplex mit 621 Zimmern und großem Spielbereich auch 13 Restaurants, ein Fünf-Sterne-Spa, ein Ballsaal und eine Vielzahl von Luxusgeschäften.
Teil des Konzeptes sind auch ein neuangelegter Park und eine Promenade am Mystic River.
Kein Freispruch erster Klasse
In ihrem nun veröffentlichten 54-seitigen Bericht (Seite auf Englisch) kommt die MGC zu dem Schluss, dass die damalige Konzernspitze der Wynn-Gruppe in Bezug auf Belästigungs- und Missbrauchsberichte über Firmengründer Steve Wynn in diverser Hinsicht schwere Versäumnisse begangen habe.
Die Behörde listet in ihrer Urteilsbegründung diverse Fälle auf, in denen Ex-CEO Wynn als Aggressor nicht nur nicht zur Rechenschaft gezogen wurde, sondern seine Übergriffe aktiv von Schlüsselfiguren des Unternehmens unter den Teppich gekehrt wurden.
7,5 Millionen US-Dollar fürs Schweigen?
So beschreibt der Bericht unter anderem einen Fall, der sich im Jahr 2005 ereignete:
Nachdem Steve Wynn eine Angestellte des damals neu eröffneten Wynn Las Vegas vergewaltigt und dabei geschwängert habe, habe sich die Frau an ihren Vorgesetzten gewandt.
Dieser habe die Vorwürfe an den damaligen Vorstandsvorsitzenden des Casinos weitergetragen, der ein persönliches Treffen mit dem Opfer anberaumt habe.
Binnen weniger Tage sei eine Einigung erzielt worden, die der Frau eine Zahlung von 7,5 Millionen US-Dollar aus dem Privatvermögen Wynns zugesichert habe. Im Gegenzug habe das Opfer eine Schweigevereinbarung unterschrieben.
Laut Bericht seien mindestens sechs hochrangige Mitglieder der Wynn-Gruppe über die Vorgänge informiert gewesen. Keines von ihnen habe weitere Maßnahmen in die Wege geleitet.
Neuanfang rettet Wynn Resorts
Der einzige Grund, warum man bereit sei, Wynn Resorts auch künftig in Massachusetts operieren zu lassen, so die MGC in ihrem Bericht, sei der rigorose Umgang der neuen Verantwortlichen mit dem Thema seit Bekanntwerden der Vorwürfe Anfang 2018.
Seither habe das Unternehmen eine Vielzahl von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um Fehler der Vergangenheit künftig auszuschließen und seine Mitarbeiter zu schützen.
Unter anderem lobend erwähnt wird der Komplettaustausch des Vorstandes, neu eingeführte Trainings und Workshops für Beschäftigte sowie die Implementierung neuer Richtlinien in den Spa-Bereichen des Unternehmens zum Schutz der Angestellten.
Optimistisch mit Vorbehalten
In ihrem Bericht zeigt sich die MGC vorsichtig optimistisch, was die Zukunft des Wynn-Konzerns in Massachusetts betrifft:
Obwohl die über die vergangenen Jahre geleisteten Versäumnisse nach wie vor Anlass zur Sorge böten, erfülle das neue siebenköpfige Führungsteam, das seit dem vergangenen Jahr die Verantwortung für den Konzern übernommen habe, die strengen Anforderungen der MGC.
Jedes Mitglied hatte sich einem intensiven Backgroundcheck durch die Ordnungswächter unterziehen müssen.
Nun da der Abschlussbericht der MGC vorliegt, kann der Wynn-Konzern hoffen, nach knapp anderthalb Jahren wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu gelangen und sich erneut auf seine Kernkompetenzen, den Betrieb von Casinos, konzentrieren zu können.
Ganz ausgestanden dürfte die Thematik allerdings noch nicht sein: Die Ermittlungen gegen den Protagonisten der ganzen Geschichte, Multimilliardär Steve Wynn, sind bislang nicht abgeschlossen. Kommt es zum Prozess, dürfte auch sein ehemaliges Imperium wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten.
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