Niederlande: Neues Online-Glücksspielgesetz in Kraft getreten
Posted on: 01/04/2021, 10:05h.
Last updated on: 01/04/2021, 10:08h.
Heute ist in den Niederlanden das lang erwartete Online-Glücksspielgesetz Wet Kansspelen op Afstand (KOA) in Kraft getreten [Gesetzestext auf Niederländisch]. Mit diesem werden Online-Casinos und Online-Sportwetten in den Niederlanden erstmals vollumfänglich legalisiert. Glücksspiel-Anbieter aus dem In- und Ausland können sich ab heute um eine entsprechende Lizenz bewerben.
Wie die Glücksspielaufsicht Kansspelautoriteit (KSA) gestern Abend mitteilte, gebe es derzeit jedoch noch technische Probleme auf der für die Lizenzanträge vorgesehenen Plattform. Nichtsdestoweniger dürften die Anbieter, sofern ihre Anträge bewilligt werden, ab dem 1. Oktober erste Kunden aus den Niederlanden in Empfang nehmen.
Das Bewerbungsverfahren steht grundsätzlich allen Glücksspiel-Betreibern aus dem In- und Ausland offen. Um sich für eine niederländische Online-Glücksspiel-Lizenz zu qualifizieren, müssen diese jedoch harte Auflagen erfüllen. Zum einen müssen die Anbieter schuldenfrei sei und nachweisbar über genügend Eigenkapital verfügen. Zum anderen müssen sie der KSA überzeugende Spielerschutzkonzepte vorlegen.
Darüber hinaus dürfen sie in der Vergangenheit nicht gegen die niederländischen Glücksspielgesetze verstoßen haben und mit der KSA in Konflikt geraten sein. Das bedeutet, dass all jene Online-Casinos, die in den letzten Jahren von der Behörde abgestraft wurden, weil sie ohne Lizenz niederländische Kunden bedienten, keine Chance auf einen legalen Neustart erhalten.
Insgesamt erwartet die Niederländer ein zwar strikt regulierter, aber sehr liberaler Online-Glücksspiel-Markt. Anders als in Deutschland soll es beispielsweise kein pauschales monatliches Einsatzlimit geben. Während dieses in Deutschland in Zukunft bei 1.000 Euro liegen soll, sind die Niederländer dazu verpflichtet, bei Registrierung ein individuelles Einsatzlimit festzulegen.
Im Gesetzestext des KOA heißt es zudem, dass grundsätzlich keine Art des Glücksspiels verboten werden soll. Alle gängigen und bei Spielern beliebten Spiele aus Online-Casinos sollen lizenzierbar sein, um die Attraktivität des legalen Marktes zu steigern.
Darüber hinaus solle das Gesetz flexibel in Bezug auf potenzielle neue Formen des Glücksspiels bleiben. Die Gesetzgeber nennen in diesem Zusammenhang vor allem den sich rasch weiterentwickelnden Bereich E-Sport.
Landbasierte Anbieter ab heute in der Pflicht
Trotz seines Namens betrifft das neue Online-Glücksspiel-Gesetz auch die landbasierten Anbieter maßgeblich. Diese sind schon ab heute in der Pflicht, einige vom Gesetz vorgesehene Neuerungen umzusetzen. Dazu zählen unter anderem veränderte Werberichtlinien.
Nach dem neuen Gesetz gilt:
- Glücksspielwerbung darf keine Personen erreichen, die minderjährig, zwischen 18 und 24 Jahre alt sind oder sich vom Glücksspiel ausgeschlossen haben.
- Werbung darf keine zeitlichen Anreize und Sonderangebote, also bspw. Wortlaute wie „nur heute“ erhalten.
- Glücksspielprodukte dürfen weder aggressiv noch irreführend beworben werden.
- Spielhallenbetreiber und Automatenaufsteller müssen an jedem Spielgerät Hinweise auf verfügbare Spielerhilfen anbringen und dabei vor den Gefahren des Glücksspiels warnen.
Darüber hinaus müssen die 268 Lizenznehmer sich bereits jetzt mit dem zentralen Spielersperrregister (CRUKS) vernetzen. Die Berateragentur Sira Consulting schätzt, dass die Installationskosten dafür die Anbieter zwischen 80.000 und 140.000 Euro kosten könnten.
Darüber hinaus sei anzunehmen, dass CRUKS grundsätzlich zu langfristigen Verlusten für die Anbieter führen könnte. So könnte der verpflichtende Abgleich mit dem Register bei jedem Spielhallen-Besuch auf die Kunden abschreckend wirken und diese von häufigeren Besuchen abhalten.
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