Women in Games präsentiert Leitfaden für Gleichberechtigung in der Spielebranche
Posted on: 27/08/2022, 05:30h.
Last updated on: 26/08/2022, 11:56h.
Die britische Organisation Women in Games hat einen neuen Leitfaden herausgebracht, der die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen in der Spielebranche zum Ziel hat. In der aktualisierten Broschüre steht besonders die Geschlechtergleichstellung in der Videospiel- und E-Sport-Branche im Fokus.
Der Leitfaden [Seite auf Englisch] steht aktuell auf der Webseite der Organisation zum Download zur Verfügung. Verfasst wurde er von Marie-Claire Isaaman, CEO von Women in Games, und der wissenschaftlichen Beraterin Sharon Tolaini-Sage.
Die Herausgabe neuer Guidelines sei Isaaman zufolge notwendig geworden, weil sich die Spielebranche seit Herausgabe der alten Guidelines im Jahr 2018 massiv verändert habe. Isaaman weiter:
COVID-19 und seine anhaltenden Nachwirkungen haben Unsicherheiten mit sich gebracht, aber auch enorme Chancen für einen positiven Wandel. Globale Arbeitspraktiken und vor allem die Spielebranche selbst befinden sich im Wandel und dieser Leitfaden soll neue Impulse für die Fairness und Gleichstellung der Geschlechter geben.
Doch nicht nur die COVID-19-Pandemie habe zu massiven Veränderungen in der Branche gesorgt. Auch der Brexit und Bewegungen wie #MeeToo und #BlackLivesMatter sowie die weltpolitische Instabilität hätten zu einem drastischen Wandel beitragen. Dennoch habe es in Bezug auf Chancengleichheit keinen Fortschritt gegeben. Frauen seien in der Spieleindustrie nach wie vor unterrepräsentiert.
Forderung nach Veränderungen bei Bezahlung und Unternehmenskultur in der Games-Branche
Ein entscheidender Baustein für einen wirklichen Systemwandeln hin zu mehr Gleichgerechtigkeit sei eine faire Führung. Die Führungsebene wird daher im Guide dazu aufgerufen, Arbeitsumgebungen zu schaffen, in denen Minderheiten Platz haben und die Diversität ermöglichen.
Hinsichtlich der Chancengleichheit für Frauen genüge es nicht, schlichtweg deren Anzahl zu erhöhen und dies dann „Diversität“ zu nennen. Vielmehr sollte aktiv an der Zugehörigkeit der Frauen zur Unternehmenskultur gearbeitet werden.
Dies schließe gleiche Gehälter, Gleichheit bei Elternzeiten und eine Null-Akzeptanz-Politik bei jeder Form von Belästigung und Mobbing mit ein.
Daten der britischen Regierung [Seite auf Englisch] zum Jahr 2021 zeigen, dass in Großbritannien Frauen in der Games-Branche noch immer durchschnittlich 17,1 % weniger verdienen als Männer. Am ausgeprägtesten sei die Gender Pay Gap beim Spieleentwickler Sumo Digital. Dieser zahle Frauen im Durchschnitt rund 36 % weniger als ihren männlichen Kollegen. Am geringsten sei der Unterschied beim britischen Einzelhändler für Videospiele GAME, bei dem die Differenz zwischen den durchschnittlichen Gehältern bei 3,2 Prozent liegt. Frauen in Führungspositionen seien in der Games-Branche ebenfalls deutlich unterrepräsentiert. Ihr Anteil liege im Branchendurchschnitt bei gerade einmal 10 %.
Eine klare Empfehlung im neuen Leitfaden von Women in Games gilt dem Bereich der „positiven Aktionen“. Die Organisation unterstreicht dabei, dass es notwendig sei, aktiv unterstützende Maßnahmen für Frauen und Geschlechtergleichheit innerhalb der Unternehmen zu entwickeln. Dies betreffe sowohl das Recruiting von neuen Mitarbeitern als auch die Phase der Mitarbeiterentwicklung und des beruflichen Aufstiegs.
Notwendig sei darüber hinaus die klare Kommunikation der Werte. Nur, wenn innerhalb der Unternehmen klare Werte in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter kommuniziert würden, könne jeder den Zweck von dementsprechend getroffenen Maßnahmen verstehen und diese unterstützen.
Ob derartige Empfehlungen künftig dazu beitragen, die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben und die Gender Pay Gap zu verringern, werden wohl erst künftige Berichte zeigen. Von einem radikalen Wandel innerhalb kurzer Zeit dürfte jedoch auch in der Spielebranche nicht auszugehen sein.
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