MGM zahlt bis zu 800 Millionen USD an Opfer von Amoklauf
Posted on: 04/10/2019, 01:45h.
Last updated on: 04/10/2019, 02:37h.
Das US-amerikanische Casino-Unternehmen MGM Resorts International will bis zu 800 Millionen US-Dollar (ca. 730 Millionen Euro) an die Hinterbliebenen und Verletzten des Amoklaufs von Las Vegas zahlen. Dies hat das Unternehmen am Donnerstag in einer Presseerklärung mitgeteilt.
Am 1. Oktober 2017 hatte ein Amokschütze aus einem der Zimmer des von MGM Resorts betriebenen Mandalay Bay Hotels mit Sturmgewehren auf die 22.000 Besucher eines nahegelegenen Musikfestivals gefeuert und dabei 58 Menschen getötet. Mehr als 1000 Menschen wurden bei dem Massaker verletzt.
Durch den nun erzielten Vergleich wird ein fast zwei Jahre andauernder Rechtsstreit über die Mitverantwortung des Hotel- und Casino-Konzerns beigelegt. Opferanwälte und Angehörige hatten dem Unternehmen vorgeworfen, seine Schutzpflichten gegenüber den betroffenen Hotel- und Festival-Gästen verletzt zu haben.
Der Attentäter, Stephen Paddock (64), war mit mehr als 20 Waffen und Tausenden Schuss Munition unkontrolliert in eine Suite im 32. Stock des Mandalay Bay Hotels eingezogen und hatte von einem geöffneten Fenster das Feuer auf die nichtsahnende Menschenmenge eröffnet.
Will MGM Resorts das Gesicht wahren?
Dass sich MGM Resorts mit den Opfern des Amoklaufs über eine finanzielle Kompensation einigen konnte, dürfte im Interesse der Hotel- und Casino-Kette sein. Noch im Sommer 2018 reichte das Unternehmen Zivilklagen gegen mehr als 1.000 Opfer ein (Link auf Englisch) und rief damit eine Welle der Empörung hervor.
Die MGM-Anwälte argumentierten, dass der Konzern zur Zeit des Amoklaufs alle notwendigen Sicherheitsauflagen erfüllt habe.
Nach US-Recht können Unternehmen bei Großveranstaltungen von der Haftung bei Todesfällen ausgeschlossen werden, wenn eine durch das Heimatschutzministerium zertifizierte Sicherheitsfirma mit der Kontrolle beauftragt wurde. Ferner kann ein Haftungsausschluss greifen, wenn ein Angriff mit Waffen als Terrorakt eingestuft wird.
Durch die Einigung scheint MGM Resorts von seiner juristischen Verteidigungsstrategie abzurücken und ein gütliches Auskommen erzielen zu wollen, womöglich auch aus finanziellen Gründen. Wie das Las Vegas Revue-Journal berichtete, haben der Amoklauf und seine Folgen die Umsätze des Mandalay Bay signifikant beeinträchtigt.
Der Prozess der Verständigung
Obgleich sich MGM Resorts in seiner Pressemitteilung nicht explizit bei den Opfern und Angehörigen entschuldigt, sei es ein Anliegen des Konzerns, eine Einigung mit den Betroffenen zu erzielen. Jim Murren, der CEO von MGM Resorts, sagte im Zuge des Vergleichs:
„Unser Ziel war es immer, diese Probleme zu lösen, damit unsere Gemeinde und die Opfer und ihre Familien im Heilungsprozess vorankommen können. Diese Vereinbarung mit dem Anwalt der Kläger ist ein wichtiger Schritt, auf den wir lange gehofft hatten. Wir haben immer geglaubt, dass ein längerer Rechtsstreit in diesen Angelegenheiten nicht im besten Interesse aller Beteiligten sein kann. Wir hoffen aufrichtig, dass diese Vereinbarung bedeutet, dass dieses Szenario vermieden werden kann.“
Dass es trotz der Einigung zu weiteren Verfahren kommen könnte, ist nicht ausgeschlossen, jedoch ist es unwahrscheinlich, dass sich die bisherigen Klägeranwälte mit weiteren Forderungen an MGM Resorts wenden werden. Robert Eglet, führender Anwalt der Klägerseite, begrüßte die Vereinbarung.
Eine große Geste von MGM Resorts?
Auch wenn die Einigung unter den gegebenen Umständen für Opfer und Unternehmen als annehmbarer Kompromiss erscheint, bleibt die Frage, ob MGM Resorts nicht mehr für die Betroffenen hätte tun können.
Wie im Mai veröffentlichte Gerichtsunterlagen belegen, ist die Unternehmensgruppe mit mehr als 750 Millionen US-Dollar (ca. 683 Millionen Euro) versichert. Ein Betrag, den das Unternehmen jetzt womöglich nutzen wird, um Entschädigungen an Opfer zahlen zu können.
Die als große Geste erscheinende Kompensation könnte sich also als kühle Berechnung erweisen. Der Eigenanteil an den Zahlungen von bis zu 800 Millionen US-Dollar dürfte jedenfalls geringer als erwartet ausfallen.
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