Millionenstrafen für Spieler: Polen im Kampf gegen unlizenzierte Online-Casinos
Posted on: 21/07/2021, 01:58h.
Last updated on: 21/07/2021, 02:01h.
Polen geht mit der Androhung empfindlicher Geldstrafen gegen das illegale Online-Glücksspiel im Land vor. In dieser Woche veröffentlichte das Finanzministerium deshalb eine Warnung: Wer ohne polnische Lizenz ein Online-Casino betreibe oder auch nur in einem solchen spiele, begehe ein ernsthaftes Steuerdelikt. Sowohl Anbietern als auch Nutzern drohten Geldstrafen in Millionenhöhe.
Freundliche Erinnerung vom Finanzministerium
Aktuell halten 22 Anbieter eine polnische Lizenz zum Betrieb von Sportwetten im Land. Das Monopol für das Angebot von Online-Casinos sowie anderweitigen Online-Glücksspielen liegt beim staatlichen Betreiber Totalizator Sportowy.
Nichtsdestotrotz richten diverse, oft im Ausland lizenzierte Glücksspiel-Firmen ihr Angebot an polnische Spieler. Ähnlich wie bis zum Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrages in Deutschland argumentieren viele von ihnen mit EU-Recht, nach dem das Online-Monopol des Staates widerrechtlich sei.
Nun hat die polnische Regierung einmal mehr deutlich gemacht, auch weiterhin keine im Ausland lizenzierten Online-Casino-Betreiber zu dulden. In einer in dieser Woche veröffentlichten gemeinsamen Mitteilung [Seite auf Polnisch] erklärten das Warschauer Finanzministerium und die Nationale Steuerverwaltung deshalb, dass es sich beim illegalen Glücksspiel um ein Steuerdelikt handele, das sehr teuer werden könne:
Wir möchten Sie daran erinnern, dass die Teilnahme an einem ausländischen Glücksspiel oder an einem Glücksspiel, das entgegen den Bestimmungen des Glücksspielgesetzes oder den Bedingungen der Lizenz oder Erlaubnis organisiert oder durchgeführt wird, mit einer Geldstrafe von bis zu 120 Tagessätzen geahndet wird.
Medienberichten zufolge bedeute dies Strafen von bis zu 4,5 Mio. Złoty (ca. 980.000 Euro). Anbieter von nicht lizenzierten Online-Glücksspielen müssten derweil mit Strafen von umgerechnet bis zu 3,4 Mio. Euro und bis zu drei Jahren Gefängnis rechnen.
Knapp 15.000 gesperrte Glücksspiel-Seiten
In ihrem Statement betonen die Verfasser explizit, dass die legale Organisation von Online-Glücksspielen, mit Ausnahme von Pari-Mutuel-Wetten und Werbelotterien, unter das staatliche Monopol von Totalizator Sportowy falle.
Derweil agierten „Parteien, die ausländische Lizenzen und Genehmigungen zur Organisation von Glücksspielen“ nutzten, illegal. Dies gelte auch dann, wenn sie noch nicht auf der Blacklist der Regierung aufgeführt seien. Aktuell umfasst das öffentlich einsehbare und fast täglich aktualisierte Register gesperrter illegaler Glücksspielseiten über 14.600 Einträge.
Erst in dieser Woche gab der deutsche Online-Glücksspiel- und Sportwetten-Anbieter bet-at-home bekannt, seine Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr 2021 deutlich gesenkt zu haben. Ein Grund für die Korrektur sei der Rückzug vom polnischen Markt. Hier hatte eine Unternehmenstochter über Jahre versucht, ohne nationale Glücksspiel-Lizenz zu operieren, war jedoch an den Regulierungsbehörden gescheitert.
Mit der Betonung, auch die Nutzer von nicht lizenzierten Online- Angeboten mit hohen Geldstrafen belegen zu wollen, kommuniziert Polen eine der rigidesten Regelungen in Bezug auf das Online-Glücksspiel weltweit. Selbst bei ähnlicher Gesetzgebung richten die meisten Staaten ihren Fokus bei Sanktionen auf die Betreiber und nur selten auf ihre eigenen Bürger.
Inwieweit die angedrohten Strafzahlungen jedoch tatsächlich für den Durchschnittsnutzer von nicht lizenzierten Angeboten in Polen fällig werden könnten, bleibt ungewiss. So gab das Finanzministerium bislang nicht bekannt, welche Instrumente ihm zur Identifizierung und Verfolgung der Nutzer illegaler Glücksspiel-Seiten zur Verfügung stehen.
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