Neue Datenschutz-Grundverordnung von Mai 2018 zwingt Hendon Mob zur Löschung von Daten
Posted on: 10/09/2018, 11:57h.
Last updated on: 10/09/2018, 11:57h.
Ein Thread im Forum TwoPlusTwo wies in der vergangenen Woche darauf hin, dass die Spieler aufgrund der neuen Datenschutzbestimmungen der Europäischen Union (DSGVO) von 2018 nun ihre Daten aus dem Hendon Mob, der umfassendsten Poker-Datenbank, löschen lassen können.
In dem Thread bei TwoPlusTwo heißt es, dass der Hendon Mob nun gezwungen sei, nach jahrelanger missbräuchlicher Datensammlung aufgrund der DSGVO Spieler-Accounts zu löschen, sollten diese es wünschen. Ferner böte die Webseite den Spielern an, anstatt ihres bürgerlichen Namens ihren Spitznamen anzugeben.
Doch was ist an diesen Vorwürfen zum Missbrauch von Daten dran und in wieweit sind sie berechtigt? Ist die Datenbank The Hendon Mob mit der DSGVO vereinbar? Und welche Daten sammelt Hendon Mob eigentlich?
The Hendon Mob wurde im Jahre 2000 erstellt und begann ursprünglich als eine Gruppe von vier professionellen Pokerspielern aus London, England, die regelmäßig in verschiedenen britischen Poker TV Shows auftraten. Die vier Spieler sind:
- Joe Beevers
- Barny Bootsmann
- Ross Bootsmann
- Ram Vaswani
Die Webseite sammelt die Resultate der großen Pokerturniere und Casinoveranstaltungen. Mittlerweile umfasst die Datensammlung etwa 560.000 Spieler mit über 2,5 Millionen Resultaten.
Was beinhaltet die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)?
Die DSGVO ist seit dem 25. Mai 2018 in der gesamten Europäischen Union wirksam und ersetzt die seit langem überfälligen und fragmentierten Datenschutzvorschriften in den 28 Mitgliedstaaten der Union.
Sie hat das Ziel, den Schutz der personenbezogenen Daten einheitlich zu regeln. Zuwiderhandlungen können mit hohen Sanktionen geahndet werden.
Mit der DSGVO sollen die Rechte der Verbraucher ausgeweitet werden. Ein Novum der neuen Verordnung ist unter anderem das Recht der Verbraucher, ihre Daten löschen zu lassen.
Die neue Europäische Datenschutzverordnung in deutscher Fassung kann hier heruntergeladen werden.
Der Hendon Mob bezieht Stellung zu den Vorwürfen
Ein Vertreter von Hendon Mob sprach sich gegen die Vorwürfe aus. Dabei nahm er insbesondere zum Vorwurf der missbräuchlichen Erhebung von Daten Bezug. Er sagte, dass ein Spieler der Speicherung seiner Daten bereits zustimme, wenn er sich in einem Turnier registriere.
Er äußerte weiterhin:
„Ja, die DSGVO hat zu Änderungen geführt, wie wir unser Geschäft betreiben, aber wir werden weiter hart arbeiten, um der Community zu dienen, um das Produkt zu verbessern, das wir Poker-Fans, Spielern und den Medien anbieten, und um unseren Traffic Jahr für Jahr zu steigern. Wir danken denjenigen, die Hendon Mob unterstützen, indem sie die Seite besuchen, uns auf den sozialen Netzwerken folgen und mit uns über unsere Seiten oder durch Initiativen in Kontakt treten.“
Die Meinungen der Poker Community
Die Ansichten der Spieler sind geteilt. So gibt es sowohl Gegner der Neuerungen als auch Befürworter. Manche Spieler finden die Diskussion sinnlos, da Hendon Mob eigentlich nur jene Daten verwende, die ohnehin öffentlich seien.
Dazu sagte ein Spieler:
„Wenn man sich bei einem Turnier in einem Casino anmeldet, sollte man davon ausgehen, dass der eigene Name auf Chipcount-Listen, in Blog-Posts und möglicherweise auch auf Bildern und in Live-Streams zu sehen ist. […]“
Allerdings stehen einige Spieler den Neuerungen positiv gegenüber. Boss716, ein Mitglied der TwoPlusTwo Community äußerte beispielsweise, dass es vielleicht Spieler gebe, die es bevorzugen könnten, anonym zu bleiben, da sie Konsequenzen im Berufsleben befürchten, sollte bekannt werden, dass sie Poker spielen.
Er sagte weiterhin:
„Ich bin ein großer Fan dieser Entscheidung. Ich wurde persönlich schon von Arbeitgebern dazu befragt, weil Poker-Resultate das erste sind, was man bei einer Google-Suche über mich findet. Und auch wenn Spieler Poker anders sehen, muss man die öffentliche Meinung einbeziehen, nach der 99 % der Leute Poker nicht als Geschicklichkeits- oder Denkspiel ansehen, sondern als Glücksspiel – und das sieht für viele Leute nicht gut aus.“
Spieler befürchten Steuernachzahlungen
Der Schutz der persönlichen Daten könnte nicht der einzige Grund sein, warum einige Spieler, insbesondere High-Stakes-Grinder, die Neuerungen der Datenschutzverordnung begrüßen, denn auch die europäischen Finanzämter nutzen möglicherweise die gesammelten Daten auf The Hendon Mob, um Spieler ausfindig zu machen, die Steuerschulden zahlen müssen.
Beispielsweise soll sich die spanische Regierung darum bemühen, von einigen prominenten deutschen Spielern die Zahlung von Steuerschulden zu erwirken. Auch sollen mehrere europäische Jurisdiktionen eingeräumt haben, die Daten im Hendon Mob zu nutzen, um mögliche Steuerbetrüger zu identifizieren. So soll Schweden THM genutzt haben, um die Gewinne von Pokerspielern zu verfolgen.
Der deutsche Profi Armin Mette soll erfolgreich gefordert haben, dass THM alle Verbindungen zwischen seinem echten Namen und der Höhe der Beträge, die er bei Live-Events gewonnen hat, entfernt. Mette, der heute in Wien, Österreich, lebt, hat seit 2011 bei Veranstaltungen rund um den Globus mehr als 400.000 US-Dollar gewonnen.
Allerdings bleibt zu beachten, dass The Hendon Mob nicht die einzige Datenbank ist, die die Ergebnisse von Pokerturnieren sammelt. Andere Webseiten führen ähnliche Datensammlungen. Allerdings sind diese nicht wie der Hendon Mob in der EU ansässig.
Das würde bedeuten, dass diese Seiten ihre Datenschutzrichtlinien nicht in absehbarer Zeit ändern werden. Es ist also möglich, dass sich für die Spieler nichts ändert, auch wenn sie ihre Daten aus THM löschen lassen.
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