Novomatic verkauft seinen Anteil an Casinos Austria
Posted on: 11/12/2019, 05:30h.
Last updated on: 10/12/2019, 08:46h.
In Österreich bahnt sich eine grundlegende Neuordnung des Casino-Marktes an: Der Glücksspielkonzern Novomatic gab am Dienstag bekannt, seinen Anteil von 17,19 % an der Casinos Austria AG (CASAG) abgeben und an die tschechische Sazka-Gruppe verkaufen zu wollen.
Bisher hält die Unternehmensgruppe des tschechischen Milliardärs Karel Komárek 38,3 % der CASAG-Anteile und ist damit schon jetzt der größte Aktionär des Casino-Betreibers.
Die Casinos Austria AG ist einer der bedeutendsten Glücksspielanbieter Österreichs. Die Firmengruppe betreibt in dem Land insgesamt zwölf Spielcasinos und ist darüber hinaus über die 100-prozentige Tochter Casinos Austria International an mehr als 30 weiteren Betrieben in 13 Staaten beteiligt.
2018 konnte die CASAG einen Umsatz in Höhe von 314,13 Millionen Euro erzielen, wodurch dem österreichischen Staat Steuereinnahmen von 124,53 Millionen Euro zufielen. Auch nach dem Verkauf wird Österreich mit einem Anteil von 33,2 % hinter dem Mehrheitsaktionär Sazka der zweitgrößte Anteilseigner an der CASAG bleiben.
Wie ein Firmensprecher erklärte, sei der entsprechende Verkaufsvertrag bereits am Dienstagmorgen unterzeichnet worden. Zum Kaufpreis machten beide Seiten jedoch keine Angaben. Dieser dürfte zudem noch nicht endgültig feststehen, da an den Verkauf eine Reihe rechtlicher Bedingungen geknüpft sind.
Nehmen die Mitbesitzer ihre Vorkaufsrechte wahr?
Tatsächlich besitzen die übrigen Anteilseigner der CASAG, wie beispielsweise die Wiener Privatbank Schelhammer & Schattera (5,3 %) oder die Privatstiftung Melchart (4,9 %) ein Vorkaufsrecht. Dieses räumt ihnen für die Dauer von einem Monat die Möglichkeit ein, entsprechend ihrer CASAG-Anteile von Novomatic ein Aktienpaket zu erwerben.
Erst wenn die Anteilseigner dieses Recht nicht ausüben, hätte Sazka Zugriff auf das gesamte Novomatic-Paket. Doch auch ohne diese Anteile dürfte Sazka nach dem Verkauf eine Mehrheit an der CASAG halten, nachdem die Kartellbehörden dem Deal zugestimmt haben.
Ein solches Vorkaufsrecht besitzt allerdings auch die österreichische Staatsholding Öbag, die 33,2 % der CASAG hält. Über das Für und Wider eines Kaufs dürften strategische Überlegungen entscheiden. So ist es möglicherweise nicht im Interesse des Staates, dass ein internationaler Konzern die Mehrheit an dem Casino-Betreiber übernimmt.
Allerdings dürfte es dem Staat äußerst schwerfallen, der Bevölkerung die Finanzierung des Kaufs eines Glücksspielunternehmens mit Steuergeldern zu erklären. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass die Geschicke der CASAG künftig von Tschechien aus gelenkt werden.
Immerhin besitzt die staatliche Holding eine Sperrminorität, mit der sie wichtige Entscheidungen des künftigen Besitzers beeinflussen kann. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass sich Sazka um eine kooperative Partnerschaft mit der Öbag bemühen wird.
In einem Sazka-Statement zu dem Verkauf heißt es dazu:
“Die Sazka Group sichert der ÖBAG öffentlich eine faire Vertretung in Aufsichtsrat und Vorstand für die Zukunft zu – unabhängig von der Höhe der Beteiligung der Sazka Group an der CASAG.”
Der Verkauf zeichnete sich ab
Mit der gestern bekanntgewordenen Entscheidung bestätigen sich Spekulationen, die bereits im November aufgekommen waren. Medienberichten zufolge habe Novomatic damals darauf gedrängt, den FPÖ-Politiker Peter Sidlo bei der CASAG als Finanzvorstand zu etablieren.
Im Gegenzug habe sich Novomatic ein Entgegenkommen seitens der Politik bei der Vergabe von Glücksspiel-Lizenzen erhofft, so die Berichte. Novomatic und FPÖ bestritten die Berichte daraufhin energisch.
Die Sazka-Vertreter sprachen sich trotzdem gegen eine Beschäftigung des Politikers aus. Nicht zuletzt deshalb schien das Verhältnis zwischen den wichtigsten Anteilseignern ernsthaft belastet.
Darauf lässt auch eine Aussage von Novomatic-Chef Harald Neumann zum Verkauf schließen:
“Die bisherige Eigentümerstruktur hat zu keiner zufriedenstellenden Entwicklung der Casinos Austria geführt.”
Nach den Turbulenzen blies der CASAG-Aufsichtsrat die Benennung des FPÖ-Mannes zum Vorstandsmitglied aus „wichtigen Gründen“ ab. Allerdings berichtete die österreichische Tageszeitung Der Standard am 9. Dezember, dass Peter Sidlo weiter auf seinem Einstellungsanspruch beharre.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, werden wahrscheinlich die Gerichte entscheiden. Schon jetzt dürfte Peter Sidlo jedoch klar sein, dass ihm der künftige CASAG-Mehrheitseigner nicht gerade wohlgesonnen sein wird.
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