Der Strip im Dunkeln? Milliardäre streiten sich um Stromversorgung in Las Vegas

Posted on: 31/10/2018, 01:30h. 

Last updated on: 31/10/2018, 01:42h.

Der drittreichste Mann der Welt, Warren Buffet (88), hält ein staatlich kontrolliertes Monopol für die Stromversorgung in Las Vegas. Der Milliardär, der Platz 21 der Forbes Liste belegt, Casino-Tycoon Sheldon Adelson (85), will dies nun ändern. Eine Abstimmung der Bürger soll den Energiemarkt der Glücksspielmetropole öffnen.

Las Vegas bei Nacht
Las Vegas bei Nacht: Gehen hier bald die Lichter aus? (Quelle:pixabay.com/ngd3 licensed under CC0)

Las Vegas: Taghell auch in der Nacht

Las Vegas ist nicht denkbar ohne seine Neonreklamen und hell erleuchteten Casino-Komplexe. Das Spielerparadies in der Wüste von Nevada ist eine Stadt der Superlative, auch in Sachen Stromverbrauch. Wo Glücksritter nur hoffen oder auf ausgeklügelte Systeme setzen können, zeigt sich die Stadt für andere als wahre, nie endende Goldgrube: So lange Las Vegas existiert, ist der Strom seine Lebensader.

Allein der „Strip“, der Prachtboulevard der Metropole, und Las Vegas Downtown werden von 24.000 km Neonröhren illuminiert. 12,5 Millionen LEDs sorgen für die Beleuchtung des Springbrunnens des Bellagios und der Freemont Street. Schon die Stromrechnung für diese Beleuchtung beläuft sich jährlich auf rund fünf Millionen US-Dollar.

Das pyramidenförmige Hotel Luxor leistet sich auf seiner Spitze den mächtigsten Laserstrahler der Welt, um die unzähligen Lichter der Stadt bei Nacht zu überstrahlen. Er besitzt die Stärke von rund vier Milliarden Glühbirnen und ist noch in 400 km Entfernung auf dem Land zu sehen. Experten fanden heraus, dass der Laser selbst in 16 km Höhe noch ausreichend Kraft hat, einen Arbeitsplatz zu beleuchten.

Im Mandala Bay wird ein eigenes Kleinkraftwerk betrieben, um die in der Wüstenstadt unumgängliche Kühlung der Zimmer und Slot-Maschinen und die Beleuchtung des größten Ballsaals der Welt (ca. vier Fußballfelder) zu garantieren. Der Hotelkomplex beschäftigt 20 Mitarbeiter, deren Aufgabe es ist, Stromanschlüsse zu prüfen und Leuchtmittel zu wechseln.

Stromversorgung in Las Vegas: Alles aus einer Hand

Knapp 50 % des Stroms in der Stadt, deren Verbrauch mit über 20 Millionen Megawattstunden über dem von ganzen Ländern liegt, wird nahe Las Vegas von Kohlekraftwerken produziert. Den Rest liefert die Nevada Power Company, die auch für Betrieb und Wartung der 2500 km Leitungen in Las Vegas zuständig ist.

Bereitgestellt wird der Strom von dem Unternehmen NV Energy, die ein staatlich kontrolliertes Monopol für die Energieversorgung für den größten Teil des Bundessstaates Nevada hält. Der Vorsitzende der Holding hinter NV-Energy: Der 88-jährige US-Investor und Unternehmer Warren Buffet.

Warren Buffet: Der drittreichste Mann des Planeten

Warren Buffett
Hält mit seiner NV Energy das staatlich kontrollierte Monopol: Multi-Milliardär Warren Buffett
(Quelle:USA White House, US public domain)

Buffett, dessen Vermögen auf 83,3 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, ist laut Forbes-Liste 2018 nach Amazon-Chef Jeff Bezos (112 Milliarden Dollar) und Microsoft-Gründer Bill Gates (90 Milliarden Dollar) der drittreichste Mann der Welt.

Nicht unerheblich für den Reichtum Buffets dürfte die NV Energy sein, die den von über 5000 Lieferanten eingespeisten Strom nach Las Vegas transferiert und somit die Lebensader der Glücksspielmetropole bereitstellt und in Händen hält.

Initiative fordert Ende des Monopols – Bürger stimmen ab

Eine Initiative stellt sich nun gegen Buffet und NV Energy und fordert die Abschaffung des Monopols. Ihr bislang größter Erfolg: Am 06. November dieses Jahres werden die Einwohner Nevadas über den das Fortbestehen des Strommonopols abstimmen.

