Online Casinos verlegen Sitz von Gibraltar nach Ceuta in Nordafrika
Posted on: 28/01/2019, 03:26h.
Last updated on: 29/01/2019, 05:00h.
Sieben Online Casinos haben ihren Sitz nach Ceuta verlegt. Dies berichteten Medien aus der spanischen Enklave, die sich an der nordafrikanischen Küste befindet. Bei den betreffenden Unternehmen handelt es sich unter anderem um den in Gibraltar ansässigen Glücksspiel-Anbieter Betfred, um Suertia und um Mondobet.
Unklar ist noch, ob die Firmen aufgrund des Brexits vom zu Großbritannien gehörenden Gibraltar vollständig nach Ceuta verlegen oder ob sie einen Zweitsitz eröffnen. Die von Spanien verwalteten, nordafrikanischen Städte Ceuta und Melilla bieten zahlreiche Steuervorteile, die auch Unternehmen aus anderen europäischen Ländern, wie Spanien selbst oder Italien, locken.
Ceuta und Melilla
Ceuta und Melilla liegen an der nordafrikanischen Küste und gehören verwaltungstechnisch zu Spanien und damit zur Europäischen Union. Als Marokko im Jahr 1956 von Spanien unabhängig wurde, sind die beiden Städte zu spanischen Enklaven geworden. Seit 1995 besitzen sie den Status der autonomen Städte (spanisch: ciudad autónoma).
Ceuta und Melilla bieten gegenüber dem spanischen Festland viele Steuervorteile. Es werden hier beispielsweise nur 50 Prozent der sonst in Spanien üblichen Glücksspiel-Steuer fällig. Damit ist ein Sitz in Ceuta und Melilla auch für spanische Unternehmen interessant.
Um von Ceuta aus operieren zu können, müssen die Online Casinos mindestens die Hälfte ihres Personals hierin verlegen. Zudem muss sich der Steuersitz hier befinden. Regierungsquellen sollen bestätigt haben, dass dies bereits bei sieben Unternehmen der Fall ist.
So soll Betfred die Einschreibung ins Handelsregister bereits im Oktober 2018 vorgenommen haben. Weitere Unternehmen, die in einem Bericht von Gaming Intelligence genannt wurden, sind der spanische Glücksspielanbieter Suertia und der italienische Anbieter Mondobet. Darüber hinaus sollen vier weitere Online Casinos, die bisher namentlich unbekannt sind, ihren Sitz nun in Ceuta haben.
Entgegen dieser Bekanntmachung äußerte sich Mark Pearson, Medienchef bei Betfred, gegenüber CalvinAyre wie folgt:
„Wir verlegen unseren Hauptsitz nicht von Gibraltar nach Ceuta. Ich kann bestätigen, dass wir ein zusätzliches Büro in Ceuta eröffnen, aber die Zentrale wird in Gibraltar verbleiben.“
Als Folge des bevorstehenden Brexits ziehen sich immer mehr Glücksspiel-Anbieter aus Gibraltar zurück. Das britische Überseegebiet ist Teil Großbritanniens, bietet Glücksspielanbietern aber niedrigere Steuern. Von Gibraltar aus war es den Unternehmen bisher möglich, in der gesamten EU zu operieren.
Dies könnte sich mit dem Brexit allerdings ändern. Ziehen sich die Glücksspielanbieter aus Gibraltar zurück, hat dies auch Auswirkungen auf das benachbarte Spanien. Viele Spanier überqueren täglich die Grenze, um in Gibraltars Glücksspiel-Sektor zu arbeiten.
Während Gibraltar mit einem Prozent eine der weltweit niedrigsten Arbeitslosenquoten hat, ist die Arbeitslosigkeit in Spaniens Süden ein brisantes Problem. In der an der Nordgrenze zu Gibraltar liegenden Stadt Línea de la Concepción in der Region Cádiz liegt die Arbeitslosenquote derzeit bei 32 Prozent.
Dementsprechend groß ist das Interesse der spanischen Politiker, Glücksspielanbieter vom Abwandern, beispielsweise nach Malta, zu hindern. Unweit von Gibraltar wollen die Enklaven Ceuta und Melilla zum neuen Mekka für Glücksspielanbieter werden.
Niedrigere Steuern für Anbieter von Online-Glücksspielen
Im vergangenen Jahr hatte Spanien die Steuern für das Online-Glücksspiel um fünf Prozent von 25 auf 20 Prozent gesenkt. Ein Grund für die Steuersenkung war der Wunsch, dass sich mehr Online Casinos lizensieren und es damit weniger illegale Anbieter am Markt gibt.
Ausgenommen waren von der Steuersenkung zunächst Ceuta und Melilla, die bereits einen niedrigeren Steuersatz von 10 Prozent bieten. Zudem haben Ceuta und Melilla ihren Umsatzsteuersatz für elektronisch erbrachte Leistungen von acht auf gerade einmal ein halbes Prozent gesenkt.
Hiervon sollen künftig auch Online-Glücksspielanbieter profitieren. Dies hatte Daniel Conesa, Vizepräsident von Melilla, im November 2018 bekanntgegeben. Er hat unterstrichen, dass es gerade jetzt wichtig sei, die Firmen anzulocken, die aufgrund des Brexits Umstrukturierungen vornehmen.
Obwohl beide Städte die gleichen Steuervorteile bieten, hat sich bisher erst ein Online-Glücksspielanbieter für einen Sitz in Melilla entschieden. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der spanische Glücksspielanbieter Codere seinen Online-Geschäftsbereich nach Melilla verlegt hat. Daniel Conesa hoffe auf einen Sogeffekt und die Ansiedlung weiterer Unternehmen.
Auch die Regierung von Ceuta hat an der Ansiedlung von Glücksspielunternehmen ein großes Interesse. In diesem Jahr ist sie daher erstmalig auf der ICE London [Seite auf Englisch], der internationalen Casino- und Glücksspielmesse, anwesend.
Hier möchte die Regierung von Ceuta Unternehmen über ihre steuerlichen Vorteile aufklären und nicht nur all jene anlocken, die Gibraltar verlassen möchten, sondern auch das Interesse anderer Firmen wecken.
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