Online-Glücksspiel 2022: Die Entwicklungen am deutschen Markt
Posted on: 27/12/2022, 05:30h.
Last updated on: 23/12/2022, 09:19h.
Mit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrages 2021 begann im Juli des vergangenen Jahres das Bangen der Online-Glücksspiel-Anbieter um eine Lizenz für den deutschen Markt. Nachdem sich monatelang nichts tat, kam die Lizenzvergabe für virtuelle Automatenspiele in diesem Jahr ins Rollen. Ein Blick auf die Entwicklung des deutschen Glücksspielmarktes 2022 zeigt, wer es bislang auf die Whitelist des Glücksspielbehörde geschafft hat.
Die erste Lizenz für virtuelle Automatenspiele erhielt im Mai 2022 der Glücksspielkonzern Gauselmann für sein Tochterunternehmen Mernov. Mernov erhielt somit die Erlaubnis, die beiden Online-Spielhallen JackpotPiraten und BingBong zu betreiben.
Das Glücksspiel-Unternehmen Mernov änderte im August 2022 seinen Namen und firmiert nun unter der Bezeichnung Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel (DGGS). Zudem verlegte das Unternehmen seinen Firmensitz nach Berlin. Die Lizenz für das Anbieten virtueller Automatenspiele sowie das Betreiben der beiden lizenzierten Glücksspiel-Seiten sind von dem Namenswechsel jedoch nicht beeinträchtigt.
Vergabe von Lizenzen für virtuelles Automatenspiel läuft nur langsam an
Erst über einen Monat nach der ersten Lizenzvergabe für Online-Slots, im Juni, erhielt als zweiter Anbieter der Glücksspiel- und Sportwetten-Betreiber Tipwin eine Online-Glücksspiel-Lizenz für Automatenspiele vom zuständigen Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt.
Mittlerweile ist die Liste der lizenzierten Online-Spielotheken auf 18 Anbieter angewachsen. Darunter finden sich neben der DGGS drei weitere deutsche Unternehmen, die Sächsische Spielbanken GmbH, die Novo Interactive GmbH sowie Jokerstar. Ein Anbieter, Ruleo Alpenland, stammt aus Österreich. Bei den restlichen zugelassenen Online-Glücksspiel-Betreibern handelt es sich um Unternehmen mit Sitz auf Malta. Zu den jüngsten Zuwächsen auf der Liste gehören dabei die Glücksspiel-Betreiber Ladbrokes und bwin.
Obwohl die Liste legaler Online-Glücksspiel-Anbieter in diesem Jahr langsam, aber stetig gewachsen ist, beklagen Spielsucht-Experten und Marktbeobachter das noch verhältnismäßig geringe Angebot. Die Europäische Verbraucherzentrale Deutschland machte beispielsweise im November mit einem Projekt darauf aufmerksam, dass für viele Spieler nicht klar sei, welche Anbieter erlaubt seien und welche nicht.
Viele der verfügbaren Online-Glücksspiele seien nicht lizenziert, das legale Angebot dagegen noch gering. Bei Verbrauchern führe der Zwiespalt zwischen dem einerseits legalen Online-Glücksspiel in Deutschland und dem andererseits nur geringen Angebot lizenzierter Betreiber zu Unsicherheiten.
Einige internationale Glücksspiel-Betreiber, darunter Kindred, entschieden sich zudem ausdrücklich gegen den deutschen Markt. Aufgrund des langwierigen Lizenzierungsprozesses sowie der restriktiven Glücksspielgesetzgebung sei der deutsche Glücksspielmarkt nicht rentabel, so die Begründung der Kindred Group.
Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder nimmt ihre Arbeit auf
Wenige Wochen nach der Vergabe der zweiten Lizenz für das virtuelle Automatenspiel nahm auch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) ihre Arbeit auf. Anfang Juli übernahm sie die Bekämpfung des illegalen länderübergreifenden Online-Glücksspiels.
All ihre Aufgaben übernimmt die GGL mit Sitz in Halle (Saale) jedoch ab dem 1. Januar 2023. Bis dahin wird die Whitelist als gemeinsame amtliche Liste, in der die lizenzierten Glücksspiel-Anbieter aufgeführt sind, vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt veröffentlicht.
Vor wenigen Wochen gab die GGL jedoch bereits in einer Pressemitteilung bekannt, nun startklar zu sein. Damit ende die Übergangsphase wie geplant am 1. Januar. Entsprechende Strukturen und Prozesse seien aufgebaut. Die GGL übernehme zum Jahresanfang zudem rund 20 „gut eingearbeitete Beschäftigte“, die bisher übergangsweise mit der Erlaubniserteilung und dem Aufsichtsverfahren für das virtuelle Automatenspiel und Online-Poker zuständig gewesen seien.
Lizenzierung von Online-Poker-Anbietern und Online-Casinos ausstehend?
Während die Liste der legalen Anbieter virtueller Automatenspiele über die zweite Jahreshälfte hinweg beständig zunahm, sieht es bei den Anbietern von Online-Poker und Online-Casinospielen weiterhin recht leer aus. Bislang gibt es noch keinen einzigen Glücksspiel-Betreiber, der eine Lizenz für Online-Casinospiele erhalten hat.
Dagegen vermeldete der Glücksspiel-Konzern Entain im November, die erste Online-Poker-Lizenz erhalten zu haben. Mittlerweile hat das Landesverwaltungsamt die Liste um zwei weitere Online-Poker-Anbieter ergänzt. Damit dürfen nun auch bwin und Ladbrokes neben den Online-Spielautomaten Online-Pokerseiten auf dem deutschen Markt betreiben.
Wie die Lizenzierung im kommenden Jahr voranschreiten wird und wann mit der ersten Vergabe einer Online-Casino-Lizenz zu rechnen ist, ist bislang nicht absehbar. Ebenso wenig lässt sich voraussehen, ob sich das Angebot an virtuellen Automatenspielen erweitern wird oder ob es in seiner derzeitigen Form bestehen bleiben wird.
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