Prominentester und vermutlich reichster Unterstützer der Befürworter der Öffnung des Energiemarktes: Der Las Vegas Casino-Tycoon Sheldon Adelson.

Sheldon Adelson: Casino-Tycoon und Lobbyist

Sheldon Adelson
Fordert Neuregelung der Stromversorgung in Las Vegas: Casino-Tycoon Sheldon Adelson (Quelle:Bectrigger, licensed under CC 3.0)

Der 1933 in Boston geborene Adelson ist der Besitzer der Las Vegas Sands-Gruppe. Unter anderem gehören ihm das weltberühmte „Venetian“ in Las Vegas, das „Marina Bay Sands“ in Singapur und das, als erstes amerikanisches Casino-Ressort in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau eröffnete, „Sands Macau“.

Adelson, der sein Vermögen von geschätzten 37 Milliarden US-Dollar vor allem in und um Las Vegas und die Glücksspielindustrie machte, ist bekannt für seine Ambitionen, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Der 85-Jährige ist der republikanischen Partei seit vielen Jahrzehnten eng verbunden, für die Feierlichkeiten zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump steuerte er fünf Millionen US-Dollar als Spenden bei.

Ein Glücksspielmilliardär gegen Online-Casinos

Besonders engagiert zeigt sich Glücksspiel-Schwergewicht Adelson auch im Kampf gegen Online-Casinos. 2014 gründete er den Lobby-Verband „Coalition to Stop Online Gaming“ (dt. „Vereinigung zur Verhinderung des Online-Spiels“), der seither auf politischer Ebene intensiv daran arbeitet, die virtuelle Konkurrenz zu physischen Casinos kleinzuhalten und möglichst komplett auszumerzen.

Im Kampf gegen Online Glücksspielangebote geben sich Adelson und seine Mitstreiter als Kämpfer für die amerikanische Gesellschaft und deren Moral.

Online-Casinos ermöglichten Geldwäsche und Terrorfinanzierung, Betrug und weitere Straftaten, heißt es auf der Website der Vereinigung. Zudem stellten sie ein Risiko für Minderjährige und Personen mit Spielsucht dar und hätten gravierende negative Effekte auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten. Die Forderung der Lobbyisten:

Der Kongress muss jetzt handeln, um Amerikanische Familien vor dem Online-Glücksspiel zu schützen.

Die leise Ahnung, dass es weniger die Sorge um das Wohlergehen der amerikanischen Bürger als die um seine eigenen Bilanzen ist, die Casino-Multimilliardär Adelson in seinen Kampagnen umtreibt, drängt sich auch bei seinem Engagement für das Ende des Energiemonopols in Las Vegas auf.

Stromversorgung in Las Vegas: Profit und Nutzen

Öffnet sich der Energiemarkt für weitere Anbieter, könnte sich Adelson, der einer der größten Kunden der NV Energy ist, sich selbst im Bereich der Stromversorgung positionieren.

Inhaltlich ist der Unterschied für die Konsumenten bei der Entscheidung „Pro oder Contra“ Monopol marginal: Mehr erneuerbare Energien und niedrigere Kosten werden den Bürgern von beiden Seiten in Aussicht gestellt. Die wirklich großen Auswirkungen des Votums bekommen die Kontrahenten Buffett und Adelson gegebenenfalls zu spüren.

Abstimmung: Am Ende siegt die Angst

Dementsprechend haben Adelson und Las Vegas Sand sich den Wahlkampf einiges kosten lassen: Über 20 Millionen Dollar flossen bislang in die Überzeugungsarbeit, die die Initiative leistet, um das Monopol zu beenden.

Vermutlich nicht genug: Buffetts Pro-Monopol Fraktion investierte knapp 62 Millionen in den Erhalt ihrer Vormachtstellung. Unter anderem mit der Warnung vor einem Black-out, einem totalen Stromausfall, in Las Vegas, der eintreten könne, sollte es zu Änderungen bei der Stromversorgung kommen.

In diesem Fall gehen vorsichtige Schätzungen von knapp einer halben Milliarde Dollar Schaden pro Tag für die Metropole aus.

Ein Horror-Szenario, das fruchtet: Laut Umfragen scheint ein „Nein“ zum Ende des Monopols bei der Abstimmung in einer Woche sicher.