Britische Studie: Problemspiel unter ethnischen Minderheiten besonders verbreitet

Posted on: 12/12/2020, 05:30h. 

Last updated on: 11/12/2020, 02:29h.

Einer in dieser Woche veröffentlichten Studie zufolge ist problematisches Glücksspiel in Großbritannien unter Angehörigen ethnischer Minderheiten überproportional verbreitet. Gleichzeitig sei auch die Bereitschaft der Betroffenen, Hilfe zur Bewältigung von Spielsucht in Anspruch zu nehmen, deutlich erhöht.

Drei junge Frauen schauen in die Kamera
Laut Studie sind Angehörige verschiedener ethnischer Gruppen unterschiedlich oft vom Problemspiel betroffen (Quelle:unsplash.com/Omar Lopez)

Repräsentative Umfrage

Mitte der Woche veröffentlichte [Seite auf Englisch] die Spielerschutzorganisation GambleAware auf ihrer Webseite Erkenntnisse aus einer vom Meinungsforschungsinstitut YouGov im Herbst 2019 durchgeführten, zweiphasigen Befragung. Insgesamt wurden über 15.000 Interviews ausgewertet.

Ziel der Studie, so die Macher, sei ein besseres Verständnis für problematisches Spielverhalten in bestimmten Bevölkerungsgruppen. Aus diesem sollten anschließend Konsequenzen für Hilfsangebote abgeleitet werden.

Die Studie vergleicht das Spielverhalten von Angehörigen sogenannter BAME-Communities mit dem von Mitgliedern der Weißen Mehrheitsgesellschaft in Großbritannien.

Die Beschreibung BAME steht in Großbritannien für Black, Asian and Minority Ethnic und soll einen kollektiven Begriff für dunkelhäutige, asiatische und anderen ethnischen Minderheiten angehörende Menschen darstellen. Kritiker bemängeln unter anderem, dass der Ausdruck weitere, nationale Minderheiten wie beispielsweise Schotten und Waliser ausklammere und extrem heterogene Gruppen in einen irreführenden inhaltlichen Zusammenhang stelle.

Parallel zu der Studie stellte GambleAware einen Bericht zur Verfügung, der auf Basis von Forschungsliteratur einzuordnen versucht, auf welche Faktoren die festgestellten Unterschiede zurückzuführen sein könnten.

Eklatante Unterschiede

Laut GambleAware weise die Befragung insbesondere auf eklatante Unterschiede beim problematischen Glücksspiel zwischen Angehörigen von BAME-Communities und Weißen Briten hin.

So hätten bereits 20 % der Erwachsenen der ersten Gruppe negative Erfahrungen aufgrund ihres Spielverhaltens gemacht und 7 % der Befragten als Problemspieler identifiziert werden können. In der Vergleichsgruppe hätten 12 % der Befragten auf Schwierigkeiten infolge des Glücksspiels hingewiesen, lediglich 2 % fielen in die Kategorie Problemspieler.

Ebenfalls deutliche Unterschiede, so die Forscher, seien in der Haltung der Vergleichsgruppen in Bezug auf Hilfsangebote festgestellt worden. Mit 49 % habe knapp die Hälfte der Weißen Problemspieler angegeben, sich Unterstützung zu wünschen.

Dieser Wert sei unter den Angehörigen ethnischer Minderheiten deutlich höher gewesen: Hier hätten 75 % erklärt, externe Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen. 71 % der Befragten mit BAME-Hintergrund mit problematischem Spielverhalten hätten bereits Erfahrungen mit spezifischer Beratung oder Therapie gemacht. In der Vergleichsgruppe seien es lediglich 46 % gewesen.

GambleAware-CEO Marc Etches sieht in den Erkenntnissen der Studie einen Auftrag für die Zukunft. Er erklärte in einem Statement:

Die Prävalenz negativer Folgen des Glückspiels in den Communities ethnischer Minderheiten, verbunden mit der erheblichen Nachfrage nach Zugang zu Behandlung, Unterstützung und Beratung zeigt deutlich, dass die angebotene Versorgung weiter ausgebaut und verbessert werden muss.

Der Frage nach den Ursachen für die ungleiche Verteilung der Problemspielthematik widmet sich der parallel zur Studie veröffentlichte Bericht. Als eine ihrer Kernaussagen benennen die Autoren, dass struktureller Rassismus, Ungleichheit und Diskriminierung als treibende Faktoren für das überproportionale Auftreten problematischen Glücksspiels unter Angehörigen ethnischer Minderheiten in Großbritannien betrachtet werden können.