Studie: britische Hochschulstudenten negativ vom Glücksspiel beeinflusst
Posted on: 06/09/2019, 02:23h.
Last updated on: 06/09/2019, 02:23h.
Die britische Wohltätigkeitsorganisation Young Gamers and Gamblers Education Trust (YGAM) veröffentlichte in dieser Woche eine aktuelle Studie über die Auswirkungen von Online Glücksspielen und Videospielen auf Studenten britischer Hochschulen.
Während die Studie einige besorgniserregende Erkenntnisse zutage förderte, begrüßte die britische Glücksspielbehörde, die UK Gambling Commission, den vom YGAM betriebenen Aufwand und kündigte an, künftig enger mit der Organisation zusammenarbeiten zu wollen.
88.000 Studenten könnten an Spielsucht leiden
Seit Anfang des Jahres arbeitete der Young Gamers and Gamblers Education Trust gemeinsam mit der Universität Bournemouth an einer umfangreichen Studie zum Thema Glücksspiel und dessen Auswirkungen auf das Leben von Hochschülern.
Die Studie basiert auf einer intensiven Befragung von 2.000 teilnehmenden Studenten verschiedener Jahrgänge und Fachrichtungen. Die Studie soll repräsentativen Charakter haben und somit generelle Hinweise darauf geben, wie britische Studenten vom Glücksspiel beeinflusst oder beeinträchtigt werden.
Die Autoren der Studie fanden heraus, dass 47 % aller Befragten innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens einmal an einer Form des Glücksspiels teilgenommen hätten.
Von diesen seien 16 % dem konkreten Risiko ausgesetzt, eine Spielsucht zu entwickeln. Hochgerechnet auf alle Hochschulstudenten des Landes gehörten somit gut 264.000 Studenten der Glücksspiel-Risikogruppe an.
Zu der Zahl der Spielsuchtgefährdeten ließen sich weitere 88.000 Studenten (8 % aller britischen Hochschüler) addieren, bei denen die Zeichen einer aktiven Spielsucht bereits deutlich ausgeprägt seien.
Finanzielle Sorgen als Ursache und Folge
Ein Hauptziel der Studie war, herauszufinden, aus welchen Beweggründen Studenten sich zum Glücksspiel veranlasst fühlten und welche Emotionen dabei erlebt würden.
52 % der Befragten hätten angegeben, Glücksspiele zu spielen, um Geld zu gewinnen. Für 38 % hingegen habe der Spaßfaktor im Vordergrund gestanden und jeweils 13 % hätten ihr Glücksspiel als einen angenehmen Nervenkitzel bzw. eine soziale Aktivität empfunden.
Das Glücksspiel an der Universität wird umso attraktiver, wenn man nur wenig Geld zur Verfügung hat und für Dinge wie Miete zahlen muss.
Allerdings hätten sich beim Vergleich zwischen Problemspielern und Nicht-Problemspielern klare Unterschiede bezüglich der Motivation zum Spielen gezeigt. So hätten 23 % der Problemspieler angegeben, dass ihnen das Glücksspiel helfe, sich in stressigen oder traurigen Lebenssituationen besser zu fühlen.
Das Glücksspiel hat auf mich eine befreiende Wirkung, da mir keine Tipps gegeben wurden, wie ich mit dem Stress an der Universität umgehen kann.
Ganze 40 % der glücksspielenden Studenten hätten angegeben, dass sich ihr Glücksspielverhalten negativ auf die eigenen Finanzen auswirke. Viele seien in dem typischen Muster gefangen, verlorenen Geldern hinterherzujagen und somit der Spirale des Glücksspiels nicht mehr zu entkommen.
In der Folge empfänden viele Studenten negative Emotionen, während sie am Glücksspiel teilnähmen. 34 % der Befragten gaben an, ein Gefühl der Enttäuschung zu verspüren. 21 % hingegen fühlten sich frustriert.
Auch seien viele Studenten bezüglich ihres Spielverhaltens von starken Schuldgefühlen geplagt, insbesondere dann, wenn größere Geldsummen verloren werden, als es das knappe Studentenbudget erlaube.
Viele Studenten wünschten sich in dem Zusammenhang bessere Beratungs- und Unterstützungsangebote seitens der Universität, um fern des Elternhauses zu lernen, besser mit den eigenen Finanzen zu haushalten.
Glücksspielwerbung riskant für Problemspieler
Auch das Thema der Glücksspielwerbung erhielt in Großbritannien zuletzt viel Aufmerksamkeit und Politiker und Spielsuchtexperten bezeichneten die Anzahl von Werbespots und -anzeigen als „exzessiv“.
Die Autoren der Studie befragten daher auch die teilnehmenden Studenten nach ihren Empfindungen gegenüber Glücksspielwerbung im Allgemeinen. Von den Nicht-Problemspielern hätten dabei 93 % angegeben, sich nicht von der Werbung beeinflusst zu fühlen.
Bei den Problemspielern hingegen habe sich ein deutlich anderes Bild gezeigt. So hätten 65 % der Problemspieler als direkte Folge einer spezifischen Glücksspielwerbung ungeplant gespielt.
Ein unterschätztes Problem?
Universitätsstudenten werden eher selten mit problematischem Spielverhalten und Glücksspielsucht in Verbindung gebracht. Die Aussagen der befragten Studenten zeigten jedoch, dass das Thema Spielsucht an der Universität unterrepräsentiert sei.
Aufklärungs- und Hilfsorganisationen wie GambleAware, Citizens Advice oder die National Gambling Helpline seien im Durchschnitt lediglich einem Drittel der Studenten ein Begriff. Am höchsten sei das Bewusstsein über zur Verfügung stehende Hilfsangebote dabei unter den Spielsüchtigen.
Vielen am Glücksspiel teilnehmenden Studenten hingegen sei nicht bewusst, dass Spielsucht in ihrer Altersgruppe ein reales Problem darstellen könne.
Insgesamt gaben die Studenten an, nicht gern über die negativen Seiten des Glücksspiels zu sprechen. Das Thema der Spielsucht sei in den Augen vieler mit einem starken Stigma behaftet.
Die Autoren der Studie hoffen daher, dass die Universitäten des Landes künftig offener mit dem Thema Glücksspiel und Spielsucht umgehen werden. YGAM wolle zu diesem Zwecke enger mit Hochschulen und Studenten zusammenarbeiten. Auch sollen weitere erkenntnisreiche Studien folgen.
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