Trugschluss „heiße Spiele“: Neues Urteil gegen britische Glücksspiel-Werbung?
Posted on: 19/04/2022, 02:25h.
Last updated on: 20/04/2022, 08:52h.
Glücksspiel-Betreibern in Großbritannien könnte neues Ungemach in Bezug auf ihre Marketingstrategien bevorstehen. So berichtet die britische Tageszeitung The Guardian von Hinweisen, nach denen Sanktionen drohten, falls sie den „Aberglauben“ von Spielern ausnutzten, um diese zum Zocken zu animieren.
Konkret gehe es um ein mutmaßlich anstehendes Urteil der Werbeaufsicht Advertising Standards Authority (ASA) gegen das Online-Casino PlayOJO. Dieses war Gegenstand einer Beschwerde geworden, da es damit geworben hatte, Nutzer zwischen „heißen“ und „kalten“ Spielen wählen zu lassen. So sei der Trugschluss genährt worden, dass künftiges Spielgeschehen aus vorangegangenem ableitbar sei.
Beeinflussbares Glücksspiel-Schicksal?
PlayOJO, Tochter des auf Malta ansässigen Glücksspiel-Betreibers Skill On Net Limited, soll den falschen Glauben an Muster im Glücksspiel genutzt haben, um sein britisches Online-Casino zu bewerben. Wie der Guardian berichtet [Seite auf Englisch], hatte die Seite im vergangenen Jahr mit einer Funktion gelockt, die „die einzigartige Chance” biete, zu sehen, bei welchen Spielen gerade eine “Glückssträhne laufe“.
So alt wie das Glücksspiel selbst ist auch der Gedanke, es kontrollieren zu können, falls man nur das System dahinter erkennt. Dabei hält sich der Glaube an real existierende Glückssträhnen ebenso hartnäckig wie die Vorstellung von „heißen“ Spielen.
Ob am Roulette-Tisch oder am Spielautomaten, sobald es zu Gewinn- oder Zahlenabfolgen kommt, meint so manch geneigter Spieler ein Muster zu erkennen, das es nun zu nutzen gilt. Der Glaube daran ist ein Trugschluss. Beim Glücksspiel bleiben die Wahrscheinlichkeiten immer gleich. Vorangegangene Ergebnisse stehen in keiner Verbindung zu kommenden.
So hätten die Nutzer die Möglichkeit, zwischen momentan gewinnträchtigen „heißen“ und wenig profitablen „kalten“ Spielen zu wählen. Dabei habe der Betreiber vorgeschlagen, auszuprobieren, ob die angebliche Glückssträhne bei ersteren anhalte beziehungsweise ob es möglich sei, das „Schicksal“ bei letzteren zu wenden.
Die Funktion habe laut Guardian bereits vor rund sieben Monaten zu einer offiziellen Beschwerde bei der zuständigen Werbeaufsicht ASA geführt. Mittlerweile sei sie im PlayOJO-Angebot nicht mehr abrufbar.
Irreführendes Marketing beim Online-Glücksspiel
Dennoch, so die Zeitung unter Berufung auf einen ihr vorliegenden Empfehlungsentwurf, sei davon auszugehen, dass auch die ASA die PlayOJO-Hinweise auf „heiße“ und „kalte“ Spiele als „irreführend“ und „unverantwortlich“ klassifizieren könnte. So suggeriere diese Form des Marketings fälschlicherweise, dass Spieler Kontrolle über den Ausgang des Spiels ausüben könnten.
Sollte es zu dem vom Guardian erwarteten ASA-Urteil kommen, dürfe dies Auswirkungen auf eine Vielzahl weiterer Glücksspiel-Anbieter in Großbritannien haben. So seien „heiße“ und „kalte“ Wetten auch immer wieder Thema bei Buchmachern gewesen.
Laut Guardian hätten sich auf Anfrage weder die ASA noch der Glücksspiel-Verband Betting & Gaming Council zu den angeblichen Vorgängen äußern wollen. PlayOJO hingegen habe erklärt, aktuell bestimmte „Marketingmaterialien zu überarbeiten“. Dies geschehe jedoch lediglich, „um Bedenken auszuräumen“. Eine offizielle Aufforderung seitens der Werbeaufsicht habe es nicht gegeben.
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