Medizinische Hochschule Hannover eröffnet Spielsucht-Ambulanz
Posted on: 01/01/2024, 05:30h.
Last updated on: 31/12/2023, 06:26h.
Im neuen Jahr 2024 startet an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ein neues Angebot für von Spielsucht betroffene Erwachsene. Geplant sei nach Angaben der MHH eine Gruppentherapie.
Dieses Behandlungsanbot soll eine Lücke schließen, denn bislang gebe es für Betroffene zwar Selbsthilfegruppen, Therapieangebote seien aber kaum vorhanden. Dies erklärte der Privatdozent Dr. Alexander Glahn.
Niedrigschwellige Spielsucht-Therapieangebote als Lösungsansatz
Dr. Glahn zufolge würden spielsüchtige Menschen dazu neigen, ihr Suchtproblem zu verdrängen. Sie hätten eine Scheu davor, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Genau an dieser Stelle solle das niedrigschwellige Angebot der MHH greifen.
Der Gruppentherapie liege der Ansatz des Metakognitiven Trainings zugrunde. Psychologin und Gruppenleiterin Christiane Kraft erklärte:
Bei dem Training geht es darum, die eigenen Denkverzerrungen aufzudecken und zu korrigieren.
So würden sich die Therapieteilnehmer unter anderem mit der Wahrnehmung von Wahrscheinlichkeiten auseinandersetzen. Als Zeitraum seien acht Wochen vorgesehen. Währenddessen solle einmal pro Woche ein Treffen stattfinden.
Wirkung des Glücksspielstaatsvertrags 2021 noch nicht abschätzbar?
Wie die MHH in einer Pressemitteilung betonte, seien derzeit 7,7 % der an Glücksspiel Teilnehmenden von einer Glücksspielstörung betroffen.
Die von der MHH angeführten Daten gehen auf die Ergebnisse des Glücksspielatlas Deutschland 2023 zurück. Diesem zufolge liege der Anteil der Spielenden an der Gesamtbevölkerung in Deutschland aktuell bei rund 30 %. Im Jahr 2007 hatte dieser Anteil noch bei 55 % gelegen. Gleichwohl forderte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert angesichts der Ergebnisse des Glücksspielatlas, unter anderem der Werbung für Sportwetten striktere Grenzen zu setzen.
Die Änderungen, die der Glücksspielstaatsvertrag 2021 mit sich brachte, sehe Dr. Glahn kritisch. Während vorher Online-Glücksspiele verboten gewesen seien, könnten nun Online-Poker, Online-Casinos und Online-Automatenspiele erlaubt werden. Somit hätten die Nutzer die Möglichkeit, jederzeit und überall zu spielen.
Demgegenüber betonen Branchenvertreter immer wieder, dass eine Legalisierung von Online-Glücksspiel verbunden mit dem Vorgehen gegen illegale Anbieter für einen größeren Schutz der Spieler sorgen. So sei mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 nicht etwa das Online-Glücksspiel-Angebot erhöht worden. Ziel sei es vielmehr, Spieler nunmehr in den regulierten Online-Glücksspielmarkt zu kanalisieren und so sicherzustellen, dass Maßnahmen des Spielerschutzes wie zum Beispiel Einzahlungslimits und Altersprüfungen greifen könnten.
Welche Folgen die Gesetzesänderung tatsächlich auf die Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland haben könnte, sei, so erklärte auch Dr. Glahn, schwer abschätzbar. Das Therapieangebot soll von einer Studie begleitet werden. Welche Fragen diese aufgreift und ob sie Hinweise auf die Wirkung der mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 eingeführten geben könnte, gab die MHH in ihrer Presserklärung nicht bekannt.
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