Paddy Power soll in Deutschland 40 Mio. Euro Steuern nachzahlen
Posted on: 15/02/2019, 05:30h.
Last updated on: 14/02/2019, 05:18h.
Dem irisch-britischen Sportwetten-Anbieter Paddy Power Betfair droht finanzielles Ungemach: Nach einem Urteil des Hessischen Finanzgerichts soll das Glücksspielunternehmen Steuerschulden in Höhe von 40 Millionen Euro begleichen. Insgesamt belaufen sich die Forderungen von Finanzämtern aus Deutschland und Griechenland sogar auf 55 Millionen Euro.
Die Richter am Gericht in Kassel entschieden, dass der Einspruch von Paddy Power gegen einen Steuerbescheid von 2012 unwirksam sei und dass die Buchmacher die damals festgesetzte Summe plus die seitdem aufgelaufenen Zinsen begleichen muss.
Sportwetten-Gigant Paddy Power Betfair
Die Power Betfair PLC ist einer der größten internationalen Sportwetten-Anbieter. Der Konzern entstand Anfang 2016 nach der 8 Milliarden Euro teuren Fusion der Wettbüros von Paddy Power und Betfair.
2017 erwirtschaftete Paddy Power einen Umsatz von rund 2 Milliarden Euro und gehört damit zu den weltweit führenden Wettbüros. Zu den Marken der Buchmacher gehören neben Paddy Power und Betfair auch Sportsbet, FanDuel (seit 2018) oder der Spezialist für Pferde- und Hunderennen, TVG.
Seit der Legalisierung von Sportwetten in den USA im Mai des letzten Jahres legen die Buchmacher einen verstärkten Fokus auf das Geschäft in den Vereinigten Staaten.
Die Anwälte von Paddy Power haben gegen das Urteil protestiert. Sie verlangen, dass das Finanzgericht genauer darlegen muss, wie es auf den Betrag von 40 Millionen Euro kommt.
Paddy Power will juristisch gegen das Urteil vorgehen
Nach Aussagen des Unternehmens übersteige die Summe die gesamten Umsätze, die Paddy Power im fraglichen Zeitraum in Deutschland erwirtschaftet habe. In einer Erklärung gab der Konzern dazu bekannt:
“Das Unternehmen wendet sich entschieden gegen die Grundlagen des Steuerbescheids, weshalb wir nach Beratung mit unseren juristischen Beratern und Finanzexperten zuversichtlich in die Berufung gehen werden.”
Ein Ende hat die juristische Auseinandersetzung mit dem Urteil also vorerst nicht gefunden. Zumindest muss Paddy Power keine weiteren Steuerbescheide aus Deutschland fürchten, denn der Konzern stellte seine Aktivitäten mit Online-Wetten hierzulande im Jahr 2012 ein.
Auch in Griechenland droht Ärger
Der juristische Ärger beschränkt sich jedoch nicht auf die Kasseler Richter. Auch in Griechenland erhielt Paddy Power nun eine saftige Aufforderung zur millionenschweren Nachzahlung. Dabei geht es um 15 Millionen Euro an nicht gezahlten Steuern, Strafzinsen und Gebühren, die der Konzern für die Jahre 2012 bis 2014 überweisen soll.
Doch auch hier zeigt sich das Unternehmen zuversichtlich, den Strafbefehl abwenden zu können. Ein Sprecher gab bekannt, dass im Januar 2019 sämtliche Forderungen der griechischen Finanzbehörden beglichen worden seien, weshalb die Nachzahlung jeder Grundlage entbehre.
Mit gerichtlichen Auseinandersetzungen kennt Paddy Power sich aus. Erst im letzten Oktober war der Konzern von der britischen Glücksspielaufsicht Gambling Commission zu einer Strafe von 2,5 Millionen Euro verurteilt worden. Die Aufseher sahen es damals als erwiesen an, dass die Buchmacher Kunden mit einem problematischen Spielverhalten nicht ausreichend vor den Gefahren einer Spielsucht geschützt haben.
Der Konzern kämpft mit der verschärften Gesetzeslage
Wie die anderen großen Buchmacher in Großbritannien sieht sich auch Paddy Power einem verstärkten Widerstand von Seiten staatlicher Kontrollbehörden und Spielschutz-Organisationen ausgesetzt.
Insbesondere die beschlossene Reduzierung der Maximaleinsätze bei den fixed odds betting terminals (FOBTs) dürfte die Umsätze gehörig unter Druck setzen. Im November beschloss die Regierung nach einer äußerst kontroversen Debatte, ab kommendem April bei den zu Tausenden in Englands Wettbüros und Pubs aufgestellten FOBTs die Einsätze von 100 Pfund Sterling auf dann nur noch 2 Pfund Sterling zu reduzieren.
Auch von Seiten der Werbeaufsicht gibt es Gegenwind, denn den Kontrolleuren ist die Zunahme von Werbespots der Wettindustrie für ihre Angebote während der Übertragung von Sportereignissen schon seit Langem ein Dorn im Auge. Sie kritisiert vor allem, dass dabei Minderjährige den Werbespots in zu hohem Maße ausgesetzt seien. Aus diesem Grund entschlossen sich die Buchmacher zu einer freiwilligen Reduzierung der TV-Werbung.
Der Aktienkurs sinkt kontinuierlich
Die Berg- und Talfahrt bei den Geschäften des Buchmachers zeigt sich auch am schwankenden Börsenkurs, der sich seit den letzten sechs Monaten vor allem abwärts bewegt. Nach einem Zwischenhoch mit Notierungen von über 100 Euro sank der Kurs kontinuierlich auf zuletzt rund 72 Euro ab.
Der Wertverlust wird noch auffälliger, wenn man drei Jahre zurückblickt. Lag der Kurs bei seinem Höchststand im Februar 2016 noch bei knapp 140 Euro, so hat er sich zwischenzeitlich nahezu halbiert.
Angesichts des Niedergangs dürfte es für das Management von Paddy Power wenig tröstlich sein, dass auch die Aktien von anderen Buchmachern wie der QVC Holding oder Tipico im letzten Jahr ebenfalls massiv an Wert verloren.
Immerhin zeigten die neuen Steuerschulden keine negativen Auswirkungen auf den Kurs: Seit Mittwoch stieg der Aktienwert von Paddy Power an den Börsen sogar leicht an.
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