Verstoßen US-Sport­wetten-Anbieter gegen den Spieler­schutz?

Posted on: 05/09/2024, 08:37h. 

Last updated on: 04/09/2024, 07:39h.

Die Nutzung von Social Media ist in den USA längst eines der entscheidenden Marketingtools. Davon machen auch Buchmacher in großem Umfang Gebrauch. Einer wissenschaftlichen Studie zufolge könnten die Sportwetten-Anbieter mit ihren Posts jedoch gegen den Spielerschutz verstoßen.

BetMGM-Post
Die Forscher untersuchten Social-Media-Posts (Bild: X/BetMGM)

Wissenschaftler der Universität im britischen Bristol untersuchten in den vergangenen Monaten die Glücksspielwerbung auf Social-Media-Kanälen. Dabei konzentrierten sie sich auf das Werbeverhalten der großen Sportwetten-Anbieter in den USA in Bezug auf den Spielerschutz.

Im Fokus der Studie [Seite auf Englisch] standen die Anbieter BetMGM, DraftKings, ESPN Bet und FanDuel. Die Forscher ermittelten, dass die Online-Betreiber innerhalb von nur einer Woche über 1.300 organische Beiträge auf Facebook, Instagram, TikTok und X veröffentlichten.

Verstöße gegen eigene Spielerschutz-Regeln

Die Initiatoren stellten im Rahmen ihrer Studie mehrere Verstöße gegen die von den Sportwetten-Marken selbst aufgestellten Regeln zum Spielerschutz fest. Demnach enthielten über 1.000 und damit mehr als 75 % ihrer Posts keine Hinweise zum verantwortungsvollen Glücksspiel.

Die Glücksspielanbieter haben sich in den USA ein Regelwerk zur Gewährleistung des Spielerschutzes auferlegt. Dazu zählt neben dem Angebot eines fairen Spiels eine Reihe von Werberichtlinien. Feste Bestandteile davon sind das Verbot der Adressierung von Minderjährigen, die Einblendung von Hinweisen für ein verantwortungsvolles Glücksspiel sowie von Hilfsangeboten für Problemspieler.

Die Forscher förderten überdies die erhebliche Reichweite der untersuchten Posts zutage. Demnach verzeichneten die vier Sportwetten-Betreiber innerhalb einer Woche rund 29 Millionen Aufrufe auf den Social-Media-Plattformen. Dort generierten sie über 1,1 Millionen Likes und wurden über 60.000 Mal geteilt.

Allerdings waren 58 % der Posts nach Auswertung der Forscher nicht als Werbung markiert. Dies wäre ebenso ein Verstoß gegen den Spielerschutz seitens der Sportwetten-Marken wie die Adressierung von Minderjährigen. So hätten 8 % der Posts einen an Jugendliche adressierten Inhalt gehabt.

Die Leiterin der Studie, Dr. Raffaello Rossi, betonte im Hinblick auf das Ergebnis:

Die schiere Menge an Glücksspielwerbung, gepaart mit einem Mangel an Warnhinweisen und Botschaften zum verantwortungsvollen Spielen, spiegelt eine aggressive Marketingstrategie wider. Sie zielt darauf ab, Glücksspiel als harmlose und spaßige Aktivität zu normalisieren.

Im Gegensatz zu den beanstandeten Inhalten hätten die als Werbung gekennzeichneten Posts keine Hinweise auf Verstöße aufgewiesen. Die gut 300 Veröffentlichungen hielten sich demnach an die Regeln zum Spielerschutz.

Der US-Glücksspielverband AGA wehrte sich in einem Statement gegen die Kritik am fehlenden Spielerschutz der Sportwetten-Betreiber. Er wies darauf hin, dass es sich bei den Social-Media-Inhalten, die keinen Hinweis auf verantwortungsbewusstes Spielen enthielten, um nicht gesponserte Beiträge gehandelt habe. Das bedeute, dass derartige Informationen gemäß den Bestimmungen des Verhaltenskodex nicht erforderlich seien.